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Multitasking und was sonst noch so anfällt… Drei Erfahrungsberichte

Celia Hillo, Heidi Santakari und Johanna Yrjölä haben das Finnland-Institut in ihrem Volontariat/Praktikum bis zum Sommer 2016 unterstützt. Und haben für uns darüber geschrieben. Vielen Dank dafür!

Celia Hillo

Um ja nicht in Tränen auszubrechen, habe ich beim Abschiedskaffee versucht, an möglichst doofe Sachen zu denken. Da fiel mir das Aufräumen des Institutskellers ein. Ich dachte an die Regale voll mit Aktenordnern, leere Wanderausstellungskisten, kaputte Kaffeemaschinen von anno 1999 – doch es half alles nichts. Die Gefühle waren einfach da. Ich flüchtete aus dem Zimmer, um meine Tränen mit einer Serviette wegzuwischen, und kam dann gleich zurück, um den leckeren Kuchengeschmack nicht sofort zu vermissen. Doch vieles andere würde ich auf jeden Fall vermissen.

Das Jahr im Finnland-Institut ist wie im Nu vergangen, doch gleichzeitig habe ich unwahrscheinlich viel erlebt: vor allen Dingen viel Verantwortung, und auch beängstigend viele Fiesta-Salate, die ich mir in der Salatbar im Bahnhof Friedrichstraße zum Mittagessen geholt habe. Gleich zu Beginn meines Volontariats bin ich nach Süddeutschland gereist, um bei einer Ausstellungseröffnung eine Rede zu halten. Als ich in meinem Glitzerrock vor einem voll besetzten Saal stand – schweißgebadet – stellte ich nicht nur mich selbst in Frage, sondern auch, warum ich mich wohl gerade für dieses Outfit entschieden und wieso meine Chefin gerade mich für diese Aufgabe auserkoren hatte. Eigentlich hätte ich mich lieber in der Damentoilette verkriechen wollen, doch stattdessen stieg ich auf‘s Podest, um meine Rede zu halten, und nachher fühlte ich mich einfach grandios. Als ich meinen Platz neben dem Bürgermeister wieder einnahm, vollführte ich in Gedanken einen Siegestanz. „Das haben Sie gut gemacht“, meinte der Bürgermeister.

Das Volontariats-Jahr umfasste noch zahllose weitere Gründe, stolz zu sein, ebenso wie massenhaft Herausforderungen, Fettnäpfchen und urkomische Situationen. Es ist beispielsweise nicht so vernünftig, einer 40-köpfigen Kita-Gruppe gerade die Sequenz eines Mumin-Films zu zeigen, in der Killerpflanzen den armen Hemul verprügeln. Genauso unvernünftig ist es, diese Kindergruppe in die Nähe leicht zerbrechlicher Kunstwerke zu führen – es sei denn, man fungiert selbst als menschliche Mauer. Ein fertiges Manuskript für die Institutsarbeit gab es nicht, sondern Kreativität, Improvisation und Spontaneität waren gefragt. Die insgesamt vier Arbeitssprachen am Institut – Deutsch, Finnisch, Schwedisch und Englisch – sorgten in meinem Kopf manchmal für komplette Verwirrung. Ich bin nur froh, dass ich mich nicht mehr an die allerpeinlichsten Smalltalk-Momente erinnern kann, in denen mein Kopf genauso leer war wie der Kühlschrank in meiner WG. Andererseits habe ich auch kapiert, dass man auch nicht immer Perfektion anstreben muss. Das verschlingt nur fürchterlich viel Energie, und später erinnert sich niemand außer einem selbst daran, ob man die richtige Präposition eingesetzt hat oder nicht.

Ohne Stress geht so ein Volontariat nicht vonstatten, doch ich habe gelernt, ihn vor der eigenen Wohnungstür abzulegen. In Berlin kann man sich auch anderen Dingen widmen, statt sich Sorgen über die Arbeit zu machen. In kniffligen Situationen war die Unterstützung durch die Kollegen Gold wert, und mir fällt kein einziger Fall ein, über dem man nachher nicht hätte lachen können. Eine viel größere Herausforderung war für mich das Leben in der Großstadt und alles, was dazu gehört: sich an eine neue Kultur zu gewöhnen, ein Zuhause zu finden und sich darin wohlzufühlen, neue Menschen kennenzulernen und Freundschaften aufrechtzuerhalten. Es ist schon ein Lernprozess, wenn man in einer Arztpraxis in Tränen ausbricht, nur, weil der Führerschein nicht als Personalausweis anerkannt wird. Oder wenn man in der S-Bahn von einem aufgebrachten älteren Herrn zurechtgewiesen wird, da man schon wieder gegen irgendsoein ungeschriebenes Gesetz verstoßen hat. Oder wenn man laut auf Deutsch flucht, wenn man am Kottbusser Tor von einem Taschendieb überrascht wird.

Beim Abschiedskaffee habe ich mich bei meinen Kollegen für das bisher beste Jahr meines Lebens bedankt. Hinterher war mir das etwas peinlich, und ich habe mich gefragt, ob ich nun unbedingt gleich weinen und etwas so Klischeehaftes sagen musste. Ich kam allerdings zu dem Schluss, dass ich jedes Wort genauso gemeint hatte.

Übersetzung aus dem Finnischen: Suvi Wartiovaara

Celia Hillo war von August 2015 bis Juli 2016 als Volontärin am Finnland-Institut tätig.

 

Heidi Santakari

Vor genau einem Jahr, Anfang September 2015, begann ich mein 11 Monate langes Volontariat am Finnland-Institut in Deutschland. Ich habe mich schon lange vorher auf den Herbst gefreut. Nicht nur wegen meines Umzuges nach Berlin, ich freute mich auch darauf, in einem deutsch-finnischen Umfeld tätig zu sein und viel über die Arbeit zwischen beiden Kulturen zu lernen. Schon vorher wusste ich, dass ich am Empfang und in der Bibliothek des Instituts tätig sein würde und dass regelmäßig verschiedene Kulturveranstaltungen am Institut organisiert werden. Trotzdem war ich am Ende überrascht, wie vielseitig und abwechslungsreich dieses Jahr in Berlin verlaufen ist.

Physisch waren meine Hauptarbeitsplätze am Empfang und in der Bibliothek des Finnland-Instituts, wo ich den ankommenden Institutsbesuchern begegnete. Während des gesamten Jahres musste ich die unterschiedlichsten und manchmal verwirrendsten Fragen beantworten. So habe ich u.a. herausgefunden, wie man Schneestangen nach Berlin bekommt, wie man eine Wohnung in Helsinki findet und wie man einen Drucker-Papierstau repariert. Mit der Zeit konnte ich feststellen, dass sich alle Kollegen getrost darauf verließen, dass ich wusste, welche Gegenstände an welchen Orten im Institut zu finden waren.

Was mir besonders gut an der Arbeit gefallen hat, war, dass ich auf den vielen verschiedenen Veranstaltungen und auch sonst während des Institutsalltags so vielen unterschiedlichen Personen begegnet bin. Ich habe unendlich viele Geschichten von verschiedenen Leuten erzählt bekommen, warum sie sich gerade für Finnland so stark interessieren. Ich hatte viele Gelegenheiten, mich mit den kulturellen Unterschieden Finnlands und Deutschlands auseinanderzusetzen und Aspekte des Finnland-Bilds zu vermitteln. Außerdem habe ich wohl so viel finnische Literatur, Autoren und einzelne Werke, weiterempfohlen – so viel hatte ich vorher nie zuvor über Literatur gesprochen. Die schönsten Erfahrungen als Bibliotheksbetreuerin waren die Momente, wenn Bibliotheksnutzer ihre Bücher zurück brachten und gleichzeitig neue Bücher ähnlicher Güte ausleihen wollten.

Natürlich konnte ich auch an der Organisation und Durchführung verschiedener Veranstaltungen teilhaben. Es war toll mitzuerleben, wie viele unterschiedliche Vorbereitungen für die verschiedenen Veranstaltungen im Institut und auch mit Kooperationspartnern vonnöten sind, damit am Ende alles reibungslos und fehlerfrei vonstatten geht.

Im Laufe des Jahres konnte ich unendlich viele unterschiedliche Dinge erleben. Manchmal hatte ich gefühlt tausend Eisen im Feuer und mein Kopf musste Multitasking auf höchster Stufe betreiben. Trotzdem verlief das Volontariat im Großen und Ganzen betrachtet sehr entspannt – so wie man es von einem guten Arbeitsumfeld erwarten kann. Alles in allem war das Jahr in seiner Vielfältigkeit eine ganz wunderbare Erfahrung, und ich werde sicher alles Gelernte bei zukünftigen Herausforderungen gebrauchen können.

Heidi Santakari war von September 2015 bis Juli 2016 als Volontärin am Finnland-Institut tätig.

Übersetzung aus dem Finnischen: Johanna Meinel

 

 

Johanna Yrjölä: Stadt der Gegensätze

Vor vier Monaten betrat ich berauscht von Nervosität und freudigen Erwartungen das Finnland-Institut in Deutschland.  Damals wusste ich nicht wirklich, was mich während meines Praktikums erwarten würde. Ich wünschte mir, während der Zeit am Finnland-Institut meine Deutschkenntnisse zu verfeinern und viele interessante Akteure der Kulturszene zu treffen. Ich war gespannt, Einblicke in die Tätigkeiten und die Organisation eines Kultur-Instituts zu gewinnen, und in die Atmosphäre von Ausstellungseröffnungen und Podiumsdiskussionen eintauchen zu können.

Vom ersten Praktikumstag an wurden alle meine Vorstellungen erfüllt und letztendlich noch um viele weitere lehrreiche Erfahrungen ergänzt. Erfahrungen, die man nur während eines längeren Auslandsaufenthalts sammeln kann.

Zuallererst der Sprung ins kalte Wasser, rein in den deutschen Alltag, das neue sprachliche Umfeld und die Arbeitskultur. Ich fühlte mich, als ob die Bremsen meines Fahrrades bei einer Talfahrt versagen würden. Ich hatte keine Wahl, ich versuchte einfach im Sattel zu bleiben und hoffte, dass ich ohne größere Schäden ans Ziel gelangen würde. Jeder Tag forderte mich durch neue und unvorhersehbare Hindernisse heraus, brachte mich zum Stolpern durch neue Begrifflichkeiten und mir fremde Umgangsarten. Doch die Mühe lohnte sich. Mit der Zeit lernte ich darauf zu vertrauen, dass ich trotz mancher Pannen den vielen Herausforderungen gewachsen war – auch hier in Deutschland.

Die vergangenen vier Monate haben auch meine Einstellung zu Berlin grundlegend verändert. Die Stadt hat es durch ihre Vielseitigkeit, Unberechenbarkeit und Gegensätzlichkeit geschafft, mich gleichzeitig  zu begeistern, zu erstaunen und zu frustrieren. In Berlin sind die Extreme extremer als in Helsinki. Auf den Straßen der Stadt sieht man täglich luxuriöse Autos genauso wie Obdachlose, die ihren ganzen Besitz bei sich tragen.

Auf der anderen Seite ist die massive Beliebtheit Berlins leicht nachzuvollziehen.  Selten kann eine Stadt mit einem so vielseitigen Kulturangebot, einer so entspannten Atmosphäre und tagelangen Partys sowie einer gleichzeitig günstigen und schmackhaften Street-Food-Kultur glänzen. In fast keiner anderen Stadt lebt auf so engem Raum eine so große, bunte Menge von Menschen aus allen Ecken der Welt.

Das Finnland-Institut in Deutschland bot die perfekte Kulisse für das Beobachten der deutschen und europäischen Gesellschaft und ihre Veränderungen. Das Institut schien mir wie ein gemütlicher Hafen der Sicherheit in mitten der pulsierenden Großstadt, wohin ich mich gern, auch mit dem verbliebenen Schlaf in den Augen, morgens hinbegab.

Ich bedanke mich bei allen Institutsnasen für ein unvergessliches und lehrreiches Praktikum!

Johanna Yrjölä absolvierte von April bis Juli 2016 am Finnland-Institut ein Praktikum.

Übersetzung aus dem Finnischen: Johanna MeinelHarjoittelu Suomen Saksan-instituutissa on vastuun ja monipuolisten työtehtävien ohella myös silmiäavaava tilaisuus tutustua vieraaseen kulttuuriin ja kokeilla siipiään ulkomailla. Suomen Saksan-instituutin entiset harjoittelijat Celia Hillo, Heidi Santakari ja Johanna Yrjölä jakavat tuntemuksiaan ajastaan Berliinissä.

 

Celia Hillo

Välttääkseni itkun, yritin jäähyväiskahvien aikana miettiä mahdollisimman tylsiä asioita. Mieleeni tuli instituutin kellaritilan siivoaminen. Mietin kansiorivejä, tyhjiä kiertonäyttelylaatikoita ja rikkinäisiä kahvinkeittimiä vuodelta 1999 – mutta turhaan. Tunteet nousivat kuitenkin pintaan. Pakenin pyyhkimään kyyneleitä kakkuservettiin ja palasin tämän jälkeen juomaan kahvia, jonka makua ei heti tulisi ikävä. Muuta ikävöitävää riittäisi kylläkin.

Vuosi harjoittelijana instituutissa tuntui menevän silmänräpäyksessä, mutta kummallista kyllä tähän silmänräpäykseen on mahtunut valtavasti: ennen kaikkea vastuuta ja pelottavan monta Fiesta-salaattia Friedrichstrassen aseman salaattibaarista. Jo harjoittelun alkuvaiheessa lähdin Etelä-Saksaan pitämään puhetta näyttelynavajaisiin ja seisoessani täyden salin edessä glitterhameeseen pukeutuneena, kylmänhiki otsalla kyseenalaistin niin itseäni, asuvalintaani kuin pomon ideaa lähettää minut matkaan. Teki mieli piiloutua naistenhuoneeseen, mutta sen sijaan nousin korokkeelle pitämään puheen ja jälkeenpäin olo oli mitä mahtavin. Palatessani istumaan pormestarin viereen tanssin ajatuksissani voitontanssin. ”Das haben Sie sehr gut gemacht”, sanoi pormestari.

Vuoteen on mahtunut monia muitakin ylpeyden aiheita, haasteita, kömmähdyksiä ja hullunkurisia tilanteita. Esimerkiksi 40 vierailevalle päiväkotilapselle ei kannata näyttää sitä aivan pelottavinta Muumit-jaksoa, jossa tappajakasvit mukiloivat Hemulin. Samaa lapsiryhmää ei myöskään tule viedä helposti särkyvien taideteosten lähelle, ellei halua toimia ihmismuurina näiden välillä. Valmista käsikirjaa ei ollut, vaan työ instituutissa on vaatinut luovuutta, improvisaatiota ja heittäytymistä. Työnteko neljällä eri kielellä on usein sekoittanut pään, ja olen iloinen siitä, etten enää muista kaikkein kuumottavimpia small talk-hetkiäni, jolloin pääni on ollut yhtä tyhjä kuin oman kimppakämppäni jääkaappi. Toisaalta olen myös tajunnut, ettei täydellisyyttä kannata aina tavoitellakaan. Se vie vain hurjan paljon energiaa, eikä kukaan muu muista käytitkö oikeata prepositiota vai et.

Harjoittelu ei ole ollut stressiä vailla, mutta olen oppinut olemaan tuomatta sitä tuliaisena kotiin. Berliinissä on muutakin tekemistä kuin työasioista murehtiminen. Tiukoissa tilanteissa kollegoiden tuki on ollut kullanarvoista eikä mieleeni tule yhtäkään tilannetta, jolle emme olisi voineet nauraa jälkeenpäin. Harjoittelua haastavampaa on mielestäni ollut suurkaupunkiin asettuminen ja kaikki siihen liittyvä: vieraaseen kulttuuriin tottuminen, kodin löytäminen ja kodissa viihtyminen, ihmissuhteiden luominen ja ylläpitäminen. On luonnetta kasvattavaa itkeä lääkärin vastaanotolla, kun ajokortti ei kelpaa henkilökortiksi tai joutua S-Bahnissa vihaisen eläkeläissedän nuhtelemaksi, koska rikoit taas yhtä mielivaltaista kirjoittamatonta lakia ja huomata kiroilevansa saksaksi taskuvarkaan iskettyä Kottbusser Torilla.

Jäähyväiskahvien yhteydessä kiitin kollegoita elämäni tähän asti parhaasta vuodesta. Jälkeenpäin nolostutti hieman, ja mietin oliko pakko sekä itkeä, että sanoa jotain niin kliseistä. Tulin siihen tulokseen, että oli, koska tarkoitin jokaista sanaa.

Celia Hillo toimi Suomen Saksan-instituutin harjoittelijana elokuusta 2015 heinäkuuhun 2016.

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Heidi Santakari

Tasan vuosi sitten aloitin 11 kuukauden pituisen harjoittelun Suomen Saksan-instituutissa. Olin odottanut syksyä jo pitkään, pääsinhän paitsi muuttamaan Berliiniin, myös tekemään töitä suomalais-saksalaisessa yhteisössä ja oppimaan lisää kulttuurien välisestä toiminnasta. Etukäteen tiesin tulevani työskentelemään instituutin vastaanotossa ja kirjastossa, lisäksi tiesin toki instituutin järjestävän monipuolista kulttuuriohjelmaa. Kuinka monipuoliseksi ja vaihtelevaksi tämä vuosi Berliinissä lopulta muodostui, oli kuitenkin suuri myönteinen yllätys!

Fyysisesti tein töitä pääsääntöisesti instituutin vastaanotossa ja kirjastossa, joissa pääsin kohtaamaan kaikki instituuttiin saapuvat vierailijat. Vuoden aikana pääsin vastaamaan mitä monipuolisimpiin, joskus jopa hämmentäviin kysymyksiin. Harjoittelun aikana tuli selvitettyä muun muassa miten saada aurauskeppejä Berliiniin, kuinka löytää asunto Helsingistä tai kuinka korjata jumiutunut tulostin. Huomasin myös työkavereille kehittyneen vakaa luotto siihen, että tiesin mistä instituutin tiloista löytyy milloin mikäkin etsinnän kohteena oleva asia.

Yksi harjoittelun parhaimmista puolista oli ilman muuta erilaisten ihmisten kohtaaminen sekä erilaisissa tapahtumissa että myös instituutin arjessa. Sain kuulla lukemattomia syitä sille, miksi Suomi kiinnostaa, pääsin vaihtamaan ajatuksia Suomen ja Saksan kulttuurieroista ja tietenkin levittämään Suomi-kuvaa. Uskon myös suositelleeni suomalaista kirjallisuutta, kirjailijoita ja yksittäisiä teoksia enemmän kuin olen koskaan aiemmin kirjallisuudesta ehtinyt edes puhumaan! Kirjastonhoitajana koin parhaaksi asiakaspalautteeksi tilanteet, joissa asiakas kirjaa palauttaessaan kysyi lisää samankaltaista lisäluettavaa.

Luonnollisesti pääsin osallistumaan myös erilaisten tapahtumien suunnitteluun ja toteuttamiseen. Oli hienoa päästä kokemaan, kuinka paljon erilaista valmistelutyötä eri tapahtumat sekä instituutin sisällä että yhteistyökumppaneiden kanssa todella vaativat, jotta lopputulos on sujuva ja vaivaton.

Vuoden aikana pääsin kokemaan ja tekemään lukemattomia erilaisia asioita. Välillä oli tuhat rautaa tulessa, ja pääsi harjoittamaan multitaskingia täydellä teholla. Kuitenkin kokonaisuudessaan harjoitteluaika oli oikein leppoisaa ja rentoa – mitäpä muutakaan se voisi hyvässä työ-yhteisössä olla? Kaiken kaikkiaan vuosi oli monipuolisuudessaan aivan mahtava kokemus, ja sain instituutista kotiin viemisiksi paljon valmiuksia erilaisiin tulevaisuuden haasteisiin.

Heidi Santakari toimi Suomen Saksan-instituutin harjoittelijana syyskuusta 2015 heinäkuuhun 2016.

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Johanna Yrjölä

Neljä kuukautta sitten astelin jännityksen ja innostuksen sekaisin tuntein Suomen Saksan-instituutin ovista sisään. En oikeastaan tiennyt, mitä tulevalta työharjoittelultani oikeastaan odottaa. Toivoin hiovani puutteellista saksankielentaitoani ja tapaavani kiinnostavia kulttuurialan vaikuttajia. Pääseväni seuraamaan näköalapaikalta kulttuuri-instituutin toimintaa ja haistelemaan näyttelynavajaisten ja keskustelutilaisuuksien tunnelmaa.

Sittemmin toiveeni ovat käynyt toteen, mutta olen myös napannut kotiin viemisikseni paljon muutakin pääomaa. Sellaista tietotaitoa, jota vain lomareissua pidemmältä ulkomaan matkalta voi kartuttaa.

Ensi alkuun hyppy saksalaiseen arkeen, kieliympäristöön ja työkulttuuriin tuntui siltä, kun polkupyöräni jarrut olisivat pettäneet alamäessä. Minun oli vain yritettävä pysytellä kyydissä ja toivottava, että selviäisin maaliin ilman suurempia kolhuja. Vaikka miltei jokainen päivä tarjosi yllätystekijöitä ja sai minut kompuroimaan yhä uudestaan sanoissani ja ulkomaisissa tavoissani, vaivannäkö myös kannatti. Vähitellen opin luottamaan siihen, että kömmähdyksistä huolimatta pärjään kyllä – myös Saksassa.

Neljä viimeistä kuukautta on myös muuttanut perustavanlaatuisesti suhdettani Berliiniin. Kaupunki on onnistunut niin ihastuttamaan, hämmentämään kuin turhauttamaankin minut moninaisuudellaan, arvaamattomuudellaan ja vastakohtaisuudellaan. Berliinissä ääripäät ovat terävämpiä kuin Helsingissä. Kaupungin kaduilla näkee päivittäin niin paksusta tilipussista kieliviä luksusautoja kuin myös koko maallista omaisuuttaan mukanaan kanniskelevia asunnottomia.

Toisaalta Berliinin valtavaa suosiota on myös helppo ymmärtää. Harva kaupunki voi ylpeillä yhtä kattavalla kulttuuritarjonnalla, letkeällä meiningillä ja läpi viikonlopun kestävillä bileillä tai yhtä halvalla ja maittavalla katuruokakulttuurilla. Harvassa toisessa kaupungissa elää näinkin sopuisasti yhtä kirjava joukko ihmisiä maailman eri kolkista.

Elämme varsin ennalta-arvaamattomia ja muuttuvaisia aikoja maailmassa, jossa talous- ja pakolaiskriisi, kansainvälinen terrorismi ja Euroopan eriytyminen hallitsevat julkista keskustelua. Berliinissä tämä muutos on jatkuvasti läsnä. Saksan pääkaupunkiin on virrannut viimeisen vuoden aikana valtava määrä ihmisiä, jotka ovat tuoneet mukanaan kokemuksensa ja tarinansa hyvin toisenlaisesta todellisuudesta kuin omamme.

Suomen Saksan-instituutti tarjosi loistavat puitteet niin saksalaisen kuin eurooppalaisenkin yhteiskunnan ja sen muutoksen havainnointiin. Se tuntui suurkaupungin sykkeen keskellä kotoisalta turvasatamalta, jonne lähdin mielelläni niinäkin aamuina, jolloin uni vielä painoi silmissä. Kiitos unohtumattomasta ja opettavaisesta työharjoittelusta koko instituutin väelle!

Johanna Yrjölä toimi Suomen Saksan-instituutin harjoittelijana huhtikuusta heinäkuuhun 2016.Celia Hillo, Heidi Santakari und Johanna Yrjölä haben das Finnland-Institut in ihrem Volontariat/Praktikum bis zum Sommer 2016 unterstützt. Und haben für uns darüber geschrieben. Vielen Dank dafür!

Celia-Hillo_Foto_Rosa-Bodenstab

Celia Hillo

Um ja nicht in Tränen auszubrechen, habe ich beim Abschiedskaffee versucht, an möglichst doofe Sachen zu denken. Da fiel mir das Aufräumen des Institutskellers ein. Ich dachte an die Regale voll mit Aktenordnern, leere Wanderausstellungskisten, kaputte Kaffeemaschinen von anno 1999 – doch es half alles nichts. Die Gefühle waren einfach da. Ich flüchtete aus dem Zimmer, um meine Tränen mit einer Serviette wegzuwischen, und kam dann gleich zurück, um den leckeren Kuchengeschmack nicht sofort zu vermissen. Doch vieles andere würde ich auf jeden Fall vermissen.

Das Jahr im Finnland-Institut ist wie im Nu vergangen, doch gleichzeitig habe ich unwahrscheinlich viel erlebt: vor allen Dingen viel Verantwortung, und auch beängstigend viele Fiesta-Salate, die ich mir in der Salatbar im Bahnhof Friedrichstraße zum Mittagessen geholt habe. Gleich zu Beginn meines Volontariats bin ich nach Süddeutschland gereist, um bei einer Ausstellungseröffnung eine Rede zu halten. Als ich in meinem Glitzerrock vor einem voll besetzten Saal stand – schweißgebadet – stellte ich nicht nur mich selbst in Frage, sondern auch, warum ich mich wohl gerade für dieses Outfit entschieden und wieso meine Chefin gerade mich für diese Aufgabe auserkoren hatte. Eigentlich hätte ich mich lieber in der Damentoilette verkriechen wollen, doch stattdessen stieg ich auf‘s Podest, um meine Rede zu halten, und nachher fühlte ich mich einfach grandios. Als ich meinen Platz neben dem Bürgermeister wieder einnahm, vollführte ich in Gedanken einen Siegestanz. „Das haben Sie gut gemacht“, meinte der Bürgermeister.

Das Volontariats-Jahr umfasste noch zahllose weitere Gründe, stolz zu sein, ebenso wie massenhaft Herausforderungen, Fettnäpfchen und urkomische Situationen. Es ist beispielsweise nicht so vernünftig, einer 40-köpfigen Kita-Gruppe gerade die Sequenz eines Mumin-Films zu zeigen, in der Killerpflanzen den armen Hemul verprügeln. Genauso unvernünftig ist es, diese Kindergruppe in die Nähe leicht zerbrechlicher Kunstwerke zu führen – es sei denn, man fungiert selbst als menschliche Mauer. Ein fertiges Manuskript für die Institutsarbeit gab es nicht, sondern Kreativität, Improvisation und Spontaneität waren gefragt. Die insgesamt vier Arbeitssprachen am Institut – Deutsch, Finnisch, Schwedisch und Englisch – sorgten in meinem Kopf manchmal für komplette Verwirrung. Ich bin nur froh, dass ich mich nicht mehr an die allerpeinlichsten Smalltalk-Momente erinnern kann, in denen mein Kopf genauso leer war wie der Kühlschrank in meiner WG. Andererseits habe ich auch kapiert, dass man auch nicht immer Perfektion anstreben muss. Das verschlingt nur fürchterlich viel Energie, und später erinnert sich niemand außer einem selbst daran, ob man die richtige Präposition eingesetzt hat oder nicht.

Ohne Stress geht so ein Volontariat nicht vonstatten, doch ich habe gelernt, ihn vor der eigenen Wohnungstür abzulegen. In Berlin kann man sich auch anderen Dingen widmen, statt sich Sorgen über die Arbeit zu machen. In kniffligen Situationen war die Unterstützung durch die Kollegen Gold wert, und mir fällt kein einziger Fall ein, über dem man nachher nicht hätte lachen können. Eine viel größere Herausforderung war für mich das Leben in der Großstadt und alles, was dazu gehört: sich an eine neue Kultur zu gewöhnen, ein Zuhause zu finden und sich darin wohlzufühlen, neue Menschen kennenzulernen und Freundschaften aufrechtzuerhalten. Es ist schon ein Lernprozess, wenn man in einer Arztpraxis in Tränen ausbricht, nur, weil der Führerschein nicht als Personalausweis anerkannt wird. Oder wenn man in der S-Bahn von einem aufgebrachten älteren Herrn zurechtgewiesen wird, da man schon wieder gegen irgendsoein ungeschriebenes Gesetz verstoßen hat. Oder wenn man laut auf Deutsch flucht, wenn man am Kottbusser Tor von einem Taschendieb überrascht wird.

Beim Abschiedskaffee habe ich mich bei meinen Kollegen für das bisher beste Jahr meines Lebens bedankt. Hinterher war mir das etwas peinlich, und ich habe mich gefragt, ob ich nun unbedingt gleich weinen und etwas so Klischeehaftes sagen musste. Ich kam allerdings zu dem Schluss, dass ich jedes Wort genauso gemeint hatte.

Übersetzung aus dem Finnischen: Suvi Wartiovaara

Celia Hillo war von August 2015 bis Juli 2016 als Volontärin am Finnland-Institut tätig.
Heidi-Santakari_Foto_Rosa-Bodenstab

Heidi Santakari

Vor genau einem Jahr, Anfang September 2015, begann ich mein 11 Monate langes Volontariat am Finnland-Institut in Deutschland. Ich habe mich schon lange vorher auf den Herbst gefreut. Nicht nur wegen meines Umzuges nach Berlin, ich freute mich auch darauf, in einem deutsch-finnischen Umfeld tätig zu sein und viel über die Arbeit zwischen beiden Kulturen zu lernen. Schon vorher wusste ich, dass ich am Empfang und in der Bibliothek des Instituts tätig sein würde und dass regelmäßig verschiedene Kulturveranstaltungen am Institut organisiert werden. Trotzdem war ich am Ende überrascht, wie vielseitig und abwechslungsreich dieses Jahr in Berlin verlaufen ist.

Physisch waren meine Hauptarbeitsplätze am Empfang und in der Bibliothek des Finnland-Instituts, wo ich den ankommenden Institutsbesuchern begegnete. Während des gesamten Jahres musste ich die unterschiedlichsten und manchmal verwirrendsten Fragen beantworten. So habe ich u.a. herausgefunden, wie man Schneestangen nach Berlin bekommt, wie man eine Wohnung in Helsinki findet und wie man einen Drucker-Papierstau repariert. Mit der Zeit konnte ich feststellen, dass sich alle Kollegen getrost darauf verließen, dass ich wusste, welche Gegenstände an welchen Orten im Institut zu finden waren.

Was mir besonders gut an der Arbeit gefallen hat, war, dass ich auf den vielen verschiedenen Veranstaltungen und auch sonst während des Institutsalltags so vielen unterschiedlichen Personen begegnet bin. Ich habe unendlich viele Geschichten von verschiedenen Leuten erzählt bekommen, warum sie sich gerade für Finnland so stark interessieren. Ich hatte viele Gelegenheiten, mich mit den kulturellen Unterschieden Finnlands und Deutschlands auseinanderzusetzen und Aspekte des Finnland-Bilds zu vermitteln. Außerdem habe ich wohl so viel finnische Literatur, Autoren und einzelne Werke, weiterempfohlen – so viel hatte ich vorher nie zuvor über Literatur gesprochen. Die schönsten Erfahrungen als Bibliotheksbetreuerin waren die Momente, wenn Bibliotheksnutzer ihre Bücher zurück brachten und gleichzeitig neue Bücher ähnlicher Güte ausleihen wollten.

Natürlich konnte ich auch an der Organisation und Durchführung verschiedener Veranstaltungen teilhaben. Es war toll mitzuerleben, wie viele unterschiedliche Vorbereitungen für die verschiedenen Veranstaltungen im Institut und auch mit Kooperationspartnern vonnöten sind, damit am Ende alles reibungslos und fehlerfrei vonstatten geht.

Im Laufe des Jahres konnte ich unendlich viele unterschiedliche Dinge erleben. Manchmal hatte ich gefühlt tausend Eisen im Feuer und mein Kopf musste Multitasking auf höchster Stufe betreiben. Trotzdem verlief das Volontariat im Großen und Ganzen betrachtet sehr entspannt – so wie man es von einem guten Arbeitsumfeld erwarten kann. Alles in allem war das Jahr in seiner Vielfältigkeit eine ganz wunderbare Erfahrung, und ich werde sicher alles Gelernte bei zukünftigen Herausforderungen gebrauchen können.

Heidi Santakari war von September 2015 bis Juli 2016 als Volontärin am Finnland-Institut tätig.

Übersetzung aus dem Finnischen: Johanna Meinel
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Johanna Yrjölä: Stadt der Gegensätze

Vor vier Monaten betrat ich berauscht von Nervosität und freudigen Erwartungen das Finnland-Institut in Deutschland.  Damals wusste ich nicht wirklich, was mich während meines Praktikums erwarten würde. Ich wünschte mir, während der Zeit am Finnland-Institut meine Deutschkenntnisse zu verfeinern und viele interessante Akteure der Kulturszene zu treffen. Ich war gespannt, Einblicke in die Tätigkeiten und die Organisation eines Kultur-Instituts zu gewinnen, und in die Atmosphäre von Ausstellungseröffnungen und Podiumsdiskussionen eintauchen zu können.

Vom ersten Praktikumstag an wurden alle meine Vorstellungen erfüllt und letztendlich noch um viele weitere lehrreiche Erfahrungen ergänzt. Erfahrungen, die man nur während eines längeren Auslandsaufenthalts sammeln kann.

Zuallererst der Sprung ins kalte Wasser, rein in den deutschen Alltag, das neue sprachliche Umfeld und die Arbeitskultur. Ich fühlte mich, als ob die Bremsen meines Fahrrades bei einer Talfahrt versagen würden. Ich hatte keine Wahl, ich versuchte einfach im Sattel zu bleiben und hoffte, dass ich ohne größere Schäden ans Ziel gelangen würde. Jeder Tag forderte mich durch neue und unvorhersehbare Hindernisse heraus, brachte mich zum Stolpern durch neue Begrifflichkeiten und mir fremde Umgangsarten. Doch die Mühe lohnte sich. Mit der Zeit lernte ich darauf zu vertrauen, dass ich trotz mancher Pannen den vielen Herausforderungen gewachsen war – auch hier in Deutschland.

Die vergangenen vier Monate haben auch meine Einstellung zu Berlin grundlegend verändert. Die Stadt hat es durch ihre Vielseitigkeit, Unberechenbarkeit und Gegensätzlichkeit geschafft, mich gleichzeitig  zu begeistern, zu erstaunen und zu frustrieren. In Berlin sind die Extreme extremer als in Helsinki. Auf den Straßen der Stadt sieht man täglich luxuriöse Autos genauso wie Obdachlose, die ihren ganzen Besitz bei sich tragen.

Auf der anderen Seite ist die massive Beliebtheit Berlins leicht nachzuvollziehen.  Selten kann eine Stadt mit einem so vielseitigen Kulturangebot, einer so entspannten Atmosphäre und tagelangen Partys sowie einer gleichzeitig günstigen und schmackhaften Street-Food-Kultur glänzen. In fast keiner anderen Stadt lebt auf so engem Raum eine so große, bunte Menge von Menschen aus allen Ecken der Welt.

Das Finnland-Institut in Deutschland bot die perfekte Kulisse für das Beobachten der deutschen und europäischen Gesellschaft und ihre Veränderungen. Das Institut schien mir wie ein gemütlicher Hafen der Sicherheit in mitten der pulsierenden Großstadt, wohin ich mich gern, auch mit dem verbliebenen Schlaf in den Augen, morgens hinbegab.

Ich bedanke mich bei allen Institutsnasen für ein unvergessliches und lehrreiches Praktikum!

Johanna Yrjölä absolvierte von April bis Juli 2016 am Finnland-Institut ein Praktikum.

Übersetzung aus dem Finnischen: Johanna MeinelCelia Hillo, Heidi Santakari und Johanna Yrjölä haben das Finnland-Institut in ihrem Volontariat/Praktikum bis zum Sommer 2016 unterstützt. Und haben für uns darüber geschrieben. Vielen Dank dafür!

Celia-Hillo_Foto_Rosa-Bodenstab

Celia Hillo

Um ja nicht in Tränen auszubrechen, habe ich beim Abschiedskaffee versucht, an möglichst doofe Sachen zu denken. Da fiel mir das Aufräumen des Institutskellers ein. Ich dachte an die Regale voll mit Aktenordnern, leere Wanderausstellungskisten, kaputte Kaffeemaschinen von anno 1999 – doch es half alles nichts. Die Gefühle waren einfach da. Ich flüchtete aus dem Zimmer, um meine Tränen mit einer Serviette wegzuwischen, und kam dann gleich zurück, um den leckeren Kuchengeschmack nicht sofort zu vermissen. Doch vieles andere würde ich auf jeden Fall vermissen.

Das Jahr im Finnland-Institut ist wie im Nu vergangen, doch gleichzeitig habe ich unwahrscheinlich viel erlebt: vor allen Dingen viel Verantwortung, und auch beängstigend viele Fiesta-Salate, die ich mir in der Salatbar im Bahnhof Friedrichstraße zum Mittagessen geholt habe. Gleich zu Beginn meines Volontariats bin ich nach Süddeutschland gereist, um bei einer Ausstellungseröffnung eine Rede zu halten. Als ich in meinem Glitzerrock vor einem voll besetzten Saal stand – schweißgebadet – stellte ich nicht nur mich selbst in Frage, sondern auch, warum ich mich wohl gerade für dieses Outfit entschieden und wieso meine Chefin gerade mich für diese Aufgabe auserkoren hatte. Eigentlich hätte ich mich lieber in der Damentoilette verkriechen wollen, doch stattdessen stieg ich auf‘s Podest, um meine Rede zu halten, und nachher fühlte ich mich einfach grandios. Als ich meinen Platz neben dem Bürgermeister wieder einnahm, vollführte ich in Gedanken einen Siegestanz. „Das haben Sie gut gemacht“, meinte der Bürgermeister.

Das Volontariats-Jahr umfasste noch zahllose weitere Gründe, stolz zu sein, ebenso wie massenhaft Herausforderungen, Fettnäpfchen und urkomische Situationen. Es ist beispielsweise nicht so vernünftig, einer 40-köpfigen Kita-Gruppe gerade die Sequenz eines Mumin-Films zu zeigen, in der Killerpflanzen den armen Hemul verprügeln. Genauso unvernünftig ist es, diese Kindergruppe in die Nähe leicht zerbrechlicher Kunstwerke zu führen – es sei denn, man fungiert selbst als menschliche Mauer. Ein fertiges Manuskript für die Institutsarbeit gab es nicht, sondern Kreativität, Improvisation und Spontaneität waren gefragt. Die insgesamt vier Arbeitssprachen am Institut – Deutsch, Finnisch, Schwedisch und Englisch – sorgten in meinem Kopf manchmal für komplette Verwirrung. Ich bin nur froh, dass ich mich nicht mehr an die allerpeinlichsten Smalltalk-Momente erinnern kann, in denen mein Kopf genauso leer war wie der Kühlschrank in meiner WG. Andererseits habe ich auch kapiert, dass man auch nicht immer Perfektion anstreben muss. Das verschlingt nur fürchterlich viel Energie, und später erinnert sich niemand außer einem selbst daran, ob man die richtige Präposition eingesetzt hat oder nicht.

Ohne Stress geht so ein Volontariat nicht vonstatten, doch ich habe gelernt, ihn vor der eigenen Wohnungstür abzulegen. In Berlin kann man sich auch anderen Dingen widmen, statt sich Sorgen über die Arbeit zu machen. In kniffligen Situationen war die Unterstützung durch die Kollegen Gold wert, und mir fällt kein einziger Fall ein, über dem man nachher nicht hätte lachen können. Eine viel größere Herausforderung war für mich das Leben in der Großstadt und alles, was dazu gehört: sich an eine neue Kultur zu gewöhnen, ein Zuhause zu finden und sich darin wohlzufühlen, neue Menschen kennenzulernen und Freundschaften aufrechtzuerhalten. Es ist schon ein Lernprozess, wenn man in einer Arztpraxis in Tränen ausbricht, nur, weil der Führerschein nicht als Personalausweis anerkannt wird. Oder wenn man in der S-Bahn von einem aufgebrachten älteren Herrn zurechtgewiesen wird, da man schon wieder gegen irgendsoein ungeschriebenes Gesetz verstoßen hat. Oder wenn man laut auf Deutsch flucht, wenn man am Kottbusser Tor von einem Taschendieb überrascht wird.

Beim Abschiedskaffee habe ich mich bei meinen Kollegen für das bisher beste Jahr meines Lebens bedankt. Hinterher war mir das etwas peinlich, und ich habe mich gefragt, ob ich nun unbedingt gleich weinen und etwas so Klischeehaftes sagen musste. Ich kam allerdings zu dem Schluss, dass ich jedes Wort genauso gemeint hatte.

Übersetzung aus dem Finnischen: Suvi Wartiovaara

Celia Hillo war von August 2015 bis Juli 2016 als Volontärin am Finnland-Institut tätig.

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Heidi Santakari

Vor genau einem Jahr, Anfang September 2015, begann ich mein 11 Monate langes Volontariat am Finnland-Institut in Deutschland. Ich habe mich schon lange vorher auf den Herbst gefreut. Nicht nur wegen meines Umzuges nach Berlin, ich freute mich auch darauf, in einem deutsch-finnischen Umfeld tätig zu sein und viel über die Arbeit zwischen beiden Kulturen zu lernen. Schon vorher wusste ich, dass ich am Empfang und in der Bibliothek des Instituts tätig sein würde und dass regelmäßig verschiedene Kulturveranstaltungen am Institut organisiert werden. Trotzdem war ich am Ende überrascht, wie vielseitig und abwechslungsreich dieses Jahr in Berlin verlaufen ist.

Physisch waren meine Hauptarbeitsplätze am Empfang und in der Bibliothek des Finnland-Instituts, wo ich den ankommenden Institutsbesuchern begegnete. Während des gesamten Jahres musste ich die unterschiedlichsten und manchmal verwirrendsten Fragen beantworten. So habe ich u.a. herausgefunden, wie man Schneestangen nach Berlin bekommt, wie man eine Wohnung in Helsinki findet und wie man einen Drucker-Papierstau repariert. Mit der Zeit konnte ich feststellen, dass sich alle Kollegen getrost darauf verließen, dass ich wusste, welche Gegenstände an welchen Orten im Institut zu finden waren.

Was mir besonders gut an der Arbeit gefallen hat, war, dass ich auf den vielen verschiedenen Veranstaltungen und auch sonst während des Institutsalltags so vielen unterschiedlichen Personen begegnet bin. Ich habe unendlich viele Geschichten von verschiedenen Leuten erzählt bekommen, warum sie sich gerade für Finnland so stark interessieren. Ich hatte viele Gelegenheiten, mich mit den kulturellen Unterschieden Finnlands und Deutschlands auseinanderzusetzen und Aspekte des Finnland-Bilds zu vermitteln. Außerdem habe ich wohl so viel finnische Literatur, Autoren und einzelne Werke, weiterempfohlen – so viel hatte ich vorher nie zuvor über Literatur gesprochen. Die schönsten Erfahrungen als Bibliotheksbetreuerin waren die Momente, wenn Bibliotheksnutzer ihre Bücher zurück brachten und gleichzeitig neue Bücher ähnlicher Güte ausleihen wollten.

Natürlich konnte ich auch an der Organisation und Durchführung verschiedener Veranstaltungen teilhaben. Es war toll mitzuerleben, wie viele unterschiedliche Vorbereitungen für die verschiedenen Veranstaltungen im Institut und auch mit Kooperationspartnern vonnöten sind, damit am Ende alles reibungslos und fehlerfrei vonstatten geht.

Im Laufe des Jahres konnte ich unendlich viele unterschiedliche Dinge erleben. Manchmal hatte ich gefühlt tausend Eisen im Feuer und mein Kopf musste Multitasking auf höchster Stufe betreiben. Trotzdem verlief das Volontariat im Großen und Ganzen betrachtet sehr entspannt – so wie man es von einem guten Arbeitsumfeld erwarten kann. Alles in allem war das Jahr in seiner Vielfältigkeit eine ganz wunderbare Erfahrung, und ich werde sicher alles Gelernte bei zukünftigen Herausforderungen gebrauchen können.

Heidi Santakari war von September 2015 bis Juli 2016 als Volontärin am Finnland-Institut tätig.

Übersetzung aus dem Finnischen: Johanna Meinel
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Johanna Yrjölä: Stadt der Gegensätze

Vor vier Monaten betrat ich berauscht von Nervosität und freudigen Erwartungen das Finnland-Institut in Deutschland.  Damals wusste ich nicht wirklich, was mich während meines Praktikums erwarten würde. Ich wünschte mir, während der Zeit am Finnland-Institut meine Deutschkenntnisse zu verfeinern und viele interessante Akteure der Kulturszene zu treffen. Ich war gespannt, Einblicke in die Tätigkeiten und die Organisation eines Kultur-Instituts zu gewinnen, und in die Atmosphäre von Ausstellungseröffnungen und Podiumsdiskussionen eintauchen zu können.

Vom ersten Praktikumstag an wurden alle meine Vorstellungen erfüllt und letztendlich noch um viele weitere lehrreiche Erfahrungen ergänzt. Erfahrungen, die man nur während eines längeren Auslandsaufenthalts sammeln kann.

Zuallererst der Sprung ins kalte Wasser, rein in den deutschen Alltag, das neue sprachliche Umfeld und die Arbeitskultur. Ich fühlte mich, als ob die Bremsen meines Fahrrades bei einer Talfahrt versagen würden. Ich hatte keine Wahl, ich versuchte einfach im Sattel zu bleiben und hoffte, dass ich ohne größere Schäden ans Ziel gelangen würde. Jeder Tag forderte mich durch neue und unvorhersehbare Hindernisse heraus, brachte mich zum Stolpern durch neue Begrifflichkeiten und mir fremde Umgangsarten. Doch die Mühe lohnte sich. Mit der Zeit lernte ich darauf zu vertrauen, dass ich trotz mancher Pannen den vielen Herausforderungen gewachsen war – auch hier in Deutschland.

Die vergangenen vier Monate haben auch meine Einstellung zu Berlin grundlegend verändert. Die Stadt hat es durch ihre Vielseitigkeit, Unberechenbarkeit und Gegensätzlichkeit geschafft, mich gleichzeitig  zu begeistern, zu erstaunen und zu frustrieren. In Berlin sind die Extreme extremer als in Helsinki. Auf den Straßen der Stadt sieht man täglich luxuriöse Autos genauso wie Obdachlose, die ihren ganzen Besitz bei sich tragen.

Auf der anderen Seite ist die massive Beliebtheit Berlins leicht nachzuvollziehen.  Selten kann eine Stadt mit einem so vielseitigen Kulturangebot, einer so entspannten Atmosphäre und tagelangen Partys sowie einer gleichzeitig günstigen und schmackhaften Street-Food-Kultur glänzen. In fast keiner anderen Stadt lebt auf so engem Raum eine so große, bunte Menge von Menschen aus allen Ecken der Welt.

Das Finnland-Institut in Deutschland bot die perfekte Kulisse für das Beobachten der deutschen und europäischen Gesellschaft und ihre Veränderungen. Das Institut schien mir wie ein gemütlicher Hafen der Sicherheit in mitten der pulsierenden Großstadt, wohin ich mich gern, auch mit dem verbliebenen Schlaf in den Augen, morgens hinbegab.

Ich bedanke mich bei allen Institutsnasen für ein unvergessliches und lehrreiches Praktikum!

Johanna Yrjölä absolvierte von April bis Juli 2016 am Finnland-Institut ein Praktikum.

Übersetzung aus dem Finnischen: Johanna Meinel

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