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„Verrücktsein“ als Forschungsgegenstand

Petteri Pietikäinen ist Historiker und beschäftigt sich als Professor für Wissenschafts- und Ideengeschichte der Universität Oulu mit der Geschichte mentaler Erkrankungen. In seinem Buch Madness: A History zeigt er auf, wie sich die Interpretation von Geisteskrankheit im Laufe der Geschichte und im Kontext verschiedener Kulturen verändert hat. Christian Ahonen interviewte Pietikäinen im Vorfeld der Podiumsdiskussion Belonging in Times of Exclusion. Illness Through History and Across Cultures.

Die Erforschung psychischer Erkrankungen und dessen, was landläufig als „Verrücktsein“ gilt, und die Weiterentwicklung geeigneter Behandlungsformen sind hochaktuelle Themen. Ihr Buch Hulluuden historia (dt. „Geschichte des Verrücktseins“) wurde 2013 als bestes Sachbuch mit dem Kanava-Preis der Buchstiftung Otava und der Zeitschrift Kanava ausgezeichnet. Wann sind Sie dem Thema „Verrücktsein“ zum ersten Mal begegnet?
– Als Kind führte mein Schulweg durch das Gelände der Zentralklinik für Psychiatrie in Oulu. Ein bedeutender Punkt in meinem wissenschaftlichen Leben war, als ich als etwa 20-Jähriger die Memoiren C. G. Jungs Erinnerungen, Träume, Gedanken las. Ich erinnere mich noch, dass ich mich fragte, wie so ein Wirrkopf wie Jung einer der größten Psychologen des 20. Jahrhunderts sein könne.

Wie wird heutzutage definiert, wann ein Mensch als „verrückt“ gilt?
– Offiziell tut dies die Medizin, allerdings verwendet sie nicht den Begriff „verrückt“, sondern psychische Erkrankung. Von „Verrückten“ redet nur der Laie – daher rühren ja auch Ausdrücke wie „Bist du völlig verrückt?“

Steckt in jedem von uns etwas Verrücktes?
– Das hoffe ich! Anders gesagt, jeder ist doch mal ein bisschen verrückt, und manche sind verrückter als andere.

Welche Themen und Tendenzen sind in der Forschung bezüglich psychischer Erkrankungen aktuell?
– Die Forschungsszene ist vielfältig. Untersuchungsgegenstand sind zurzeit Behandlungsmethoden, psychiatrische Kliniken, Diagnosen und ihre Veränderungen sowie die Verknüpfung von Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit und sozialer Herkunft mit psychischen Erkrankungen.

Zurzeit läuft am Finnland-Institut eine Ausstellung der Künstlergruppe Sjählö 9 unter dem Titel andersartig. Was assoziieren Sie mit Själö – auf Finnisch Seili –, der Schäreninsel im südwestfinnischen Archipel?
– Es ist eine sehr schöne Schäreninsel, auf der die Universität Turku eine biologische Forschungsstation unterhält. Die Insel diente lange als Endlager von „Verrückten“, insbesondere „verrückter“ Frauen. Eine Insel mit „Vergangenheit“.

Wenn Sie nicht als Professor für Wissenschaft- und Ideengeschichte tätig wären, was würden Sie stattdessen tun?
– Ich würde am liebsten historische Romane schreiben.

Zu welchem Thema möchten Sie als nächstes forschen?
– Die zwischen 1920 und 1975 an den Bürgerbeauftragten des Parlaments gerichteten Beschwerden von Bürgern über Behördenangelegenheiten interessieren mich. Ein weiteres, nachhaltig wichtiges Thema ist, wie der Mensch sich anpasst und wie die Behörden und die öffentliche Hand den Menschen anpassen. Dazu gehört auch das auf das Soziale gerichtete Ingenieurwesen, also die wissenschaftsbasierte Sozialplanung.

Übersetzung aus dem Finnischen: Heidi Santakari

zu Petteri Pietikäinen auf der Homepage der Universität Oulu:  http://www.oulu.fi/historyofscienceandideas/node/13021

Petteri Pietikäinen: Madness: A History (Routledge, 2015), finnisches Original: Hulluuden historia (Gaudeamus, 2013) https://www.routledge.com/products/9780415713160

5.11.2015 Podiumsdiskussion: Belonging In Times of Exclusion. Illness Through History and Across Cultures

2.10.2015 − 15.1.2016 Ausstellung andersartig. Zeitgenössische Kunst der Künstlergruppe Sjählö 9Mielenterveyshoidon tutkimus sekä sen kehittyminen on tällä hetkellä erittäin ajankohtainen teema. Petteri Pietikäinen on Oulun yliopiston aate-ja oppihistorian professori ja hän on tutkinut paljon hulluutta ja mielenterveyshoidon historiaa. Christian Ahonen haastatteli Pietikäistä jota kuullaan Belonging In Times of Exclusion. Illness Through History and Across Cultures ‑paneelikeskustelussa.

Kirjasi Hulluuden Historia (Gaudeamus 2013) voitti Helsingin kirjamessuilla 2013 aikakausilehti Kanavan ja Otavan kirjasäätiön Kanava-palkinnon, joka myönnetään vuoden parhaalle tietokirjalle. Lisäksi useat tutkimuksesi käsittelevät hulluutta. Mikä oli ensikosketuksesi aiheeseen hulluus?
– Koulumatka Oulun keskusmielisairaalan alueen läpi alakouluikäisenä. Tutkimuksellisesti merkittävä kosketus oli C.G. Jungin muistelmateoksen Erinnerungen, Träume, Gedanken lukeminen noin 20-vuotiaana; muistan ihmetelleeni miten Jungin kaltainen sekopää on samalla voinut olla yksi 1900-luvun suuria psykologeja.

Mikä määrittelee ihmisen ”hulluksi” tänä päivänä?
– Virallisesti lääketiede, joka ei siis puhu hulluudesta vaan mielisairauksista, hulluuspuhe tulee maallikoilta. Voidaan sanoa esimerkiksi ”Ooksä ihan hullu?”

Piileekö meissä jokaisessa pieni hullu?
– Toivon niin… Toisin sanottuna: jokaisella meistä on asiat välillä hullusti, ja joillakin useamminkin kuin välillä.

Mitkä aiheet ja suuntaukset ovat tällä hetkellä ajankohtaisia ns. hulluuden tutkimuksessa?
– Hoitomenetelmät, mielisairaalat, diagnoosit ja niiden muutokset, sukupuolen, etnisyyden ja sosiaaliluokan liittäminen mielen sairauksiin. Hyvin moninaista tutkimusta siis.

Tällä hetkellä instituutissa on esillä Sjählö9-ryhmän näyttely andersartig. Mitä ajatuksia Seilin (ruotsiksi Själö) saari Lounais-Suomen saaristossa herättää sinussa?
– Kaunis saari, jossa Turun yliopistolla biologinen tutkimusasema. Se toimi pitkään ”hullujen” ja varsinkin ”hullujen” naisten loppusijoituspaikkana. Siis saari jolla on menneisyys.

Jos et olisi aate- ja oppihistorian professori, mitä muuta voisit kuvitella tekeväsi?
– Kirjoittaa suuria historiallisia romaaneja.

Mitä aihetta haluaisit seuraavaksi tutkia?
– Varmasti eduskunnan oikeusasiamiehelle saapuneita kansalaisten valituksia viranomaisten toiminnasta vuosilta 1920-1975. Iso aihe joka jatkuvasti kiinnostaa on ihmisen sopeutuminen ja sopeuttaminen julkisen vallan taholta, ja siihen liittyen sosiaalinen insinööritaito eli tiedeperustainen sosiaalisuunnittelu.

Petteri Pietikäinen Oulun yliopiston sivuilla: http://www.oulu.fi/aatejaoppihistoria/pietikainen

Petteri Pietikäinen: Hulluuden Historia (Gaudeamus, 2013) http://www.gaudeamus.fi/pietikainen-hulluudenhistoria/

5.11.2015: Belonging In Times of Exclusion. Illness Through History and Across Cultures

1.10.2015 – 15.1.2016: Sjählö9-ryhmän näyttely andersartig Petteri Pietikäinen ist Historiker und beschäftigt sich als Professor für Wissenschafts- und Ideengeschichte der Universität Oulu mit der Geschichte mentaler Erkrankungen. In seinem Buch Madness: A History zeigt er auf, wie sich die Interpretation von Geisteskrankheit im Laufe der Geschichte und im Kontext verschiedener Kulturen verändert hat. Christian Ahonen interviewte Pietikäinen im Vorfeld der Podiumsdiskussion Belonging in Times of Exclusion. Illness Through History and Across Cultures.

Die Erforschung psychischer Erkrankungen und dessen, was landläufig als „Verrücktsein“ gilt, und die Weiterentwicklung geeigneter Behandlungsformen sind hochaktuelle Themen. Ihr Buch Hulluuden historia (dt. „Geschichte des Verrücktseins“) wurde 2013 als bestes Sachbuch mit dem Kanava-Preis der Buchstiftung Otava und der Zeitschrift Kanava ausgezeichnet. Wann sind Sie dem Thema „Verrücktsein“ zum ersten Mal begegnet?
– Als Kind führte mein Schulweg durch das Gelände der Zentralklinik für Psychiatrie in Oulu. Ein bedeutender Punkt in meinem wissenschaftlichen Leben war, als ich als etwa 20-Jähriger die Memoiren C. G. Jungs Erinnerungen, Träume, Gedanken las. Ich erinnere mich noch, dass ich mich fragte, wie so ein Wirrkopf wie Jung einer der größten Psychologen des 20. Jahrhunderts sein könne.

Wie wird heutzutage definiert, wann ein Mensch als „verrückt“ gilt?
– Offiziell tut dies die Medizin, allerdings verwendet sie nicht den Begriff „verrückt“, sondern psychische Erkrankung. Von „Verrückten“ redet nur der Laie – daher rühren ja auch Ausdrücke wie „Bist du völlig verrückt?“

Steckt in jedem von uns etwas Verrücktes?
– Das hoffe ich! Anders gesagt, jeder ist doch mal ein bisschen verrückt, und manche sind verrückter als andere.

Welche Themen und Tendenzen sind in der Forschung bezüglich psychischer Erkrankungen aktuell?
– Die Forschungsszene ist vielfältig. Untersuchungsgegenstand sind zurzeit Behandlungsmethoden, psychiatrische Kliniken, Diagnosen und ihre Veränderungen sowie die Verknüpfung von Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit und sozialer Herkunft mit psychischen Erkrankungen.

Zurzeit läuft am Finnland-Institut eine Ausstellung der Künstlergruppe Sjählö 9 unter dem Titel andersartig. Was assoziieren Sie mit Själö – auf Finnisch Seili –, der Schäreninsel im südwestfinnischen Archipel?
– Es ist eine sehr schöne Schäreninsel, auf der die Universität Turku eine biologische Forschungsstation unterhält. Die Insel diente lange als Endlager von „Verrückten“, insbesondere „verrückter“ Frauen. Eine Insel mit „Vergangenheit“.

Wenn Sie nicht als Professor für Wissenschaft- und Ideengeschichte tätig wären, was würden Sie stattdessen tun?
– Ich würde am liebsten historische Romane schreiben.

Zu welchem Thema möchten Sie als nächstes forschen?
– Die zwischen 1920 und 1975 an den Bürgerbeauftragten des Parlaments gerichteten Beschwerden von Bürgern über Behördenangelegenheiten interessieren mich. Ein weiteres, nachhaltig wichtiges Thema ist, wie der Mensch sich anpasst und wie die Behörden und die öffentliche Hand den Menschen anpassen. Dazu gehört auch das auf das Soziale gerichtete Ingenieurwesen, also die wissenschaftsbasierte Sozialplanung.

Übersetzung aus dem Finnischen: Heidi Santakari

zu Petteri Pietikäinen auf der Homepage der Universität Oulu:  http://www.oulu.fi/historyofscienceandideas/node/13021

Petteri Pietikäinen: Madness: A History (Routledge, 2015), finnisches Original: Hulluuden historia (Gaudeamus, 2013) https://www.routledge.com/products/9780415713160

5.11.2015 Podiumsdiskussion: Belonging In Times of Exclusion. Illness Through History and Across Cultures

2.10.2015 − 15.1.2016 Ausstellung andersartig. Zeitgenössische Kunst der Künstlergruppe Sjählö 9Petteri Pietikäinen ist Historiker und beschäftigt sich als Professor für Wissenschafts- und Ideengeschichte der Universität Oulu mit der Geschichte mentaler Erkrankungen. In seinem Buch Madness: A History zeigt er auf, wie sich die Interpretation von Geisteskrankheit im Laufe der Geschichte und im Kontext verschiedener Kulturen verändert hat. Christian Ahonen interviewte Pietikäinen im Vorfeld der Podiumsdiskussion Belonging in Times of Exclusion. Illness Through History and Across Cultures.

Die Erforschung psychischer Erkrankungen und dessen, was landläufig als „Verrücktsein“ gilt, und die Weiterentwicklung geeigneter Behandlungsformen sind hochaktuelle Themen. Ihr Buch Hulluuden historia (dt. „Geschichte des Verrücktseins“) wurde 2013 als bestes Sachbuch mit dem Kanava-Preis der Buchstiftung Otava und der Zeitschrift Kanava ausgezeichnet. Wann sind Sie dem Thema „Verrücktsein“ zum ersten Mal begegnet?
– Als Kind führte mein Schulweg durch das Gelände der Zentralklinik für Psychiatrie in Oulu. Ein bedeutender Punkt in meinem wissenschaftlichen Leben war, als ich als etwa 20-Jähriger die Memoiren C. G. Jungs Erinnerungen, Träume, Gedanken las. Ich erinnere mich noch, dass ich mich fragte, wie so ein Wirrkopf wie Jung einer der größten Psychologen des 20. Jahrhunderts sein könne.

Wie wird heutzutage definiert, wann ein Mensch als „verrückt“ gilt?
– Offiziell tut dies die Medizin, allerdings verwendet sie nicht den Begriff „verrückt“, sondern psychische Erkrankung. Von „Verrückten“ redet nur der Laie – daher rühren ja auch Ausdrücke wie „Bist du völlig verrückt?“

Steckt in jedem von uns etwas Verrücktes?
– Das hoffe ich! Anders gesagt, jeder ist doch mal ein bisschen verrückt, und manche sind verrückter als andere.

Welche Themen und Tendenzen sind in der Forschung bezüglich psychischer Erkrankungen aktuell?
– Die Forschungsszene ist vielfältig. Untersuchungsgegenstand sind zurzeit Behandlungsmethoden, psychiatrische Kliniken, Diagnosen und ihre Veränderungen sowie die Verknüpfung von Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit und sozialer Herkunft mit psychischen Erkrankungen.

Zurzeit läuft am Finnland-Institut eine Ausstellung der Künstlergruppe Sjählö 9 unter dem Titel andersartig. Was assoziieren Sie mit Själö – auf Finnisch Seili –, der Schäreninsel im südwestfinnischen Archipel?
– Es ist eine sehr schöne Schäreninsel, auf der die Universität Turku eine biologische Forschungsstation unterhält. Die Insel diente lange als Endlager von „Verrückten“, insbesondere „verrückter“ Frauen. Eine Insel mit „Vergangenheit“.

Wenn Sie nicht als Professor für Wissenschaft- und Ideengeschichte tätig wären, was würden Sie stattdessen tun?
– Ich würde am liebsten historische Romane schreiben.

Zu welchem Thema möchten Sie als nächstes forschen?
– Die zwischen 1920 und 1975 an den Bürgerbeauftragten des Parlaments gerichteten Beschwerden von Bürgern über Behördenangelegenheiten interessieren mich. Ein weiteres, nachhaltig wichtiges Thema ist, wie der Mensch sich anpasst und wie die Behörden und die öffentliche Hand den Menschen anpassen. Dazu gehört auch das auf das Soziale gerichtete Ingenieurwesen, also die wissenschaftsbasierte Sozialplanung.

Übersetzung aus dem Finnischen: Heidi Santakari

zu Petteri Pietikäinen auf der Homepage der Universität Oulu:  http://www.oulu.fi/historyofscienceandideas/node/13021

Petteri Pietikäinen: Madness: A History (Routledge, 2015), finnisches Original: Hulluuden historia (Gaudeamus, 2013) https://www.routledge.com/products/9780415713160

5.11.2015 Podiumsdiskussion: Belonging In Times of Exclusion. Illness Through History and Across Cultures

2.10.2015 − 15.1.2016 Ausstellung andersartig. Zeitgenössische Kunst der Künstlergruppe Sjählö 9

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