Tiina Heiska beschreibt in ihren Gemälden die conditio humana, unsere Berührungen mit uns selbst und der Existenz. Dass der Betrachter sich mit dem Erleben und der Räumlichkeit in diesen Gemälden identifiziert, wird durch die Darstellung von Figuren und eines unbestimmten Raums erreicht, der auf ein virtuelles, fast abstraktes Level gehoben ist. Planvoll und mit sicherer Hand baut Heiska eine dramatische Spannung auf, die unsere Aufmerksamkeit unausweichlich auf die Ursprünge der dargestellten Szenen und unsere Verbindung mit ihnen lenkt.
Durch Verwendung einer materiellen Technik, die auf dokumentarische Weise den Prozess des Malens selbst enthüllt, begabt Heiska die Werke mit einem deutlichen Sinn für die Präsenz des Künstlers. Breite Pinselstriche mit ins Auge fallenden Farben bezeugen den Schöpfungsmoment des Gemäldes. Die Zeit scheint angehalten in den Strichen, sie halten die Bewegung und das Tempo der Künstlerhand fest. Körperlichkeit und Energie der Künstlerin sind überall unübersehbar präsent. Die minimale und monochromatische Farbintensität ist dennoch kraftvoll. Auch dem Atmosphärischen des Lichts und der Bewegung, wie sie in Gestalt der Figuren und Striche wiedergegeben werden, ist die Farbe untergeordnet. Farben haben in Heiskas Werken eine fast grafische Funktion, verwandeln sich oft von einem Signalton in einen verlöschenden Ton oder aber eine fast aggressive Farbexplosion. In ihrer Monochromatik ist die Farbe aber sehr harmonisch, von deutlicher, materieller Form. Ihre Materialität beruht nicht auf Volumen oder Schichtendicke, sondern auf einem absichtsvoll subtilen Strich, der zugleich Oberfläche und Tiefe schafft.
Text: Henna Paunu, Leitende Kuratorin am EMMA – Espoo Museum of Modern Art