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Dr. Laura Hirvi und Lilli Hollein. © Finnland-Institut/Bild: Bernhard Ludewig

Finnisches Design im Fokus der Vienna Design Week 2019

Die ganze Welt ist Bühne, meinte schon Shakespeare. Im September richten sich die Blicke der Designwelt auf die Hauptstadt Österreichs: In Wien treffen sich Designschaffende aus aller Welt im Rahmen der Vienna Design Week und präsentieren dort ihr Schaffen. Dieses Jahr wird Finnland als Gastland begrüßt. Dr. Laura Hirvi, Leiterin des Finnland-Instituts in Deutschland, unterhielt sich darüber mit Lilli Hollein, Direktorin der Vienna Design Week.

 

Laura: Die Vienna Design Week findet dieses Jahr zum 13. Mal statt. Wie hat sich das Festival im Laufe der Jahre entwickelt?

Lilli: Die Vienna Design Week ist, seit ich sie mit zwei Kollegen gegründet habe, aus Überzeugung eine NPO mit dem Ziel, experimentellem Design und solchem, das sich zukunftsweisend in den Dienst der Gesellschaft stellt, eine Plattform zu bieten. Das ist unverändert. Was sich über die Jahre entwickelt hat, ist die Größe, also die Zahl der Veranstaltungen, die Zahl der Besucherinnen und Besucher. Die Themenschwerpunkte und die Festivalzentralen werden auch immer größer!

Laura: Die Vienna Design Week hat ein jährlich wechselndes Gastland und Finnland wird dieses Jahr als Gastland begrüßt. Was bringt das Gastlandformat für das Festival und wieso wurde Finnland als Gastland ausgewählt?

Lilli: Das Gastlandformat liegt mir sehr am Herzen! Auch wenn ich denke, dass es nicht mehr so leicht oder überhaupt sinnvoll ist, Design durch eine streng nationale Brille zu sehen, so ist es doch ein Weg, gewisse Szenen und Tendenzen genauer zu beleuchten und einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Wir sind kein Festival, das sich nur an Experten wendet! Ein Festival, das so eine inhaltliche Bandbreite im Designbereich hat wie unseres, kann mit dem diesjährigen Finnland-Schwerpunkt also viele Facetten dessen zugänglich machen. Wir finden, dass Finnland neben seiner Designgeschichte, die mit vielen großen Namen wie Alvar Aalto, Arabia, Artek, Fiskars, Marimekko und Co. weithin bekannt ist, eine bemerkenswerte gegenwärtige Designkultur hat, die wir unserem Publikum gern näherbringen wollen.

Laura: Finnisches Design scheint einen unauslöschlichen Eindruck bei Dir hinterlassen zu haben! Was ist Deiner Meinung nach das Besondere daran?

Lilli: Finnisches Design hat mehrere Generationen von Europäern maßgeblich geprägt mit nordischer Schlichtheit, die dennoch immer eine im liebevollsten Sinne widerborstige Eigenständigkeit hat. Das begeistert mich auch an aktuellen finnischen Designschaffenden. Es gibt Industrial Design mit besonderem Twist und Handwerkliches mit wunderbar experimentellem Charakter. Beides wird man auf der Vienna Design Week sehen können!

Laura: In der Tat werden im finnischen Festivalprogramm besonders junge Kreative des zeitgenössischen Designs hervortreten. Gibt es Designer_innen, die Dich besonders beeindruckt haben?

Lilli: Absolut, und es sind natürlich viel mehr Designschaffende und Studios, als wir im Rahmen des Festivals vorstellen können. Dem Leiter der Designwoche Helsinki Kari Korkman danke ich dafür, dass er mir seit mehreren Jahren die Augen für finnisches Design geöffnet hat. Teemu Salonen und Ville Kokkonen, die sehr unterschiedlich arbeiten, gehören da ebenso dazu wie Aamu Song und Johan Olin und natürlich auch Tero Kuitunen, der die Ausstellung des Gastlands kuratieren wird. Ich bin auch schon lange ein Fan von Harri Koskinen.

Laura: Hast Du Ähnlichkeiten zwischen österreichischem und finnischem Design entdeckt? Macht es überhaupt Sinn in unserer Zeit, die von Mobilität und Digitalisierung geprägt wird, über nationale Unterschiede im Design zu diskutieren?

Lilli: Ich glaube, Designschaffende in Europa und international ziehen alle an einem Strang: unsere Gesellschaft alert und fit zu machen für den technologischen Wandel einerseits und für das Bewusstsein des Wertes von Handwerk, Ressourcen und Strategien des Miteinanderlebens. Wir stehen vor großen Herausforderungen in der Frage „Wie wollen wir leben?“. Dem Designbereich kommt hier eine wichtige Rolle zu, die keine nationalen Grenzen hat.

Laura: Zum Schluss: Was ist Dein Tipp für die Vienna Design Week 2019? Was sollte man auf keinen Fall verpassen?

Lilli: Das ist wie die Frage nach dem Lieblingskind: unbeantwortbar! Ich denke, die Festivalzentrale ist ein guter Start, um sich ein Bild zu machen. Dort findet man ja auch die vielgestaltige Ausstellung Wild at Heart als Einstieg in das gesamte Gastland-Finnland-Programm. Von der Zentrale ausgehend sollte man dann möglichst alle anderen Spielorte des Festivals zu besuchen! Unser Gaming-Schwerpunkt macht sicher nochmal auf eine andere Art und Weise Lust darauf, das Festival zu besuchen!

 

Die Vienna Design Week findet vom 27.9.–6.10.2019 statt. Das Gastlandprogramm Finnlands wird zusammen mit Business Finland, Visit Finland und der Botschaft von Finnland in Wien gestaltet.

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Text: Maija Toivonen

Maija Toivonen war vom 21.8.2017-13.7.2018 als Volontärin und ist seitdem als Projektmanagerin am Finnland-Institut tätig.

Maija Toivonen toimi Suomen Saksan-instituutissa harjoittelijana 21.8.2017-13.7.2018 ja sen jälkeen projektisuunnittelijana.

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