URAUFFÜHRUNGS-KONZERT.
PROGRAMM:
Luciano Berio (1925–2003) | Folk Songs für Stimme, Flöte, Klarinette, Viola, Violoncello, Harfe und zwei Perkussionisten (1964)
Louis Andriessen (1939–2021) | Letter from Cathy für Stimme, Perkussion, Harfe, Klavier, Violine und Kontrabass (2003)
Ádám Bajnok, Claire-Mélanie Sinnhuber, François Sarhan, Ian Anderson, Lisa Streich, Maija Hynninen, Manuela Guerra, Oscar Bianchi, Samir Odeh-Tamimi, Yoav Pasovsky und Zeynep Gedizlioğlu | Cabinet of Folksongs. Elf Miniaturen für Stimme, Flöte, Klarinette, Saxophon, Perkussion, Harfe, Klavier, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass (2025, UA)
MITWIRKENDE:
Zafraan Ensemble
Miguel Pérez Iñesta | Dirigent
Katrīna Paula Felsberga | Sopran
Die hundertsten Geburtstage des Komponisten Luciano Berio und der Sängerin Cathy Berberian stellen den Hintergrund dieses Projekts im Spannungsfeld von Volksmusik und Avantgarde dar: Individueller Ausdruckswille, kulturelle Aneignung und kreative Auseinandersetzung mit traditioneller Musik spielen dabei eine Rolle. Den Ausgangspunkt bilden Luciano Berios 1964 uraufgeführte Folk Songs, ein Zyklus von elf für Sopran und Ensemble arrangierten Volksliedern unterschiedlichster Herkunft, den er für seine damalige Frau, die Sängerin Cathy Berberian, schrieb und der heute zu den Klassikern der Nachkriegs-Avantgarde zählt. Dem gegenübergestellt werden elf Uraufführungen kurzer Miniaturen für Sopran und Ensemble, komponiert als Auftragswerke von elf Komponist*innen unterschiedlichster Herkunft. Grundlage der Neukompositionen sind „Dainas“ – kurze, vorchristliche Texte, Lieder, Sinn- und Zaubersprüche, die der lettische Ethnologe Krišjānis Barons Ende des 19. Jahrhunderts sammelte. Die Sammlung gilt heute als zentraler Teil des nationalen kulturellen Gedächtnisses Lettlands. Sie bildet aber zugleich die Basis für eine künstlerische Auseinandersetzung, die sich aktiv von einer nationalistischen Vereinnahmung kulturellen Erbes distanziert und nach alternativen, künstlerisch-produktiven, von Dialog und Empathie geprägten Wegen der Aneignung sucht.
Maija Hynninen, geboren 1977, konzentriert sich in ihrem Schaffen auf Konzertmusik, elektronische Instrumente und multidisziplinäre Aufführungen. Ihre Musik baut insbesondere auf die einzigartigen Momente des Klangs, die einen Blick in eine andere Realität erlauben. Hynninen hat an der University of California in Berkeley promoviert und dort bei Franck Bedrossian, Carmine Cella, Edmund Campion, Cindy Cox, Myra Melford und Ken Ueno studiert. Zuvor wurde sie an der Sibelius-Akademie in Helsinki von Paavo Heininen ausgebildet und machte gleichzeitig an der Norwegischen Musikakademie einen Violin-Abschluss. Ihre Studien der elektronischen Musik komplettierte sie am Forschungsinstitut für Akustik/Musik IRCAM in Paris.
Die erste Aufführung des Konzerts findet am 4.11.2025 im Kammermusiksaal der Philharmonie Berlin statt.