O, der du südliche Auen geschaut, dich wollte ich führen
Hierher verbundenen Augs, dann plötzlich dir lösen die Binde
Und in welcherlei Land dich würdest du wähnen, wenn weithin
Ruhet die Flur in heiligem Schimmer der Mitternachtssonne…
Mit diesen 1808 in Wiborg erschienenen Zeilen hat August Thieme in seinem Poem Finnland das Land gepriesen, in das er 1801 ausgewandert war. Es ist als Dialog angelegt – mit einem imaginären Freund, der Vorurteilen über Finnland von Kälte, Finsternis, Wild- und Dumpfheit anhängt. Thieme hält ihm das Bild eines rauen, aber zugleich gesegneten Landes entgegen.
Das zum 200jährigen Jubiläum des ältesten ausführlichen Zeugnisses deutscher Finnlandbegeisterung am 20. und 21. November 2008 im Finnland-Institut in Berlin zusammen mit der Aue-Stiftung veranstaltete Symposium verfolgte von diesem Ausgangspunkt die Entwicklung des deutschen Finnlandbilds bis in die Gegenwart.
Die Autoren des Bandes sind Robert Schweitzer, Jörg Hackmann, Anna Järvinen, Frank Nesemann, Hans Peter Neureuter, Outi Tuomi-Nikula, Detlef Pleiss, Carola Häntsch, Dieter Hermann Schmitz, Manfred Menger, Hannes Saarinen, Risto Peltovuori, Erkki Teräväinen, Hanna Rieck und Dörte Putensen. Ihre Beiträge spannen den Bogen von der Zeit der realen Begegnung beider Völker im Dreißigjährigen Krieg über das Image des autonomen Großfürstentums, der jungen Republik und des Kriegsverbündeten bis zum Finnlandbild im geteilten und wiedervereinigten Deutschland. Außerdem ersteht die versunkene Welt des „Alten Finnland“, der 1721/43 zum Russischen Reich gekommenen Teile Finnlands mit ihrer deutsch geprägten Stadtkultur, neu. Ein kommentierter Abdruck von Thiemes Poem „Finnland“ befindet sich im Anhang.