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Niina Lehtonen Braun, ohne Titel (Wasserfarben, Tinte und Collage auf Papier, 84 x 59 cm, 2018)

Visiting Art/ist am Finnland-Institut: Niina Lehtonen Braun

Niina Lehtonen Brauns Collagenserie Mädchen lass los (2017‒2018) wird von verschiedenen Frauenfiguren bevölkert. Wir treffen auf die Malerin, die Bäuerin, die Mondäne oder die Träumende. Sie alle sind in ihr Tun vertieft, scheinen in ihrem Dasein aufzugehen und doch gibt es einen Moment der Irritation. So sitzt die Malerin konzentriert, leicht gebeugt über ihrer Arbeit. Doch anstelle eines Bildes steht „Yes, you idiot“ auf ihrem Aquarellblock. Es gibt auch die Mondäne, die in ihrem schwarzen Abendkleid niederkniet und zu beten scheint. Ein Lauftext umfasst diese Situation, geschrieben steht: „Kenne meine Fehler, kenne meine Schwächen, kenne meine Fehler, kenne meine Schwächen“.

Aquarell, Tusche und fein ausgeschnittene Collageelemente von Fotografien oder Zeichnungen kombiniert mit eben diesen Mantren machen Niina Lehtonen Brauns Installation besonders. Sie wirft Fragen auf: Was bedeutet es Frau zu sein? Wie lassen sich Rollenbilder erfüllen? Welche inneren Konflikte kommen zum Tragen?

Aus Helsinki stammend, hat Niina Lehtonen Braun sich als erstes Familienmitglied für die Künstlerkarriere entschieden. Ihre Großmutter war Bäuerin, Niina Lehtonen Braun lebt ein Leben zwischen freier Kunst und Familie. Es sind genau diese Gegensätze von tradiertem vs. individualisiertem Wissen, Sicherheit vs. Freiheit, Erfüllung vs. Verzweiflung, Beruf vs. Familie, die sie mit ihren Frauenfiguren thematisiert. Sie verdeutlicht Konflikte zwischen Rollenerwartungen in der Kunst und darüber hinaus. Es sind Fragen zum Frausein in der heutigen Zeit.

Dr. Christine Nippe, Autorin und Kuratorin

Videointerview mit Niina Lehtonen Braun

Niina Lehtonen Braun , geboren 1975 in Helsinki, lebt und arbeitet in Berlin.

Sie wurde im Rahmen des Programms Visiting Art/ist zur ersten Gastkünstlerin des Finnland-Instituts
am neuen Standort gewählt; ihre Werke werden bis Ende 2019 hier zu sehen sein.

Foto: privat

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