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  • Datum: 01.03.2018 - 31.03.2018
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Monatstipp März 2018

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Foto: Miika Peitso

Miika Peitso empfiehlt aus der Bibliothek des Finnland-Instituts: Die Wurzel alles Guten von Miika Nousiainen.

Die Wurzeln des Werkes Die Wurzel alles Guten von Miika Nousiainen, das 2016 auf Finnisch unter dem Titel Juurihoito erschienen ist, liegen in einem klassischen tragikomischen Ausgangpunkt: der Vater geht einkaufen und kehrt nicht zurück… sowie in einem schwer entzündeten Eckzahn. “Die Zähne sind der Spiegel der Seele” lautet die Grundaussage des Werkes, und so begeben sich die Hauptpersonen Pekka und sein Bruder Esko auf die Reise nach ihrem verschwundenen Vater. Und währenddessen werden sowohl die Geister des Unterbewusstseins als auch das jeweilige Gebiss von der Diagnose an bis zur Nachuntersuchung behandelt.

Es fällt sehr leicht, sich mit Pekka zu identifizieren, da er der Inbegriff eines guten modernen Menschen ist: Der nach Frischgebackenem duftende Ökovater arbeitet als Kreativer bei einer Werbeagentur, aber sein Leben ist vom Verschwinden des Vaters und seiner kürzlichen Scheidung überschattet. Diese Wunden versucht Pekka so gründlich zu verbergen wie seinen entzündeten Zahn. Dann stellt sich heraus, dass der Zahnarzt, Esko, sein Bruder ist: das genaue Gegenteil des Idealisten Pekka, ein Zyniker und in seinen Mustern festgefahrener, abgewrackter Zahnarzt. Und dann kommt mit der vom Leben in einem Stockholmer Vorort und ungünstigen Entscheidungen angeschlagenen Schwester Sari noch ein Rad am Wagen dazu.

Nousiainen hat in Die Wurzel alles Guten hinreißende menschliche Charaktere geschaffen – mit ihren jeweiligen unterschiedlichen Gebissen und Fehltritten. Deshalb ist das Interessanteste an seinem Roman irgendwann gar nicht mehr, ob der verschwundene Vater gefunden wird, sondern die Dynamik der Charaktere und ihre Entwicklung als Menschen. Die Welt wird sowohl aus Pekkas als auch Eskos Blickwinkel betrachtet, was hervorragend zum Verständnis dieser Charaktere dient.

Die verschiedenen Milieus des Werkes gehen Hand in Hand mit der Entwicklung der Charaktere. Helsinki bietet Hochleistungs-Ökövätern und zynischen Zahnärzten wahrlich guten Nährboden; im Gewirbel des Großstadtlebens ist es leicht, sich selbst zu verlieren. Auch im Beton des Stockholmer Vorortes haben Enttäuschung und Verbitterung – trotz oberflächlicher Renovierung – Spuren hinterlassen. Der exotische Hauch aus Thailand wirkt gleichzeitig gefährlich und befreiend – auch dadurch besteht für die Akteure die Möglichkeit, sich als Mensch zu entwickeln. Letztendlich landet die Geschwister-Sippschaft in der australischen Wüste, in deren Leere es keinen anderen Weg gibt, als sich im Spiegel anzuschauen und mit der Vergangenheit und Gegenwart klarzukommen. Der Ausgangspunkt ist allerdings das ostfinnische Lieksa, wo das Gewicht der Geschichte wegen der Kultur des Schweigens überlebt.

Während die Umgebung sich ändert, immer mehr Geschwister hinzukommen und die Geschichte des Vaters Konturen annimmt, werden in Die Wurzel alles Guten auch viele Probleme der heutigen Gesellschaft berührt – allerdings in einer liebevollen Weise, die sich selbst nicht allzu ernst nimmt. Statt die tragischen Details in den Vordergrund zu stellen, überträgt der Autor dem Leser die Verantwortung, sich mit den Sachverhalten zu identifizieren, oder eben nicht. Ich würde behaupten, dass jeder Leser und jede Leserin den Charakteren, der lebensnahen Philosophie und der interessant vorwärts fließenden Geschichte etwas abgewinnen kann. Die Wurzel alles Guten sollte man meiner Meinung nach unbedingt lesen, und eins ist sicher: Nach der Lektüre hat man ein ganz anderes Verhältnis zu den eigenen Zähnen als vorher!

Autor: Miika Peitso, Volontär am Finnland-Institut

 

Autorenlesungen mit Miika Nousiainen finden am 14.3. in Berlin/Gemeinschaftshaus der Nordischen Botschaften, am 15.3. in Potsdam sowie am 16. und 17.3. auf der Leipziger Buchmesse statt.

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