O, der du südliche Auen geschaut, dich wollte ich führen
Hierher verbundenen Augs, dann plötzlich dir lösen die Binde
Und in welcherlei Land dich würdest du wähnen, wenn weithin
Ruhet die Flur in heiligem Schimmer der Mitternachtssonne…
Mit diesen 1808 in Wiborg erschienenen Zeilen hat August Thieme in seinem Epos Finnland das Land gepriesen, in das er 1801 als Lehrer im dortigen deutschsprachigen Schulwesen ausgewandert war. Es ist als Dialog angelegt – mit einem imaginären Freund, der den noch heute verbreiteten Vorurteilen über Finnland von Kälte, Finsternis, Wild- und Dumpfheit anhängt. Thieme hält ihm das Bild eines rauen, aber zugleich gesegneten Landes entgegen, faszinierend in der elementaren Wucht und gleichzeitigen Schönheit seiner Natur und der Lebenstüchtigkeit und Ausdauer seiner Menschen.
Die Deutschen im seit 1710 russischen Wiborg fühlten sich als Teil eines Finnland mit einer besonderen Identität im Russischen Reich – ein Gedanke, den die finnische Nationalbewegung dann vom Kopf auf die Füße stellte.
Das Symposium nimmt das Jubiläum des ältesten ausführlichen Zeugnisses deutscher Finnlandbegeisterung zum Ausgang, um die Entwicklung des deutschen Finnlandbilds bis in die Gegenwart zu verfolgen. Dabei stellen sich Fragen wie
– ist das deutsche Finnlandinteresse älter als die neuzeitlichen Nationalstaaten beider Völker?
– ist Romantik der Grundton des deutschen Finnlandbilds geblieben?
– wie verschiebt sich die Wahrnehmung angesichts der Höhen und Tiefen im gegenseitigen Verhältnis?
– steht ein idealisiertes Finnlandbild der realen Sicht im Wege?
In Kooperation mit dem Finnland-Institut haben die Aue-Stiftung (Helsinki), die Emil-Öhmann-Stiftung (Helsinki), die Universität Greifswald (Lehrstuhl für osteuropäische Geschichte), die Academia Baltica (Lübeck) und das Stadtarchiv Tallinn (Estland) zum siebten Mal ein gemeinsames Symposium zur deutschen Kultur und Geschichte im europäischen Nordosten organisiert. Die Vortragenden kommen aus Finnland, Deutschland und Russland.
Im Anschluss an das Seminar findet am Do 20.11. um 19.30 Uhr das Lesungskonzert Lirum Larum – Musik und Briefe um 1800 aus Herren- und Bürgerhausbibliotheken des “Alten Finnland” statt (siehe eigener Eintrag). Herzlichst eingeladen!
Bitte beachten Sie, dass das Finnland-Institut am Do 20.11. und Fr 21.11. tagsüber nur für Teilnehmer des Seminars geöffnet ist.
Datum/Uhrzeit: | Donnerstag, 20. November 2008, 12.00-17.30 Uhr Freitag, 21. November 2008, 8.45-18.00 Uhr |
Ort/Verkehrs- verbindungen/Auskunft: |
Finnland-Institut, Georgenstr. 24 (1. OG), 10117 Berlin-Mitte Bahnhof Berlin-Friedrichstraße |
Anmeldung: |
erbeten bis 14.11.2008 unter Tel. 030 520 02 60 10 oder info@finstitut.de |
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