Finnisches Design ist weltweit für seine hochwertige Qualität und ausgeprägte Formensprache bekannt. Darin setzen schlichte, natürliche Farben und klare Linien Akzente, aber gleichermaßen prägen originelle Kreativität, Kühnheit und ein lebendiger Einsatz von Farben die Designsprache. Typisch für die finnische Formgebung ist auch, dass sie praktische Lösungen für – im weitesten Sinne − gesellschaftliche Missstände entwickelt.
Wild at Heart ist ein farbenfroher Ausstellungskomplex, der dem Betrachter Einblick in die spannende Welt des finnischen Designs von heute verleiht. Der Name der Ausstellung spielt auf eine vielleicht weniger bekannte Seite der finnischen Kultur an: Unter einer zurückhaltenden, ja schüchternen Oberfläche pulsieren nämlich reichlich wilder Humor, Ausgelassenheit und Leidenschaft.
„In der Ausstellung möchte ich insbesondere unstreichen, wie maßlos viele Dimensionen die Formgebung hat. Meiner Meinung nach erleben wir momentan eine Art Renaissance des Designs, in der Menschen sich freier zwischen kreativen Feldern bewegen“, meint Ausstellungskurator Tero Kuitunen.
Die elf Designer_innen von Wild at Heart bewegen sich gewandt an den Schnittstellen von Kunst und Design. Sie arbeiten mutig mit neuen Materialien und wagen vorurteilsfrei, Neues zu probieren. Die Ausstellungseinheit Raw Beauty („raue Schönheit“) ist durch eine materialbasierte Herangehensweise und durch klare visuelle Sprache geprägt. Antrei Hartikainen vertritt die traditionelle Schreinerkunst, in deren Händen sich Rohholz mittels vielfältiger Techniken in zarte und geradezu luftige Werke verwandelt. Die Fotografin und Künstlerin Sofia Okkonen befasst sich in ihrer eigenen starken Visualität mit der Weiblichkeit, während Tero Kuitunen die Bedeutung der Berührung und des Berührens in der Keramik aufgreift. In der visuellen Welt von Klaus Haapaniemi schließlich sind Motive aus Volksmärchen zu erkennen; er illustriert sowohl Keramik als auch Textilien.
In der Ausstellungseinheit Social Impact wird Design als sozialer Faktor betrachtet. Milla Vaahtera haucht der Tradition des Glasblasens neues Leben ein. Die Modekollektion von Tuuli-Tytti Koivula hingegen thematisiert die Problematik des Plastikmülls und sucht nach neuen Verwendungszwecken. Das Unternehmen Mifuko wurde gegründet, um Handwerkerinnen aus Kenia zu beschäftigen. Durch ein flexibles und sicheres Arbeitverhältnis wird den Frauen ein selbstständiges Einkommen sowie größerer Einfluss auf die Gesellschaft ermöglicht.
Verspieltheit und Humor tauchen als zentrale Themen der Ausstellung immer wieder auf; besonders spürbar sind sie allerdings in der Einheit Wild Humor. So zeichnen sich die Arbeiten von Eero Aarnio, einem der wichtigsten finnischen Designer überhaupt, über all die Jahre seines Schaffens durch Originalität und Mut aus. Teemu Salonen bewegt sich zwischen Bildhauerei und Design und setzt in seinem überbordenden, farbenfrohen Stil Pop Art-Elemente ein. Aamu Song und Johan Olin von COMPANY hingegen beziehen sich in ihrer künstlerischen Arbeit auf Meister des Kunsthandwerks in aller Welt; hierin spiegeln sich starke Wertschätzung für die Handwerkstradition als auch pure Schaffensfreude wider.
Wild at Heart wird nach der VIENNA DESIGN WEEK in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Finnland-Instituten vor Ort außerdem noch in Budapest, Stockholm und Tokio zu sehen sein.
Der Gastlandauftritt Finnlands wird in Zusammenarbeit mit der VIENNA DESIGN WEEK und weiteren Partnern vor Ort gestaltet. Als finnische Partnerinstitutionen wirken das Finnland-Institut in Deutschland gemeinsam mit der Botschaft von Finnland in Wien sowie Business Finland und Visit Finland mit.
27.09.2019
11:00 Uhr Kuratorenführung mit Tero Kuitunen
12:00 Uhr Habitare Mingle
01.10.2019 17:00 Uhr Designertalk: Vielfalt, Kulturerbe und nachhaltiges Design
Mit
Klaus Haapaniemi, Designer (FIN)
Stephanie Klaura, Designerin (AT)
Jaana Hjelt, Lapuan Kankurit (FIN)
Moderiert von
Gabriel Roland, Vienna Design Week
Dr. Laura Hirvi, Finnland-Institut in Deutschland
Wir danken für die freundliche Unterstützung und Zusammenarbeit: