Online-Programm: Führungen und Workshops
Video-Ausstellungsrundgänge mit der Künstlerin auf Facebook
International bekannt ist Elina Brotherus, geboren 1972 in Helsinki, für ihre Selbstporträts. Und tatsächlich ist sie in nahezu all ihren Foto- und Videoarbeiten selbst zu sehen. Darunter finden sich tagebuchartige Serien, Landschaftsaufnahmen und situative Stimmungsbilder. Die Ausstellung in der Weserburg lenkt den Fokus auf jüngere Arbeiten und Werkgruppen, die seit 2016 entstehen. Hier macht sich die finnische Künstlerin verschiedene Kunstkonzepte der Gegenwart zu eigen und überträgt sie in ihre eigene, unverkennbare Ästhetik. Dabei folgt sie Arthur Køpckes Diktum: „People ask: Why? I ask: Why not?”
Mit souveräner Leichtigkeit und skurrilem Humor entstehen überraschende Bilderfindungen, mit denen Brotherus die Möglichkeiten der Fotografie neu auslotet. Zugleich überprüft und aktualisiert sie Konzepte früherer Generationen, u.a. nutzt sie Event Scores – Handlungsanweisungen für Performances und Partituren – der internationalen Fluxus-Bewegung der 1960er/70er-Jahre. Oder aber sie lässt sich von John Baldessaris eigenwilligen Kunstideen inspirieren, die er für seine Studierenden entwickelt hat: „Disguise yourself as another object – a tree maybe. Or becoming a tree. A big bird?“
Ihre Fotoarbeiten und Videos sind dabei mal hintersinnige Hommage, mal kritische Revision. So stellt Brotherus ein ikonisches Bild der viel zu früh verstorbenen Francesca Woodman nach. Zusammen mit Erwin Wurm wird sie kurzerhand selbst zur Skulptur. Oder sie schafft eine spielerische Neuinterpretation von Arakis erotischen Bondage-Fotografien, die dem männlich-dominaten Blick eine eigene Sichtweise gegenüberstellt. Innerhalb der Ausstellung bildet die neue Serie Sebaldiana. Memento mori, die 2019 auf Korsika entstanden ist, einen weiteren Schwerpunkt. Auf den Spuren des Schriftstellers W.G. Sebald begibt sich Elina Brotherus an die verschiedenen literarischen Schauplätze und schafft so eine besondere Verbindung von Literatur und Kunst, von fiktionalem Stoff und künstlerischer Anverwandlung.
Why not? ist die erste Einzelausstellung der Künstlerin in einem deutschen Museum und umfasst rund 40 Foto- und zwei Videoarbeiten. Die Schau wurde von Ingo Clauß kuratiert. Zur Eröffnung erscheint im Hirmer Verlag ein bildreicher Katalog mit weiterführenden Essays.