AUSSTELLUNG, kuratiert von Mirjami Schuppert und Pia Wamsler.
Ausstellungsdauer: 09.05. – 28.06.2025
Sound steigt die Treppe hinauf, sickert durch Wände, füllt den Außenbereich und verliert sich in der Stadt. Bilder wechseln zwischen Perspektiven, ziehen Besucher*innen in eine Szenerie, in der Zeit sich wiederholt, Identitäten verschwimmen und die Grenzen zwischen Traum und Realität auflösen. In not yet yours to imagine zeigen die finnische Künstlerin Henna-Riikka Halonen und die in Österreich lebende deutsche Künstlerin Lila-Zoé Krauß ihre Arbeiten Buoyant Force und Dream I: [Matrix].
In der Welt, die sich in Henna-Riikka Halonens Buoyant Force ausbreitet, durchsickert Technologie alles und formt eine poröse, überflutete Umgebung. Soundinstallationen breiten sich vom Außenbereich über das Treppenhaus aus – verwoben mit skulpturalen Elementen und auf Stoff gedruckten digitalen Gemälden. Es entsteht ein digitales Gefüge, in dem sich die Grenzen der Realität auflösen und in einen flüssigen, grenzlosen Zustand überführt. In diesem wechselnden Rhythmus fließen Bilder und Klänge nahtlos zwischen lebenden Körpern und technologischen Geräten, verschmelzen miteinander und gehen in neue Formen über.
Lila-Zoé Krauß‘ Dream I: [Matrix] führt die Besucher*innen in eine fragmentierte Realität zwischen Präsenz und Illusion. Eine Zwei-Kanal-Videoinstallation entfaltet sich im Raum und löst die Grenze zwischen Leinwand und physischer Umgebung auf. Die Szene ist Teil der multimedialen Oper [After Her Destruction], in der die Protagonistin Girl mithilfe eines Computerprogramms durch ihr eigenes Bewusstsein reist. In einem salonartigen Setting begegnet sie zwei Fremden – ein Gespräch entspinnt sich, das an ein Kammerspiel erinnert. Doch mit jedem Wort verschwimmen die Grenzen: Wer träumt hier, und von wem wird geträumt?
Die Werke erzählen von Welten aus möglichen Vergangenheiten, gegenwärtigen Realitäten und Zukünften, die vielleicht noch kommen. Mit den Mitteln der spekulativen Fiktion erschaffen, sind diese Welten fragmentiert, vielschichtig und polyphon. Räume entstehen, durchdrungen von Eindrücken und Impulsen, in denen verschiedene Zeitlichkeiten miteinander in Dialog treten – Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges verweilen nebeneinander. Zugleich bergen diese Räume ungenutztes Potenzial: Möglichkeiten, die nie realisiert wurden, solche, die noch darauf warten eingelöst zu werden, und andere, die vielleicht nie eintreten.
Die fiktionalen Erzählungen in den Werken von Henna-Riikka Halonen und Lila-Zoé Krauß eröffnen Räume, die zum aufmerksamen Zuhören einladen – zum Lauschen auf gedämpfte Stimmen und die Geschichten, die sie erzählen. Diese spekulativen Räume verweigern sich linearen, eindeutigen Wahrheiten. Stattdessen lassen sie parallele Erzählstränge oder Narrative in Fragmenten entstehen, die den Raum für alternative Formen des Daseins eröffnen und auf subtile Weise Orte des Widerstands schaffen.
Das Projekt entstand in Zusammenarbeit mit dem Finnland-Institut und ist Teil der pARTir-Initiative, gefördert durch die Europäische Union – NextGenerationEU.
pARTir ist eine gemeinsame Initiative der finnischen Kultur- und Wissenschaftsinstitute mit dem Ziel, nachhaltige internationale Mobilität in den Jahren 2024–2025 zu fördern. Beteiligt an dem Projekt sind FinnAgora – das Finnische Institut in Ungarn, das Finnische Institut für die Benelux-Länder, das Finnische Institut in Großbritannien und Irland, das Finnische Institut in Japan, das Finnische Kulturinstitut in Madrid, das Finnische Kulturinstitut in New York, das Finnisch-Norwegische Kulturinstitut FINNO, das Finnische Institut in Frankreich, das Finnische Institut in Deutschland und das Finnische Institut in Estland.