VORTRAG im Rahmen der Interdisziplinären Vortragsreihe Sibelius im Kontext.
Moderation: Benjamin Schweitzer
In den letzten Jahren haben sich die Einordnung und Interpretation von Jean Sibelius‘ Naturbezug stark gewandelt. Das liegt zum einen an seiner Ablösung vom Bild des finnischen Nationalkomponisten und zum anderen an der zunehmenden Komplexität des Naturbegriffs. Während in Musikwissenschaft und Ökomusikologie ein Konsens darüber zu bestehen scheint, dass Sibelius‘ Musik nicht auf eine immersive Naturerfahrung und vor allem nicht auf die ruhigen Naturzustände stiller finnischer Seen zu reduzieren ist, sind vor allem Fragen offen, die sich um die Archäologie eines zeitlichen Bewusstseins um die Handlungsmacht Natur jenseits anthropozentrischer Verständnisse drehen. Im Vortrag sollen Sibelius‘ Klavierwerke und Sololieder mit Klavier aus der Perspektive des geologischen Zeitalters des Anthropozäns interpretiert werden, um ihrer Rolle für ein modernes Klimabewusstsein nachzuspüren.
In Finnland ist Jean Sibelius ein Nationalheld, in Großbritannien gilt er als wichtigster Nachfolger Beethovens in der Sinfonik, in Deutschland hingegen hat seine Musik nicht in gleicher Weise Fuß gefasst. Das Philharmonische Orchester Vorpommern führt zwischen 2022 und 2024 erstmals in seiner Geschichte alle Sibelius-Sinfonien auf. In der begleitenden Vortragsreihe sollen Werk und Persönlichkeit des Komponisten in einem breiteren Umfeld kontextualisiert und kritisch beleuchtet werden – mit einem Blick auf musikalische und kulturelle Bezüge im Ostseeraum und darüber hinaus.
Die Vortragsreihe wurde konzipiert von Generalmusikdirektor Dr. Florian Csizmadia und Benjamin Schweitzer M. A.
Weitere Termine siehe www.wiko-greifswald.de:
21.11.2023
23.1.2024