AUSSTELLUNG. Kreative Studie zum Verständnis von Nachhaltigkeit, kuratiert von Gözde Filinta und Bettina Rohr.
Mit Werken von
Magdalena Abele – Fotografie
Benjamin Dittrich – Malerei
Tuomas A. Laitinen – Video/Objekt
Cora Marin – Collage
Pınar Öğrenci – Videoinstallation
Broder Burow – Skulptur im Außenraum
Die Gastkuratorinnen des Umweltkurator_innenstipendiums des Künstlerhauses Lukas Gözde Filinta und Bettina Rohr beschäftigen sich in ihrem gemeinsamen Ausstellungsprojekt mit dem linearen Verständnis von Zeit und Raum, von Anfang und Ende allen Lebens, das die Welt und den Einsatz ihrer Ressourcen durchdringt. Sie hinterfragen das Streben nach Ordnung und Kontrolle, das alles Lebende und Nichtlebende der scheinbaren Logik des unendlichen Wachstums unterwirft und fragen: Wo findet in diesem Denken Nachhaltigkeit ihren Platz? Die ausgestellten Werke regen zum Nachdenken über die Auswirkungen unserer gegenwärtigen Handlungen an, sprechen über Symbiosen, über Migration, Landschaften, Naturwissenschaften, den Naturbegriff und den Platz der Menschen.
Tuomas A. Laitinen erschafft Situationen, die die Verflechtung von Sprache, Körper und Materie innerhalb sich wandelnder Ökosysteme erforschen. Seine neue Arbeit Protean Sap besteht aus Augmented-Reality-Filtern und einem Einkanal-Video. Die Arbeit schafft eine seltsame, traumähnliche Realität, in der Objekte und Körper zu geometrischen Formationen werden, gepaart mit dem Text eines mysteriösen Sehers. Die Formen werden aus Proteinketten von Viren, Bakterien und anderem mikrobiellen Leben simuliert. Durch halluzinatorische Simulationen verwandeln sie sich in Masken und zeremonielle Artefakte. In dem Video wird Protean Sap zur Metapher für vielgestaltige Veränderung; ein Gezeitentümpel, eine Gezeitenzone, die von Mond und Sonne beeinflusst wird; ein Ökosystem, das von seinen Bewohnerinnen hohe Anpassungsfähigkeit verlangt. Die Gezeitenzonen können als Gradmesser für einen in den Ozeanen stattfindenden Wandel gesehen werden und als Modelle für die Untersuchung ökologischer Veränderungen im Allgemeinen betrachtet werden, da sie Auswirkungen in einem schnelleren Tempo zeigen. Die Proteinketten verbinden uns mit unserer Vergangenheit und unserer Zukunft, und in der Arbeit werden sie durch einen „Schauapparat“ und einen Seher vermittelt, der Rezepte und Vorhersagen ausspricht.
Pınar Öğrencis erfahrungsorientierte videobasierte Installation zeigt am Beispiel von Perlbarbenfischen und ausgewählten Möbeln Spuren „materieller Kultur“, die eng mit Zwangsumsiedlungen über Länder und Regionen hinweg als Naturmetapher verbunden sind. Magdalena Abele zeigt mit dem Projekt Mirador Landschaften und Menschen, die sich darin bewegen. Die oft als Touristenattraktionen bekannten Orte zeigen sich in ihrer fast berührenden Hilflosigkeit ein zum Scheitern verurteilten Versuch einer echten Annäherung an die Natur. Cora Marin zeigt Collagen über soziopolitische und satirische Themen. New Forms of Agency illustriert, wie die Menschheit sich zunehmend als getrennt von der Natur wahrnimmt und beleuchtet die Auswirkungen dieser Betrachtungsweise von „Gesehenem“, „Gedachtem“ und „Geschriebenem“. Broder Burow hat sein Objekt Landmarke eigens für den Garten des Neuen Kunsthauses erschaffen. Es bietet Besucher_innen in Anlehnung an nautische Orientierungshilfen einen Anhaltspunkt für das Navigieren ungewisser Zeiten. Benjamin Dittrichs futuristisch und gleichzeitig „retro“ anmutenden Gemälde setzen das Buch Die Selbstorganisation des Universums grafisch um und beschreiben das Universum aus der Sicht des Menschen auf die Natur und erschaffen so einen möglichen Zugang zu einer neuen Welt.