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© Finnland-Institut/Foto: Bernhard Ludewig

Am Puls der Zeit

Ende Mai 2021 geht Laura Hirvis Amtsphase als Leiterin des Finnland-Instituts zu Ende: Ihr Wirken in Berlin erstreckte sich von 2015, dem Jahr der weltweiten Migrationsbewegungen, über „100 Jahre Finnland“ 2017 bis heute, ins zweite Frühjahr der Pandemie. Wie lautet Laura Hirvis Fazit nach dieser bewegten und bewegenden Zeit?

Mehr als sechs Jahre lang hatte ich das Privileg, als Leiterin des Finnland-Instituts arbeiten zu dürfen. In dieser Zeit habe ich viel gelernt und unglaublich schöne Erfahrungen gemacht, angefangen von stimmungsvollen Konzerten, atemberaubenden Zirkusperformances bis hin zu eindrucksvollen Kunstaustellungen, Lesungen und Konferenzen mit hochkarätigen Wissenschaftler_innen. Durch unsere Arbeit habe ich auch eine Vielzahl von tollen und engagierten Menschen treffen dürfen, die sich als einzelne Akteure oder durch ihr Wirken in Institutionen für eine reflektierte und offene Gesellschaft einsetzen.

Gemeinsam mit unseren Partnern haben wir Programme durchgeführt, die am Puls der Zeit waren. So haben wir 2016 zum Beispiel das Thema Migration behandelt und uns 2019 mit der Beziehung zwischen Mensch und Natur auseinandergesetzt. Neben aktuellen Inhalten war es uns auch wichtig, in unserer Arbeit neue Formate zu entwickeln. So gibt es nun den Open Call für Wissenschaftler_innen, durch den wir die Realisierung gemeinsamer Projekte über nationale Grenzen hinweg ermöglichen. Auch das Visiting Art/ist-Programm hat sich inzwischen etabliert und bietet Künstler_innen eine Möglichkeit, ihre Arbeiten einem breiten Publikum, aber auch Expert_innen und Akteur_innen aus der Kunstszene zu präsentieren.

Neu sind nicht nur einige Formate, sondern – seit Herbst 2018 – auch unsere Räumlichkeiten. Für die Arbeit des Finnland-Instituts gilt genauso wie für die Gesellschaft und das Zeitgeschehen im Allgemeinen: Die verlässlichste Konstante ist die Veränderung. Ihr können wir am besten begegnen, indem wir nicht müde werden, miteinander zu diskutieren und mit- und voneinander zu lernen. Eine offene Einstellung hilft hierbei ungemein.

In diesem Prozess des Austausches waren und sind für uns am Institut und auch für mich als Leiterin die vielen verschiedenen Akteure besonders wichtig, mit denen wir zusammenarbeiten: die Kreativen in Kultur und Wissenschaft, das Publikum, die Partnerinstitutionen und andere wichtige Netzwerke, wie zum Beispiel die Kultur- und Wissenschaftsinstitute Finnlands, von denen es weltweit insgesamt 17 gibt, und EUNIC Berlin, die Gemeinschaft der europäischen Kulturinstitute in Berlin. Nur gemeinsam können wir besonders stark sein und globale Fragen angehen!

Das Finnland-Institut ist auf seinen Tätigkeitsfeldern für den Austausch zwischen Finnland und dem deutschsprachigen Europa zuständig. Gleichzeitig zeichnet sich ab, dass es für ein Kulturinstitut oft Sinn ergibt, Grenzen – auch Sprachgrenzen – hinter sich zu lassen: So geschehen beispielsweise im Rahmen von Mobile Home 2017, einem unserer Programme anlässlich des Jubiläumsjahres „100 Jahre Finnland“. Dabei wurde das Thema „Heimat“ – außer in Berlin – auch in Brüssel, Paris und London unter verschiedenen Facetten betrachtet. Die Design-Ausstellung Wild at Heart mit neuem finnischen Design ging gar auf Welttournee: Sie zog von der Vienna Design Week über Budapest und Stockholm trotz Pandemie noch nach Helsinki und sogar Tokio. Und die Ende Mai in Berlin beginnende Kunstausstellung A I S T I T / coming to our senses hat mit dem Thema Sinneswahrnehmungen einen universellen Ansatz, ebenso wie die dazugehörigen Programme in und um Paris, London, Helsinki und Gent. Es geht also oft in unserer Arbeit nicht nur um einen bilateralen Austausch, sondern darum, einen globalen Dialog nachhaltig zu gestalten und zu fördern.

Da dies von meiner Seite ein Abschiedsbeitrag ist, gilt es, an dieser Stelle ein lautes und aufrichtiges Danke zu sagen – danke für die tolle Zeit! Und wie so oft in der Vergangenheit, wenn ein Lebensabschnitt in den nächsten übergeht, werde ich auch dieses Mal nicht umhin kommen, Hermann Hesse und eine Strophe aus seinem Gedicht „Stufen“ zu zitieren:

„Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf´ um Stufe heben, weiten.“

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Eine kürzere Fassung dieses Beitrags ist in Rengas Zeitschrift der finnischen Gemeinden in Deutschland erschienen.

Dr. Laura Hirvi ist seit 2015 Leiterin des Finnland-Instituts.

Laura Hirvi on toiminut vuodesta 2015 Suomen Saksan-instituutin johtajana.

Laura Hirvi har fungerat som chef för Finlandsinstitutet i Tyskland sedan 2015.

Laura Hirvi has been the director of the Finnish Institute since 2015.

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