SOOLO: Stimmen der zeitgenössischen Musik
Lasst uns das Musikleben komponieren
Eine bekannte Anekdote erzählt davon, wie Igor Strawinsky bei Grenzformalitäten erklären sollte, was er denn nun eigentlich beruflich mache. Der Komponist erklärte, er sei „Musikerfinder“. Die Antwort des Meisters sagt mindestens zweierlei aus: Einerseits erfindet der Komponist Musik, er fertigt also Kompositionen an und gestaltet damit das Musikleben. Aber zur Arbeit des Komponisten gehört auch das Finden der Musik selbst, also das, was Musik ist und sein kann. Dieses umfassende Verständnis von Komposition hat mich immer fasziniert; der Komponist schafft nicht nur Musik, er schafft auch „Musikleben“.
Ich sehe das Musikleben als ein Netz von Wechselwirkungen, in dem jeder daran Beteiligte eine aktive Rolle spielt. Ich denke nicht, dass die Information nur in einer Richtung fließt, vom Komponisten als Vortragenden zum Zuhörer: Mich interessiert sowohl, wie der Vortrag das Werk und den Komponisten beeinflussen kann, als auch die Wirkung des Zuhörers auf den Komponisten und den Bühnenkünstler.
Ich habe einen Bühnenkünstler zu einem schöpferischen Prozess animiert, indem ich ihn bat, auf verschiedene Arten zu improvisieren. So nimmt die Rolle des Künstlers als an der Geburt des Werkes aktiv Beteiligter konkrete Gestalt an. Wenn in der Komposition auch Improvisation enthalten ist, kommt es zu einem musikalischen Dialog zwischen dem Komponisten und dem Musiker, in dem der Musiker spielend die in den Noten gefundenen Ideen kommentiert.
Es ist immer schön und erfreulich zu merken, dass die Künstler, obgleich sie der Idee des Improvisierens manchmal scheu, mitunter auch widerwillig gegenüber stehen, die Aufgabe fast immer mit Erfolg gemeistert haben. Das Beste ist allerdings die Freude, die die Musiker zeigten, wenn das immer als unerreichbar Erachtete tatsächlich gemeistert wurde. Für einen guten Musiker gibt es nichts Schöneres, als die Erweiterung seines musikalischen Horizonts erleben zu dürfen. Gleichzeitig nimmt auch das Musikleben neue Formen an, wenn sich die Arbeitsweise der Musiker verändert.
Eero Hämeenniemi ist Privatdozent an der Sibelius-Akademie und Experte für zeitgenössische Musik. Mit seinem Artikel beginnt die Reihe “SOOLO: Stimmen der zeitgenössischen Musik” in unserem Blog, die zur Konzertreihe für zeitgenössische Musik SOOLO am Finnland-Institut erscheint.
Übersetzung: Tiia Lamminsalo und Johanna Rzehak
Sävelletään musiikkielämä
Kuuluisa anekdootti kertoo siitä, miten Igor Stravinsky joutui rajamuodollisuuksia suorittaessa selittämään, mitä hän itse asiassa teki töikseen. Säveltäjä selvensi asiaa sanomalla olevansa ”musiikin keksijä”. Mestarin vastauksessa on ainakin kaksi puolta: toisaalta säveltäjä keksii musiikkia, eli hän laatii lisää sävellyksiä musiikkielämän tarpeisiin, mutta säveltäjän työtä on keksiä myös itse musiikki, eli se, mitä musiikki on ja voi olla. Laajasti ymmärretty säveltäjyys on aina kiehtonut minua, eikä säveltäjä mielestäni sävellä vain musiikkia vaan myös musiikkielämän.
Minä näen musiikkielämän vuorovaikutusten verkostona jossa jokaisella siihen osallistuvalla on aktiivinen rooli. En ajattele että informaatio virtaisi vain yhteen suuntaan: säveltäjältä esittäjän kautta kuulijalle, vaan minua kiinnostaa myös se, miten esittäjä voi vaikuttaa teokseen ja sen säveltäjään ja miten kuulija vaikuttaa sekä säveltäjään että esittäjään.
Olen kutsunut esittävän muusikon mukaan luovaan prosessiin pyytämällä häntä improvisoimaan monissa kappaleissani. Näin esittäjän rooli teoksen syntymän aktiivisena osanottajana saa hyvin konkreettisen muodon. Kun sävellys sisältää improvisaatiota, säveltäjä ja soittaja käyvät musiikillista vuoropuhelua jossa muusikko soittamalla kommentoi nuoteista löytämiään ideoita.
On ollut hyvin hauskaa ja mieltä lämmittävää huomata, että vaikka muusikot joskus suhtautuvat ideaan improvisoimisesta pelokkaasti, jopa vastahakoisesti, lähes aina he ovat suoriutuneet tehtävästä vähintään kohtuullisesti, ja usein aivan loistavasti. Parasta on kuitenkin ollut se ilo, jota soittajat ovat ilmaisseet, kun aina mahdottomana pidetty asia onkin pystytty saavuttamaan. Hyvä muusikko ei nauti mistään niin paljon kuin siitä, että hän saa kokea muusikkoutensa alueen laajenevan. Samalla musiikkielämä saa uusia muotoja, kun muusikoiden työnjako muuttuu.
Eero Hämeenniemi on Sibelius-Akatemian dosentti ja nykymusiikin asiantuntija. Hänen tekstinsä aloittaa uutta musiikkia käsittelevän “SOOLO: Nykymusiikin virtauksia” -sarjan blogissamme. Myös Suomen Saksan-instituutissa kuullaan pian nykymusiikkia samannimisen, kolmiosaisen SOOLO-konserttisarjan puitteissa .
Lasst uns das Musikleben komponieren
Eine bekannte Anekdote erzählt davon, wie Igor Strawinsky bei Grenzformalitäten erklären sollte, was er denn nun eigentlich beruflich mache. Der Komponist erklärte, er sei „Musikerfinder“. Die Antwort des Meisters sagt mindestens zweierlei aus: Einerseits erfindet der Komponist Musik, er fertigt also Kompositionen an und gestaltet damit das Musikleben. Aber zur Arbeit des Komponisten gehört auch das Finden der Musik selbst, also das, was Musik ist und sein kann. Dieses umfassende Verständnis von Komposition hat mich immer fasziniert; der Komponist schafft nicht nur Musik, er schafft auch „Musikleben“.
Ich sehe das Musikleben als ein Netz von Wechselwirkungen, in dem jeder daran Beteiligte eine aktive Rolle spielt. Ich denke nicht, dass die Information nur in einer Richtung fließt, vom Komponisten als Vortragenden zum Zuhörer: Mich interessiert sowohl, wie der Vortrag das Werk und den Komponisten beeinflussen kann, als auch die Wirkung des Zuhörers auf den Komponisten und den Bühnenkünstler.
Ich habe einen Bühnenkünstler zu einem schöpferischen Prozess animiert, indem ich ihn bat, auf verschiedene Arten zu improvisieren. So nimmt die Rolle des Künstlers als an der Geburt des Werkes aktiv Beteiligter konkrete Gestalt an. Wenn in der Komposition auch Improvisation enthalten ist, kommt es zu einem musikalischen Dialog zwischen dem Komponisten und dem Musiker, in dem der Musiker spielend die in den Noten gefundenen Ideen kommentiert.
Es ist immer schön und erfreulich zu merken, dass die Künstler, obgleich sie der Idee des Improvisierens manchmal scheu, mitunter auch widerwillig gegenüber stehen, die Aufgabe fast immer mit Erfolg gemeistert haben. Das Beste ist allerdings die Freude, die die Musiker zeigten, wenn das immer als unerreichbar Erachtete tatsächlich gemeistert wurde. Für einen guten Musiker gibt es nichts Schöneres, als die Erweiterung seines musikalischen Horizonts erleben zu dürfen. Gleichzeitig nimmt auch das Musikleben neue Formen an, wenn sich die Arbeitsweise der Musiker verändert.
Eero Hämeenniemi ist Privatdozent an der Sibelius-Akademie und Experte für zeitgenössische Musik. Mit seinem Artikel beginnt die Reihe “SOOLO: Stimmen der zeitgenössischen Musik” in unserem Blog, die zur Konzertreihe für zeitgenössische Musik SOOLO am Finnland-Institut erscheint.
Übersetzung: Tiia Lamminsalo und Johanna Rzehak
Lasst uns das Musikleben komponieren
Eine bekannte Anekdote erzählt davon, wie Igor Strawinsky bei Grenzformalitäten erklären sollte, was er denn nun eigentlich beruflich mache. Der Komponist erklärte, er sei „Musikerfinder“. Die Antwort des Meisters sagt mindestens zweierlei aus: Einerseits erfindet der Komponist Musik, er fertigt also Kompositionen an und gestaltet damit das Musikleben. Aber zur Arbeit des Komponisten gehört auch das Finden der Musik selbst, also das, was Musik ist und sein kann. Dieses umfassende Verständnis von Komposition hat mich immer fasziniert; der Komponist schafft nicht nur Musik, er schafft auch „Musikleben“.
Ich sehe das Musikleben als ein Netz von Wechselwirkungen, in dem jeder daran Beteiligte eine aktive Rolle spielt. Ich denke nicht, dass die Information nur in einer Richtung fließt, vom Komponisten als Vortragenden zum Zuhörer: Mich interessiert sowohl, wie der Vortrag das Werk und den Komponisten beeinflussen kann, als auch die Wirkung des Zuhörers auf den Komponisten und den Bühnenkünstler.
Ich habe einen Bühnenkünstler zu einem schöpferischen Prozess animiert, indem ich ihn bat, auf verschiedene Arten zu improvisieren. So nimmt die Rolle des Künstlers als an der Geburt des Werkes aktiv Beteiligter konkrete Gestalt an. Wenn in der Komposition auch Improvisation enthalten ist, kommt es zu einem musikalischen Dialog zwischen dem Komponisten und dem Musiker, in dem der Musiker spielend die in den Noten gefundenen Ideen kommentiert.
Es ist immer schön und erfreulich zu merken, dass die Künstler, obgleich sie der Idee des Improvisierens manchmal scheu, mitunter auch widerwillig gegenüber stehen, die Aufgabe fast immer mit Erfolg gemeistert haben. Das Beste ist allerdings die Freude, die die Musiker zeigten, wenn das immer als unerreichbar Erachtete tatsächlich gemeistert wurde. Für einen guten Musiker gibt es nichts Schöneres, als die Erweiterung seines musikalischen Horizonts erleben zu dürfen. Gleichzeitig nimmt auch das Musikleben neue Formen an, wenn sich die Arbeitsweise der Musiker verändert.
Eero Hämeenniemi ist Privatdozent an der Sibelius-Akademie und Experte für zeitgenössische Musik. Mit seinem Artikel beginnt die Reihe “SOOLO: Stimmen der zeitgenössischen Musik” in unserem Blog, die zur Konzertreihe für zeitgenössische Musik SOOLO am Finnland-Institut erscheint.
Übersetzung: Tiia Lamminsalo und Johanna Rzehak