AUSSTELLUNG mit Werken von Kaisaleena Halinen, Marja Helander, Tellervo Kalleinen und Oliver Kalleinen, Aino Kannisto, Anni Leppälä, Sami Lukkarinen, Vesa Ranta, Janne Räisänen und Nelli Palomäki. Kuratiert von Ritva Röminger-Czako.
Auch im hohen Norden gehören die Wiedergabe der Rolle und der Verortung des Menschen mit seiner Identität als Individuum und in der Gesellschaft nach wie vor zu den zentralen Themen der Kunst. In der sich rasch verändernden Welt haben sich auch hier neben traditionellen Bildformen neue Aspekte und Ausdrucksmittel durchgesetzt, nicht zuletzt wegen den erweiterten technischen Möglichkeiten auf dem Gebiet der neuen Medien. Die Schau offenbart mit Beispielen aus den Gattungen der Malerei, Skulptur, Fotografie und Video ein weites Feld der künstlerischen Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Perspektiven. So wird uns der Mensch hier in unterschiedlichen Lebensräumen und -situationen vor Augen geführt.
Die dokumentarischen Fotografien von Vesa Ranta zeigen Menschen in abgelegenen, von Landflucht betroffenen Dörfern. Sie führen ihr einfaches Leben an der Nordkante des Landes, in starkem Kontrast zu dem globalisierten, urbanen Treiben Helsinkis. Die Fotografin Nelli Palomäki setzt die klassische Gattung der Porträtfotografie in neuer Frische fort, indem sie einfühlsam und berührend, meist in Schwarz-Weiß, Kinder und Jugendliche ablichtet. Die Metiers von Aino Kannisto und Anni Leppälä sind die inszenierte Fotografie, allerdings mit äußerst unterschiedlichen Konzepten. Aino Kannisto fungiert selbst als ihre eigene Protagonistin in immer neuen Rollen. In den rätselhaften und stillen Fotos von Anni Leppälä wiederum scheinen sich junge Frauen in einer Welt zwischen Traum und Wirklichkeit zu befinden. Der Maler Janne Räisänen holt die Inspiration für seine teilweise mit groteskem Humor gewürzten Figuren – in der Tradition des „bad painting“ – aus der ganzen Vielfalt der aktuellen urbanen Kultur- und Subkultur sowie aus seinen vielen Reisen. Sami Lukkarinen malt „Pixelporträts“ in Selfiemanie, in denen er die Beziehung zwischen digitalem Image und Gemälden fokussiert. Die Fotografin und Filmemacherin Marja Helander, die samische Wurzeln hat, lässt in ihrem Kurzfilm Birds in the earth zwei Balletttänzerinnen kritisch, aber auch mit feinem Humor die umstrittene Frage des Landbesitzes in Lappland, dem traditionellen Wohngebiet der Samen, behandeln. Das Künstlerduo Tellervo Kalleinen und Oliver Kochta-Kalleinen hat für seine interaktive Videoinstallation 101 für Alle 100 „Durchschnittsfinnen“ besucht und ihnen Fragen zu teilweise umschrittenen Themen gestellt. Dabei mussten sie feststellen, dass auch in Finnland die Einstellungen der Menschen zu kritischen Fragen extrem kontrovers sind. Die aufdringliche Bodeninstallation von Kaisaleena Halinen konfrontiert den Betrachter mit einer Reihe von Betonbüsten, die in schwarze Sturmhauben eingemummt sind. Wofür dieser Identitätsschutz dient, muss der Betrachter für sich selbst entscheiden.
8.5. 18–20 Uhr Kuratorinnenführung. Eintritt frei!