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  • Datum: 21.08.2006 - 08.09.2006
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ABC-Bücher – Eine Ausstellung der Nationalbibliothek Finnlands

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Fibeln früherer Zeiten sind heute Gegenstand großen bibliophilen Interesses. Tatsächlich erfreut man sich auch beim Sichten historischer ABC-Bücher aus Finnland an der Fülle bunter Bilder, dem oberlehrerhaft daherstolzierenden Hahn und den altertümlichen Frakturschriften. Das erste Buch in finnischer Sprache war eine Fibel und erschien im Jahre 1543: das ABC-Buch des finnischen Reformators Mikael Agricola.
Der Blickwinkel dieser ausschließlich Reproduktionen umfassenden Ausstellung der Nationalbibliothek Finnlands richtet sich auf die Werte-Welt finnischer Fibeln seit den Zeiten Agricolas bis in die 1960er-Jahre und auch auf die Indoktrination, der die Schüler ausgesetzt waren. Durch das Lesen wurden die Grundlagen der christlichen Lehre erlernt und die Integration der jungen Menschen als gesellschaftstaugliche Bürger ermöglicht. Für das Lesevermögen des Volkes waren zunächst die lutherische Kirche und ab der Mitte des 19. Jahrhunderts die Volksschule zuständig. Der Katechismus verblieb bis Ende des 19. Jahrhunderts in den Fibeln, und die zehn Gebote bildeten die Basis für die vermittelte Ethik. Tatsächlich blieben das Heim mit den Eltern als nahezu unfehlbare Autoritäten, die Kirche und das Vaterland bis in die 1960er-Jahre zentrale Werte und Motive fast aller finnischen ABC-Bücher. Das Weltbild war bis in die 1950er-Jahre das einer Agrargesellschaft, die der Stadt negativ gegenüberstand. Die Ausstellung zeigt jedoch auch sozialistische Fibeln und solche, die in der christlichen Mission genutzt wurden. Es lässt sich erahnen, wie sich im Laufe der Zeit die Einstellungen beispielweise fremden Ländern und Kulturen gegenüber veränderten. Jahrhundertelang wurde Kindern eine völlig unversehrte Wertewelt präsentiert, obwohl in Wirklichkeit Kriege tobten und Hungersnöte und Armut herrschten.
Welches ist der gemeinsame Wertesockel der heutigen pluralistischen Gesellschaft und virtuellen Internetwelt – gibt es ihn überhaupt? Auch diese Frage bewegt(e) die Macher dieser Ausstellung. Man kann die Schau aber auch einfach in Ruhe betrachten und sich an seine eigene Schulfibel erinnern.

Dauer/
Öffnungszeiten:
21.8.2006 – 8.9.2006
Mo–Fr 10–19, Sa 9–13 Uhr
Ort/Auskunft: Bibliothek der Hansestadt Lübeck, Hundestr. 5–17, 23552 Lübeck,
Tel. (0451) 122 41 14
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