PODIUMSDISKUSSION im Rahmen der Ausstellung andersartig. Zeitgenössische Kunst der Künstlergruppe Sjählö 9. In englischer Sprache.
Es diskutieren Prof. Dr. Hansjörg Dilger, Freie Universität Berlin, und Prof. Dr. Petteri Pietikäinen, Universität Oulu.
Moderation: Dr. Laura Hirvi
Menschen erkranken. Aber welche Auswirkungen haben gerade chronische oder persönlichkeitsverändernde Krankheiten auf das Leben der Einzelnen? Welchen Einfluss haben sie auf die Art und Weise, wie sich die Betroffenen z.B. gegenüber Freunden oder Familienmitgliedern positionieren? Wie definieren wir überhaupt, was eine Krankheit ist und welche Rolle spielt dabei der kulturelle und historische Kontext? Worin besteht der Zusammenhang zwischen Krankheit und Prozessen der Ausgrenzung? Diese Fragen stehen im Zentrum der Diskussion. Darüber hinaus wird Gegenstand der Diskussion sein, wie Krankheiten Erfahrungen von Zugehörigkeit prägen und wie sich die Beziehungen von Menschen zu ihrem familiären und sozialen Umfeld im Kontext von Ausgrenzung und Stigmatisierung verändern.
Hansjörg Dilger ist Professor im Fach Ethnologie an der Freien Universität Berlin und Spezialist für „Medizinethnologie“. U.a. hat er erforscht, wie Menschen im ostafrikanischen Tansania mit den Folgen der HIV/AIDS-Epidemie leben und wie sie die massiven Erfahrungen von Krankheit und Tod in ihren Lebensalltag integriert haben. Dilger stellt am Beispiel Tansanias dar, wie soziale und kulturelle Beziehungen im Kontext der stigmatisierten Krankheit neu verhandelt werden.
Petteri Pietikäinen ist Historiker und beschäftigt sich als Professor für Wissenschafts- und Ideengeschichte der Universität Oulu mit der Geschichte mentaler Erkrankungen. In seinem 2015 bei Routledge erschienen Buch Madness: A History (2015) zeigt er auf, wie sich die Interpretation von Geisteskrankheit im Laufe der Geschichte und im Kontext verschiedener Kulturen verändert hat.