Kalle Vilppula empfiehlt aus der Bibliothek des Finnland-Instituts die folgende DVD: Ei kiitos (dt. Nein danke) – eine Filmkomödie nach dem Roman von Anna-Leena Härkönen.
Es gibt wohl kaum Menschen auf Erden, die nicht erlebt haben, wie schwer eine Beziehung manchmal sein kann. Man macht Kompromisse und achtet die Gefühle des Anderen. Manchmal kann es sogar so weit kommen, dass man vergisst, was man selbst vom Partner erwartet.
Die Schriftstellerin Anna-Leena Härkönen behandelt dieses schwierige Thema in ihrem 2013 veröffentlichten Roman Ei kiitos (dt. Nein danke). Anfang 2014 kam der gleichnamige, auf Basis des Romans gedrehte Film ins Kino und wurde in Finnland ein genauso großer Erfolg wie das Buch selbst. Dabei geht es in allererster Linie um das Eine: Mein Mann will keinen Sex mehr. Und das kann man schon ein Problem nennen.
Heli Valkonen ist eine Frau um die 40, und sie liebt ihren Mann Matti sehr. Das einzige was fehlt ist die Nähe, die Heli nur ihrem Mann geben kann. Heli Valkonen ist ein Idealbild von einer Frau, sie ist attraktiv, ist beruflich als Deutschlehrerin in einer guten Position, sie hat eine Tochter und eine wunderschöne Wohnung. Trotzdem fühlt sie sich nicht komplett zufrieden. Matti will nur sehr selten mit ihr schlafen, sie hingegen sehnt sich danach. Wie sie auch flirtet, das Resultat bleibt immer das gleiche: „Schatz, heute bitte nicht.“
Es passiert Folgendes: Die Tochter fährt den Sommer über nach Großbritannien, was gut in die Planung ihrer Mutter passt. Jetzt hat sie die ganze Wohnung für sich, viel Zeit, und auch alle anderen Umstände stehen günstig, um mit ihrem Mann zu kuscheln. Aber dieser will trotzdem nicht. Heli hatte gedacht, das Problem hätte vielleicht mit der Gegenwart der Tochter zu tun, und man will natürlich auch ein Bild von einer idealen Mama und von einem idealen Papa abgeben. Aber daran liegt es nicht. Matti will einfach nicht oft genug. Heli fühlt sich unattraktiv, ungeliebt und einsam. Letztendlich fühlt sich die arme Heli so ungewollt, dass sie eine Beziehung mit einem gewissen Jarno, der an einem Deutschkurs von ihm teilnimmt, beginnt. Sie verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Aber trotzdem ist ihre Liebe zu ihrem Mann Matti stärker als alles andere, und sie will sich auch outen – die Wahrheit muss raus, egal, mit welchen Folgen.
Der Film ist eine Komödie, aber die Thematik ernst und traurig. Viele von uns können sich wohl in Helis Lage hinein versetzen: Ohne Liebe geht es in dieser Welt ja gar nicht, und ohne Liebe zu leben kann zu Situationen führen, in denen man sich anders benimmt als erwartet. Der Film jedoch ist sehr amüsant und beispielsweise bestens für einen langweiligen Sonntagabend geeignet. Er weckt aber auch gemischte Gefühle: Auch lange, nachdem man Ei kiitos gesehen hat, analysiert man vielleicht die eigene Sehnsucht nach Nähe, und man sieht vielleicht auch eigene Erfahrungen mit Beziehungsproblemen aus einer anderen Perspektive. Siegt die Liebe wirklich immer?
Anna-Leena Härkönen zählt zu den beliebtesten und berühmtesten Autorinnen und Schauspielerinnen Finnlands. Schon 1984 erlangte sie mit ihrem Roman Härantappoase (auf Deutsch erschienen unter dem Titel Der traurige Skorpion) große Bekanntheit, später legte sie das Buch Akvaariorakkautta (auf Deutsch erschienen unter dem Titel Aquariumsliebe) vor. Es folgte eine lange Reihe weiterer erfolgreicher Werke. Anna-Leena Härkönen ist in Finnland auch durch viele TV-Serien und -Filme als Schauspielerin bekannt. In Ei kiitos ist sie aber nicht als Darstellerin vertreten.
Härkönens Stil ist immer schon selbstironisch, spielerisch und humoristisch, anderseits auch fragil. Als eine der ersten Schriftstellerinnen der sog. Neuen Generation hat sie eine starke feministische Stimme und behandelt gern Tabus wie die Sexualität der Frau. Besonders in Deutschland, wo wir 2014 aus Anlass von Ehrengast Finnland bei der Frankfurter Buchmesse im Satellitenprogramm COOL2014 Lesen, Lernen und Chancengleichheit behandeln, ist Härkönens Komödie hierzu ein durchaus ernstzunehmender Beitrag, der den Zuschauer aber auch zum Schmunzeln bringt.
Anna-Leena Härkönens Roman Ei kiitos kann in der Bibliothek des Finnland-Instituts auf Finnisch ausgeliehen werden; ins Deutsche wurde dieses Buch leider noch nicht übersetzt – genießen Sie aber ihre anderen Bücher, die wir auch auf Deutsch haben. Die DVD des Films Ei kiitos im Original mit englischen Untertiteln steht in Kürze ebenfalls zur Ausleihe bereit.