im Rahmen der Karlsruher Bücherschau:
Jean Sibelius (1865-1957) ist dem deutschen Konzertpublikum durch einige glanzvolle Orchesterwerke wie Der Schwan von Tuonela, die 2. Symphonie D-dur, das Violinkonzert und Valse triste bestens bekannt. Merkantilistisch gesehen ist er noch heute einer der erfolgreichsten Klassiker seiner Generation. Doch der Anschein trügt: wir kennen nur die Spitze des Eisbergs. Sibelius war (neben Munch, Strindberg und Skrjabin) einer der wichtigsten Vertreter der nordischen Moderne, die von St. Petersburg über Stockholm bis Glasgow in nahezu allen Künsten um 1890 die universale Führungsposition für sich beanspruchte und von der ihr unterstellten Provinzialität herausbrechen wollte. Er tat nichts, um seine Position als “Nationalkomponist” Finnlands zu stärken, vielmehr litt er unter politischen und ideologischen Assoziationen. Wegen dieser falschen Akzente veröffentlichte er nach 1930 fast gar nichts außer Freimaurermusik. Ob Religiosität oder technische Experimente, die wie etwa in Tapiola (um 1925!) sogar Minimalismus und Mikropolyphonie vorausahnen lassen, ob die Sehnsucht nach dem Süden Capris oder die Begeisterung für Horaz und Ovid, ob sein synästhetisches Interesse für die Natur, für Stadtlandschaften und für zeitgenössische und ältere Malerei, ob seine dekadenten Lebensgewohnheiten oder seine Rolle als Vater, Ehemann und Großvater – in jeder Hinsicht begegnet uns in Sibelius ein Künstler, der uns ganz wesentlich hilft, wenn wir unsere spontane Begeisterung für die ambivalente Kunst und Kultur der Fin de siècle und der frühen Moderne verstehen wollen. Faszinierend ist Sibelius’ Sicht auf die Zeitgenossen, beispielsweise Schönberg und Strawinsky. Zu Max Reger schrieb er 1910: “National, deutsch, verschnörkelt und langweilig, aber gerade wegen des Deutschen gut.”
Prof. Dr. Tomi Mäkelä (*1964) studierte Klavierpädagogik in Lahti, Konzertfach in Wien (Diplom der Sibelius-Akademie 1984) sowie Musikwissenschaft in Wien, Helsinki und Berlin (Promotion über Virtuosität und Werkcharakter 1988). Nach verschiedenen akademischen Aufgaben in Finnland (Privatdozent 1990) übernahm er 1994 eine DFG-Mitarbeiterstelle in Essen, wurde an der Uni Köln stellvertretender Professor 1995 und in Magdeburg Universitätsprofessor für Musikwissenschaft 1996. Seine jüngsten deutschsprachigen Buchveröffentlichungen sind
– Jean Sibelius. “Poesie in der Luft”. Studien zu Leben und Werk (Breitkopf 2007);
– Klang und Linie von Pierrot lunaire bis Ionisation. Studien zur Wechselwirkung von Spezialensemble, Formbildung und Klangfarbenpolyphonie (Peter Lang 2005).
Datum/Uhrzeit: | Mi 21.11.2007, 18.00 Uhr |
Ort/Auskunft: | Hochschule für Musik, Schloss Gottesaue, Hörsaal / www.karlsruher-buecherschau.de |
Auskunft: | Hochschule für Musik Karlsruhe/Eva Lichtenberger, Tel. 0721 662 92 53 |
im Rahmen der Karlsruher Bücherschau:
Jean Sibelius (1865-1957) ist dem deutschen Konzertpublikum durch einige glanzvolle Orchesterwerke wie Der Schwan von Tuonela, die 2. Symphonie D-dur, das Violinkonzert und Valse triste bestens bekannt. Merkantilistisch gesehen ist er noch heute einer der erfolgreichsten Klassiker seiner Generation. Doch der Anschein trügt: wir kennen nur die Spitze des Eisbergs. Sibelius war (neben Munch, Strindberg und Skrjabin) einer der wichtigsten Vertreter der nordischen Moderne, die von St. Petersburg über Stockholm bis Glasgow in nahezu allen Künsten um 1890 die universale Führungsposition für sich beanspruchte und von der ihr unterstellten Provinzialität herausbrechen wollte. Er tat nichts, um seine Position als “Nationalkomponist” Finnlands zu stärken, vielmehr litt er unter politischen und ideologischen Assoziationen. Wegen dieser falschen Akzente veröffentlichte er nach 1930 fast gar nichts außer Freimaurermusik. Ob Religiosität oder technische Experimente, die wie etwa in Tapiola (um 1925!) sogar Minimalismus und Mikropolyphonie vorausahnen lassen, ob die Sehnsucht nach dem Süden Capris oder die Begeisterung für Horaz und Ovid, ob sein synästhetisches Interesse für die Natur, für Stadtlandschaften und für zeitgenössische und ältere Malerei, ob seine dekadenten Lebensgewohnheiten oder seine Rolle als Vater, Ehemann und Großvater – in jeder Hinsicht begegnet uns in Sibelius ein Künstler, der uns ganz wesentlich hilft, wenn wir unsere spontane Begeisterung für die ambivalente Kunst und Kultur der Fin de siècle und der frühen Moderne verstehen wollen. Faszinierend ist Sibelius’ Sicht auf die Zeitgenossen, beispielsweise Schönberg und Strawinsky. Zu Max Reger schrieb er 1910: “National, deutsch, verschnörkelt und langweilig, aber gerade wegen des Deutschen gut.”
Prof. Dr. Tomi Mäkelä (*1964) studierte Klavierpädagogik in Lahti, Konzertfach in Wien (Diplom der Sibelius-Akademie 1984) sowie Musikwissenschaft in Wien, Helsinki und Berlin (Promotion über Virtuosität und Werkcharakter 1988). Nach verschiedenen akademischen Aufgaben in Finnland (Privatdozent 1990) übernahm er 1994 eine DFG-Mitarbeiterstelle in Essen, wurde an der Uni Köln stellvertretender Professor 1995 und in Magdeburg Universitätsprofessor für Musikwissenschaft 1996. Seine jüngsten deutschsprachigen Buchveröffentlichungen sind
– Jean Sibelius. “Poesie in der Luft”. Studien zu Leben und Werk (Breitkopf 2007);
– Klang und Linie von Pierrot lunaire bis Ionisation. Studien zur Wechselwirkung von Spezialensemble, Formbildung und Klangfarbenpolyphonie (Peter Lang 2005).
Datum/Uhrzeit: | Mi 21.11.2007, 18.00 Uhr |
Ort/Auskunft: | Hochschule für Musik, Schloss Gottesaue, Hörsaal / www.karlsruher-buecherschau.de |
Auskunft: | Hochschule für Musik Karlsruhe/Eva Lichtenberger, Tel. 0721 662 92 53 |
im Rahmen der Karlsruher Bücherschau:
Jean Sibelius (1865-1957) ist dem deutschen Konzertpublikum durch einige glanzvolle Orchesterwerke wie Der Schwan von Tuonela, die 2. Symphonie D-dur, das Violinkonzert und Valse triste bestens bekannt. Merkantilistisch gesehen ist er noch heute einer der erfolgreichsten Klassiker seiner Generation. Doch der Anschein trügt: wir kennen nur die Spitze des Eisbergs. Sibelius war (neben Munch, Strindberg und Skrjabin) einer der wichtigsten Vertreter der nordischen Moderne, die von St. Petersburg über Stockholm bis Glasgow in nahezu allen Künsten um 1890 die universale Führungsposition für sich beanspruchte und von der ihr unterstellten Provinzialität herausbrechen wollte. Er tat nichts, um seine Position als “Nationalkomponist” Finnlands zu stärken, vielmehr litt er unter politischen und ideologischen Assoziationen. Wegen dieser falschen Akzente veröffentlichte er nach 1930 fast gar nichts außer Freimaurermusik. Ob Religiosität oder technische Experimente, die wie etwa in Tapiola (um 1925!) sogar Minimalismus und Mikropolyphonie vorausahnen lassen, ob die Sehnsucht nach dem Süden Capris oder die Begeisterung für Horaz und Ovid, ob sein synästhetisches Interesse für die Natur, für Stadtlandschaften und für zeitgenössische und ältere Malerei, ob seine dekadenten Lebensgewohnheiten oder seine Rolle als Vater, Ehemann und Großvater – in jeder Hinsicht begegnet uns in Sibelius ein Künstler, der uns ganz wesentlich hilft, wenn wir unsere spontane Begeisterung für die ambivalente Kunst und Kultur der Fin de siècle und der frühen Moderne verstehen wollen. Faszinierend ist Sibelius’ Sicht auf die Zeitgenossen, beispielsweise Schönberg und Strawinsky. Zu Max Reger schrieb er 1910: “National, deutsch, verschnörkelt und langweilig, aber gerade wegen des Deutschen gut.”
Prof. Dr. Tomi Mäkelä (*1964) studierte Klavierpädagogik in Lahti, Konzertfach in Wien (Diplom der Sibelius-Akademie 1984) sowie Musikwissenschaft in Wien, Helsinki und Berlin (Promotion über Virtuosität und Werkcharakter 1988). Nach verschiedenen akademischen Aufgaben in Finnland (Privatdozent 1990) übernahm er 1994 eine DFG-Mitarbeiterstelle in Essen, wurde an der Uni Köln stellvertretender Professor 1995 und in Magdeburg Universitätsprofessor für Musikwissenschaft 1996. Seine jüngsten deutschsprachigen Buchveröffentlichungen sind
– Jean Sibelius. “Poesie in der Luft”. Studien zu Leben und Werk (Breitkopf 2007);
– Klang und Linie von Pierrot lunaire bis Ionisation. Studien zur Wechselwirkung von Spezialensemble, Formbildung und Klangfarbenpolyphonie (Peter Lang 2005).
Datum/Uhrzeit: | Mi 21.11.2007, 18.00 Uhr |
Ort/Auskunft: | Hochschule für Musik, Schloss Gottesaue, Hörsaal / www.karlsruher-buecherschau.de |
Auskunft: | Hochschule für Musik Karlsruhe/Eva Lichtenberger, Tel. 0721 662 92 53 |
im Rahmen der Karlsruher Bücherschau:
Jean Sibelius (1865-1957) ist dem deutschen Konzertpublikum durch einige glanzvolle Orchesterwerke wie Der Schwan von Tuonela, die 2. Symphonie D-dur, das Violinkonzert und Valse triste bestens bekannt. Merkantilistisch gesehen ist er noch heute einer der erfolgreichsten Klassiker seiner Generation. Doch der Anschein trügt: wir kennen nur die Spitze des Eisbergs. Sibelius war (neben Munch, Strindberg und Skrjabin) einer der wichtigsten Vertreter der nordischen Moderne, die von St. Petersburg über Stockholm bis Glasgow in nahezu allen Künsten um 1890 die universale Führungsposition für sich beanspruchte und von der ihr unterstellten Provinzialität herausbrechen wollte. Er tat nichts, um seine Position als “Nationalkomponist” Finnlands zu stärken, vielmehr litt er unter politischen und ideologischen Assoziationen. Wegen dieser falschen Akzente veröffentlichte er nach 1930 fast gar nichts außer Freimaurermusik. Ob Religiosität oder technische Experimente, die wie etwa in Tapiola (um 1925!) sogar Minimalismus und Mikropolyphonie vorausahnen lassen, ob die Sehnsucht nach dem Süden Capris oder die Begeisterung für Horaz und Ovid, ob sein synästhetisches Interesse für die Natur, für Stadtlandschaften und für zeitgenössische und ältere Malerei, ob seine dekadenten Lebensgewohnheiten oder seine Rolle als Vater, Ehemann und Großvater – in jeder Hinsicht begegnet uns in Sibelius ein Künstler, der uns ganz wesentlich hilft, wenn wir unsere spontane Begeisterung für die ambivalente Kunst und Kultur der Fin de siècle und der frühen Moderne verstehen wollen. Faszinierend ist Sibelius’ Sicht auf die Zeitgenossen, beispielsweise Schönberg und Strawinsky. Zu Max Reger schrieb er 1910: “National, deutsch, verschnörkelt und langweilig, aber gerade wegen des Deutschen gut.”
Prof. Dr. Tomi Mäkelä (*1964) studierte Klavierpädagogik in Lahti, Konzertfach in Wien (Diplom der Sibelius-Akademie 1984) sowie Musikwissenschaft in Wien, Helsinki und Berlin (Promotion über Virtuosität und Werkcharakter 1988). Nach verschiedenen akademischen Aufgaben in Finnland (Privatdozent 1990) übernahm er 1994 eine DFG-Mitarbeiterstelle in Essen, wurde an der Uni Köln stellvertretender Professor 1995 und in Magdeburg Universitätsprofessor für Musikwissenschaft 1996. Seine jüngsten deutschsprachigen Buchveröffentlichungen sind
– Jean Sibelius. “Poesie in der Luft”. Studien zu Leben und Werk (Breitkopf 2007);
– Klang und Linie von Pierrot lunaire bis Ionisation. Studien zur Wechselwirkung von Spezialensemble, Formbildung und Klangfarbenpolyphonie (Peter Lang 2005).
Datum/Uhrzeit: | Mi 21.11.2007, 18.00 Uhr |
Ort/Auskunft: | Hochschule für Musik, Schloss Gottesaue, Hörsaal / www.karlsruher-buecherschau.de |
Auskunft: | Hochschule für Musik Karlsruhe/Eva Lichtenberger, Tel. 0721 662 92 53 |