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  • Datum: 27.04.2012 - 31.07.2012
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Lesetipp Juli 2012 – Ein Besuch der Bibliothek des Finnland-Instituts lohnt sich! Melanie Sucz empfiehlt: Lars Huldén, Preiselbeeren sind gesund

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Finnen und Finnlandfreunde wissen, dass in Finnland nicht nur Finnisch gesprochen wird. Schwedisch ist mit einem Sprecheranteil von ca. 5,5% Prozent der Gesamtbevölkerung die zweite Amtssprache des Landes. Das Schwedische findet sich aber nicht nur in der Amtssprache, sondern u.a. in der Musik, im Film und in der Literatur. Tove Jansson, die Autorin der berühmten Mumin-Abenteuer, ist beispielsweise Finnlandschwedin. Und weil die Finnen mit schwedischer Muttersprache oft mit weniger Aufmerksamkeit bedacht werden als die finnischsprachigen Bewohner, soll an dieser Stelle das Werk eines Finnlandschweden vorgestellt werden: Preiselbeeren sind gesund von Lars Huldén.

Lars Huldén ist, trotz seines fortgeschrittenen Alters, ein energiegeladener, lebensfroher Mensch. 1926 in Jakobstad/Ostbottnien geboren, hat er einen beachtlichen Lebensweg hingelegt. Er ist nicht nur finnlandschwedischer Schriftsteller, sondern auch Wissenschaftler. An der Universität Helsinki war er viele Jahre lang Professor für Nordische Philologien, ebenso lange war er Vorsitzender des Finnlandschwedischen Schriftstellerverbandes und der Schwedischen Literaturgesellschaft in Finnland. Auch als Förderer für Wissenschaft und Literatur ist er bekannt. Carl Mikael Bellmann und Johan Ludvig Runeberg, ihre Werke, schwedische Dialekte in Finnland sowie die Ortsnamen des Finnlandschwedischen sind ihm sehr wichtig. Huldén ist ein heimatverbundener, scharfzüngiger, sehr vielseitiger Schriftsteller, der nicht zuletzt durch seinen eigensinnigen Humor einen großen Wiedererkennungswert besitzt. Er ist in seinem Schreiben in allen bestehenden literarischen Gattungen zu finden, abgesehen vom Roman. Den größten Bereich bildet dabei seine lyrische Arbeit mit über 30 Werken. Schon als Kind beschäftigte sich Huldén mit Büchern. Er las viel und schrieb bereits mit knapp 10 Jahren erste eigene Kirchenlieder und Abstinenz-Gesänge. Lange Zeit war er auch als Übersetzer tätig für finnische Dramatik und Lyrik, die er ins Schwedische übertrug.
Sein Schreibstil und die Sprache sind zum Teil recht speziell. Er schreibt seine Dichtungen zwar zumeist in schwedischer Standardsprache, aber auch in seiner ostbottnischen Mundart. Obwohl er neben Metaphern und Bildern keine sprachlichen Erfindungen macht und eine normale Sprache und Syntax verwendet, enthalten seine Werke etwas Unverkennbares, etwas Erzählendes, Anekdotenhaftes. Das ist sein Markenzeichen.
Preiselbeeren sind gesund ist ein durchweg lyrisches Werk mit viel Charisma durch Selbstironie, schwarzen Humor, aber auch Romantik. Dabei verzichtet Huldén mit Vorliebe auf Reimstrukturen und Metrik, die in den Dichtungen der Moderne üblich sind. Stattdessen schreibt er in einer freien Rhythmik. Er schreibt über Alltägliches wie Spaziergänge oder Kindheitserlebnisse, über Romantisches wie die Sehnsucht nach einem geliebten Menschen, aber auch über den Tod mit witzigen bis makabren Grabinschriften, über die Natur, Einsamkeit, Liebe. Er hinterfragt, stellt trocken und nüchtern ernsthafte Begebenheiten und unverblümte Wahrheiten dar, aber regt mitunter auch zum Träumen an. Bei Lesern, die nah am Wasser gebaut sind, kann durchaus auch das ein oder andere Tränchen fließen.
Preiselbeeren sind gesund von Lars Huldén – dieser Lyrikband ist wirklich etwas Besonderes. Er ist das Werk eines charmanten, unkonventionellen Schriftstellers und die Lektüre lohnt sich in jedem Fall.

Verfasserin dieses Beitrags ist Melanie Sucz, Praktikantin am Finnland-Institut.

Autor: Lars Huldén
Titel:
Preiselbeeren sind gesund
Verlag/Ort/Jahr: Stadtlichter Presse: Wenzendorf, 2008

ISBN:

978-3-936271-41-6

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