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Lesetipp Juni 2012

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Der Roman Nach dir, Max handelt von den siamesische Zwillingen Max und Isaak, die 1899 in Deutschland geboren und von ihrer Familie an einen Zirkus verkauft werden. Dort treffen sie andere Menschen mit Behinderungen und finden als Tanzartisten Anerkennung. Auf einer Reise nach Helsinki lernen Max und Isaak 1928 die launische Iris kennen. Iris ist als Russin eine Außenseiterin in Finnland und hat nur durch ihre Heirat einen sozialen Aufstieg erlebt. Max, Isaak und Iris verbindet ihr Outsidersein und obwohl Iris die Zwillinge skrupellos ausnutzt, verliebt sich Isaak in sie.

Nach dir, Max ist ein Roman über das Anderssein und über die Suche nach Liebe. Mir hat er sehr gut gefallen. Wirklich spannend war für mich beispielsweise, wie Leena Parkkinen den Zwillingen eigene Persönlichkeiten verliehen hat. Zwillinge sind ja immer zwei unterschiedliche Menschen mit verschiedenen Persönlichkeiten, aber Max und Isaak unterscheiden sich wirklich stark, obwohl sie an der Hüfte miteinander verwachsen sind. Isaak, der Erzähler der Geschichte, scheint vorsichtiger als Max, der ein Genießer und leider Alkoholiker ist. Max ist stärker und spricht mehr als sein Bruder. Max und Isaak sind nie ohne einander und als die Brüder älter werden, stellt sich die Frage nach ihrer Zukunft immer deutlicher.

Man merkt auch wirklich, wie gut die Autorin für das Buch, das hauptsächlich in den Zwanziger- und Dreißigerjahren spielt, recherchiert hat. Das Buch fasziniert. Max und Isaak sind als siamesische Zwillinge „unnormal“, und obwohl die Geschichte im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts spielt, kann man sich die Frage stellen, wie die Gesellschaft heutzutage Menschen mit einer Behinderung behandelt. Siamesische Zwillinge würden zwar heute sicherlich nicht mehr an einen Zirkus verkauft werden, aber unsere Gesellschaft kann trotzdem ziemlich unbarmherzig gegen Außenseiter sein. Die Geschichte von Max und Isaak wirkte in mir auch nach der Lektüre noch lange nach. Ich kann Nach dir, Max wärmstens allen, die schöne, ein bisschen traurige, aber auch positive Geschichten mögen, empfehlen.

Das Buch ist in Finnland unter dem Namen Sinun jälkeesi, Max 2009 erschienen und wurde mit dem Literaturpreis der größten finnischen Tageszeitung Helsingin Sanomat für den besten Debütroman Finnlands 2009 ausgezeichnet. Gabriele Schrey-Vasara hat das Werk ins Deutsche übertragen.

Dieser Beitrag stammt von Veronica Bogomoloff, Volontärin Finnlandschwedisch und PR am Finnland-Institut.

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