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  • Datum: 01.11.2012 - 30.11.2012
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Lesetipp November 2012

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Satu Immonen empfiehlt aus der Bibliothek des Finnland-Instituts: Riikka Pulkkinen, Wahr. Übersetzung: Elina Kritzokat

Riikka Pulkkinen ist dank ihrer gelobten Romane geradezu ein Phänomen in der finnischen Literaturszene geworden. Gerade erschien in Finnland ihr mit Spannung erwartetes drittes Buch. In ihrem zweiten Roman Wahr, der für die wichtigste Literatur-Auszeichnung Finnlands, den Finlandia-Preis, nominiert wurde, erzählt die Autorin die berührende Geschichte einer mittelständischen Familie.

Die Großmutter Elsa leidet an Krebs. Während sie allmählich schwächer wird, muss die Familie nicht nur mit dem nahenden Tod zurechtkommen, sondern auch mit Ereignissen der Vergangenheit, die Jahrzehnte lang verborgen geblieben sind. Alles kulminiert in den 60er-Jahren, als die Großeltern eine Hausangestellte, Eeva, hatten. Was daraus folgte, kann sich der Leser schon vom Anfang an vorstellen: Liebe. Plötzlich bleibt der Tod im Hintergrund.

Im Vordergrund stehen drei Frauen aus drei Generationen: Großmutter Elsa, Tochter Eleonoora und Enkelin Anna. Dazwischen auch Großvater Martti, der für seine Frau sorgt, mit seinen Gedanken aber meistens anderswo, nämlich in der Vergangenheit, lebt. Tochter Eleonoora will die Rolle der vernünftigen Mutter einhalten und versucht, organisiert zu bleiben. Als ihre Tochter Anna jedoch den Namen Eeva erwähnt, muss Eleonoora sich der Erinnerung stellen: Eeva, die Hausangestellte aus ihrer Kindheit, war die heimliche Liebe ihres Vaters.

Viele dieser Erinnerungen an die 60er-Jahre sind schöne, aber vage Vorstellungen. Vor allem, wenn Anna aus brennendem Interesse an Eevas Schicksal mit ihrer eigenen Stimme und Vorstellungskraft Eeva verkörpert. Eeva, die schon lange fort ist. Wenn diese Stimme spricht, ist der Roman meiner Meinung nach am schönsten und ausdrucksvollsten.
Riikka Pulkkinen bringt die Gefühle und Gedanken der Generationen mit schönen und treffenden Worten zum Ausdruck. Außerdem wechselt sie gewandt den Blickwinkel zwischen den Generationen und die Geschichte wandelt fließend zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Dies regt zum Weiterlesen an.

Dem Titel des Romans entsprechend bleibt am Ende die Frage – was ist wahr?

Autorin: Satu Immonen, vormals Volontärin am Finnland-Institut

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