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  • Datum: 01.06.2012 - 13.09.2012
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Lesetipp September 2012 – Melanie Sucz empfiehlt aus der Bibliothek des Finnland-Instituts: Roman Schatz, Gebrauchsanweisung für Finnland

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Wer sich für Finnland interessiert, aber noch keinen richtigen Durchblick bei den typischen finnischen Gepflogenheiten hat, sollte sich nicht unbedingt Roman Schatz‘ Gebrauchsanweisung für Finnland zur Hilfe nehmen. Das  Buch einmal zu lesen, ist dennoch absolut zu empfehlen. Auch wenn man es nicht unbedingt als Lehr- und Lernmaterial verwenden sollte – sofern man den Großteil mit einem Augenzwinkern aufnimmt und nicht auf der Suche nach einem durchschnittlichen, ernsthaften Sachbuch ist, kann Roman Schatz mit seinem Werk für jede Menge Spaß beim Lesen und so einige Lachanfälle sorgen. Roman Schatz wurde 1960 am Bodensee geboren und lernte während seines Studiums in Berlin eine liebreizende Finnin kennen. Er war so verliebt, dass er ihr 1986 sogar bis nach Finnland folgte und sie heiratete. Fern der Heimat arbeitete er in seinen holprigen Anfängen als Putzhilfe, aber schon bald machte er sich als Autor einen Namen, schrieb u.a. Deutsch-Lehrbücher sowie Drehbücher fürs finnische Schulfernsehen und war zuweilen auch als TV-Produzent, Moderator, Regisseur und Schauspieler tätig. Auch als Kolumnist ist er kaum mehr aus Finnland wegzudenken. Sein Sarkasmus und das große Mundwerk machten ihn regelrecht zu einem Star, zumindest aber zum populärsten Deutschen in Finnland. Auch andere seiner Bücher schafften es in die deutschen und finnischen Beststellerlisten, wie z.B. From Finland with Love, Der König von Helsinki oder Telewischn.In seiner fantastischen Gebrauchsanleitung für Finnland lassen sich die satirischen Bemerkungen kaum übersehen. Er räumt mit Vorurteilen und Klischees über Land und Leute im hohen Norden auf, in dem er sie zum Teil auch einfach bestätigt. Denn Schatz ist der Überzeugung, dass jedes Klischee nur durch einen wahren Kern überhaupt existieren kann. Wer genau wissen will, was das bedeutet, sollte sich das Buch zur Hand nehmen. Allein schon die Kapitelüberschriften wie beispielsweise  „Auf Kufen, Skiern und Klappstühlen“ oder „Der König, der nicht kann“ zaubern zumindest ein Schmunzeln in das Gesicht eines jeden Lesers, wenn nicht sogar ein herzhaftes Lachen. Extrem witzig und herrlich unkonventionell und trocken schildert Schatz seine Eindrücke und Erfahrungen in der neuen Heimat, erzählt einen Schlag aus der finnischen Geschichte und berichtet über aktuelle Zahlen und Statistiken des Landes. Das Ganze verpackt mit viel Humor und Ironie. Von der Suche Finnlands nach einer eigenen Identität, der Naturvielfalt und der schon immer dagewesenen  Sauna über die bekanntesten Klischees der „dauerhaft trinkenden“ Finnen, PISA, Kunst, Kultur und die Emanzipation der (finnischen) Frau bis hin zur Kommunikation in der schweren fremden  Sprache und zur Wirtschaft, die anderen Ländern oft einen Schritt voraus ist. Und damit nicht genug über Finnland: Dackel ist da oben nämlich nicht gleich Dackel, in finnischen Schlafzimmern kann es zuweilen blubbern und schweigende Finnen sind nicht unhöflich, sondern völlig normal. Dass Finnen anders sind als Deutsche, wird dank Schatz‘ Buch schnell klar. Die finnischen Sitten sind für manchen Fremden sehr unüblich und ein Fettnapfgarant. Der Humor ist zum Teil schwärzer als der britische, die Ausdrucksweise scheint derb und die Sprache auf den ersten Blick einfach nur kompliziert. Dennoch findet Roman Schatz eine durchweg positive Beschreibung des finnischen Buchstabensalats: „Wer Finnisch lernt, lernt nicht nur eine Sprache, sondern auch eine neue Art zu denken, die Welt zu sehen und seine mit anderen auszutauschen. Man lernt einen neuen Humor kennen, eine neue Art zu lachen.“Wem das zu schwer ist, kann ja den Einstieg zunächst mit dem Buch von Roman Schatz versuchen und sich, wenn auch gelegentlich nicht ganz so vorsichtig, an das große Land mit wenigen Menschen und viel Wasser heranführen lassen. Inzwischen ist Roman Schatz zwar nicht mehr mit der Finnin verheiratet, die ihn einst zum Auswandern bewog, und lebt mit seinen zwei Kindern in Helsinki. Aber seine Gebrauchsanleitung für Finnland ist noch immer lebendig und jederzeit eine von Lachen durchzogene Lesereise wert.

Verfasserin dieses Beitrags ist Melanie Sucz, im April bis Juli 2012 Praktikantin am Finnland-Institut.

Autor: Roman Schatz
Titel:
Gebrauchsanweisung für Finnland
Verlag/Ort/Jahr: Piper: München, 2010

ISBN:

978-3-492-27581-1

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