Louis Markkanen empfiehlt aus der Bibliothek des Finnland-Instituts einen Klassiker: das finnische Volksepos Kalevala.
Das Heldenepos Kalevala ist wichtiges Kulturgut in Finnland und dort jedermann bekannt. Sogar in der Schule ist es Teil des Lehrstoffs. Bevor Elias Lönnrot den Sprechgesang 1835 zum ersten Mal niederschrieb, wurde er mündlich überliefert. Lönnrot zog in Karelien, der Ursprungsregion dieser Volksdichtung, von Dorf zu Dorf, um alle Verse festzuhalten, niederzuschreiben und diese letztendlich in Buchform verewigen zu können. Elias Lönnrot studierte u.a. Literatur und beschäftigte sich umfassend mit der Philologie (Sprach- und Literaturwissenschaft) seiner Heimat. Zwischen 1828 und 1844 legte er zu Fuß geschätzte 20.000 km zurück und sammelte insgesamt 65.000 Verse Volksdichtung.
Das Epos ist durchweg in Reimform verfasst und in feste Takte gegliedert. Ein zentraler Autor ist nicht bekannt.
Die Geschichte handelt vom alten, weisen Zaubersänger Väinämöinen, dem treuseligen Schmied Ilmarinen und dem aufbrausenden Jungspund Lemminkäinen. Begleitet werden sie von aktiv handelnden Göttern wie Ukko, dem Allvater und Weltenherrscher, oder Tuoni, dem Herrn der Unterwelt. Es gibt auch viele Menschen, die ebenfalls die Fähigkeit haben mit ihrem Gesang zu zaubern. Dazu kommen sprechende Tiere und Fabelwesen. Ihre Reisen führen die Hauptpersonen ins nördlich gelegene Pohjola, wo sie um die Töchter der bösen Hexe Louhi werben. Diese schickt sie auf meist lebensgefährliche Missionen in die Welt hinaus, um verschiedene Aufgaben zu bewältigen. So schmiedet Ilmarinen z.B. eine Mühle, den so genannten Sampo, welcher Wunderkräfte besitzt und Nahrung und Gold spendet.
Lemminkäinen kommt bei seiner Mission beim Fangen des schwarzen Schwans am Fluss der Unterwelt sogar ums Leben und wird in acht Teile zerhackt. Seine Mutter fischt ihn Stück für Stück aus dem Fluss, setzt ihn mit ihrem Gesang wieder zusammen und holt ihn ins Leben zurück.
Die Hintergrundhandlung spielt sich in Finnland ab, untergliedert in den nördlich gelegenen Stamm Pohjola und den südlichen Stamm Kalevala. Das Epos ist spannend zu lesen und enthält auch spaßige Szenen. Die Helden und Götter weisen oftmals sehr menschliche Züge auf, die dem Leser eine Identifizierung mit dem einzelnen Charakter ermöglichen. Einige Figuren dienten Autoren wie Tolkien als Inspiration für ihre eigenen Werkem wie beispielsweise Väinämöinen als Gandalf aus Der Herr der Ringe.
In der Bibliothek des Finnland-Instituts stehen sowohl finnische als auch ins Deutsche übersetzte Versionen zur Ausleihe bereit.
Autor: Louis Markkanen, vormals Schülerpraktikant am Finnland-Institut