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  • Datum: 01.03.2014 - 31.03.2014
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Monatstipp März 2014

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© Reprodukt

Lauri Peltonen empfiehlt aus der Bibliothek des Finnland-Instituts den frisch erschienenen Comic Atlas Finnland.

Ein massives Vorhaben: Ein kleines Land mit einer relativ kleinen Comic-Szene, aber ein richtiger Wälzer mit einem Dutzend Comic-Künstler und -Künstlerinnen. Dies vorzulegen, ist dem Reprodukt-Verlag zusammen mit dem Finnish Comics Society gelungen. Der 4. Band in der Reihe Finnish Comic Annual heißt Comic Atlas Finnland und sieht auch anders aus als die bisherigen drei aus der Reihe. Das Werk wiegt insgesamt 1,4 kg und das Cover beeindruckt in Schwarz und Orange.

Der Comic Atlas Finnland beginnt mit einem zweiseitigen Einführungstext zu finnischen Comics von Sascha Hommer und Ville Hänninen, einem kurzen Überblick zur Geschichte des finnischen Comics von den 1920er-Jahren bis heute. Sie preisen in ihrem Text die Internationalität der finnischen Akteure, vor allem in Frankreich und in ihrer Buchproduktion. Viele finnische Comics erscheinen nämlich mit englischen Untertiteln. Hommer und Hänninen liefern einen ausführlichen Einstieg in die in Deutschland bisher relativ unbekannte Szene, in der sie vor allem die Diversität der finnischen Zeichner und Zeichnerinnen betonen. „Es gibt keinen vorherrschenden Stil, keine ‚finnische Schule‘“, meinen beide.

Dass es in finnischen Comics keine festen Regeln oder eine bestimmte Art Geschichten zu erzählen gibt, wird vor allem durch die Auswahl der Kurzgeschichten oder Ausschnitte durch die Herausgeber Kalle Hakkola und Sascha Hommer bestätigt. Ein gutes Beispiel dafür bieten schon die zwei ersten Geschichten des Bandes. Marko Turunen benutzt grelle und aussagekräftige Farben, um die Reisen seines Alter Egos und dessen Schildkröte in Szene zu setzen. Reetta Niemensivu dagegen verwendet nur Pastellfarben, um ihre biografisch angehauchte Kurzgeschichte von der Mittsommernacht zu erzählen. Es gibt zahllose weitere Beispiele: Die Leichtigkeit von Ville Rantas Wasserfarbenbildern steht im Kontrast zu den starken, eckigen Cartoons von Matti Hagelberg. Die unglaublich vielen Unterschiede und Kontraste bewegen sich nicht nur auf der stilistischen oder technischen Ebene der Comics, sondern liegen auch in den Erzählstrukturen und Themen.

Auch wenn die finnischen Comic-Zeichner und -Zeichnerinnen im Buch natürlich die Hauptrolle inne haben, fällt auf, wie sorgfältig und den Künstlern treu der Comic Atlas Finnland die Werke vorstellt. Die Künstler selbst haben ihr eigenes Lettering für die Übersetzungen angerfertigt. Die Farben und Details der Geschichten stimmen haargenau mit den Originalen überein. Der vorliegende Band ist ein wunderbarer Einstieg in die Welt des zeitgenössischen finnischen Comics.

Die Übersetzungen stammen von Elina Kritzokat.

Autor: Lauri Peltonen, vormals Bibliotheks-Volontär am Finnland-Institut

Der Comic Atlas Finnland wird am 13. und 16. März 2014 auf der Leipziger Buchmesse präsentiert; eine Ausstellung zum Comic Atlas Finnland wird vom 14.−16. März 2014 beim Leipziger Comic-Festival von The Millionaires Club sowie vom 5.−31. Mai 2014 im Rahmen von COOL2014: Finnland kommt nach Wien in der dortigen Hauptbücherei am Gürtel zu sehen sein.

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