• Kategorien:
  • Datum: 01.11.2013 - 30.11.2013
  • facebook twitter

Monatstipp November 2013

event photo

Heide Matz empfiehlt aus der Bibliothek des Finnland-Instituts: Leena Lindqvist und Norman Ojanen, Bringing Art To Life. Turn-Of-The-Century Finnish Artists‘ Homes

Bringing Art To Life gewährt einen Einblick in die Entstehungsgeschichte der Wohnhäuser bedeutender finnischer Künstler, die um die vorletzte Jahrhundertwende gelebt haben. Es beleuchtet die in jenen Tagen präsenten Bedingungen, die die Arbeit auf ihrem Gebiet der Kunst ermöglichten.

Bei den Künstlern handelt es sich um Maler, Komponisten und Schriftsteller, die die künstlerische Elite des Landes zu jener Zeit bildeten. Es waren ihre Arbeiten, die die europäische Kunst-, Musik und Literaturszene um 1900 aufhorchen ließen und ihr Verdienst, dass die Gattungen der finnischen Kunst erstmals auch außerhalb der Landesgrenzen Beachtung erfuhren.

Kunsthistorikerin Leena Lindqvist und Fotograf Norman Ojanen stellen neun Anwesen vor, die auf einen Abstecher an geschichtsträchtige finnische Orte einladen. Die Häuser boten Raum für die Familie und zugleich auch Platz für die Arbeit. Sie dienten somit als Geburtsorte neuer Ideen und Wirkungsstätte ihrer Kreativität, und führen uns an den Ausgangspunkt des goldenen Zeitalters finnischer Kunst zurück. Namhafte Persönlichkeiten wie Eero Järnefelt, Jean Sibelius, Pekka Halonen oder Akseli Gallen-Kallela werden porträtiert und in den historischen und gesellschaftlichen Kontext eingebettet. Ihre dargestellten sozialen Vernetzungen geben dem Leser einen groben Überblick über die eng befreundete finnische Künstlerschaft, und gruppieren sie zu einer Gemeinschaft, die teils schlicht schöngeistig, teils progressiv, hinsichtlich der Unabhängigkeitsbewegung, schöpferisch agierte.

Neben dem Lebenswerk der Künstler wird auch die im Haus ausgestellte Kunst besprochen. So erwarten den Leser neben Bau- und Tätigkeits-, auch kleinere Bildbeschreibungen, die der Vorstellungskraft ein paar Stolpersteine aus dem Weg räumen. Als Zeitquelle und angenehme Abwechslung zur ausführlichen Schilderung von sowohl alltäglichen Tagesabläufen, als auch festlichen Aktivitäten im Eigenheim,  dokumentieren Tagebuchauszüge einiger Familienangehöriger und zahlreiche Fotos das Zeitgeschehen der Vergangenheit und Gegenwart. Es ist keine ausschließliche Darstellung ihres Werkes, vielmehr bietet es die Möglichkeit, dies in die Geschichte einzuordnen. Der Titel Bringing Art To Life formuliert ganz treffend die Grundidee: jeder kreative Ausdruck hat seinen Ursprung, der, beeinflusst von Lebensumständen, sich zu unterschiedlichen Formen entwickeln kann, und somit einen Abriss des gesellschaftlichen Zeitgeistes liefert. Schmückt man dieses Gedankengeflecht nun weiter, erkennt man: Kunst ist Kultur, und Kultur ein wichtiger Bestandteil einer unabhängigen Nation, denn es war eben jene Kunst der Nationalromantik, die Finnland maßgeblich verhalf, seinen einzigartigen Kulturcharakter zu formen, den es heute noch innehat – Grund genug also, mal einen Blick über den Bilderrahmen zu werfen.

Wer selbst gern in die Geschichte eintauchen möchte, kann dies vor Ort tun. Einige der Künstleranwesen sind heute für die Öffentlichkeit zugänglich und können besucht werden. Wem der Weg zu weit ist, wirft einen Blick in Leena Lindqvists und Norman Ojanens Lektüre.

Das Buch wurde 1997 erstveröffentlicht und 2008 in einer erneuerten Auflage in den Handel gebracht.

Wir verwenden Cookies auf unserer Website, um Ihnen die relevanteste Erfahrung zu bieten
Weitere Informationen über die Verwendung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.