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  • Datum: 01.11.2014 - 30.11.2014
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Monatstipp November 2014

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© Nordisk Film

Ina Kuusisto empfiehlt aus der Mediathek des Finnland-Instituts den Film Lupaus – Das Gelübde

Die Vorstellung, dass wir nicht selbst entscheiden können, wo wir studieren, wo wir wohnen und was wir mit unserem Leben machen, liegt uns jungen Menschen in westlichen Ländern sehr fern. Es wird sogar gesagt, dass wir vielleicht sogar zu viele Möglichkeiten im Leben haben und deswegen unter Druck stehenwerden. Viele haben Angst, dass sie die falschen Entscheidungen treffen und etwas noch Besseres verpassen. Wir vergessen, dass es erst vor relativ kurzer Zeit, vor ca. 75 Jahren , in unseren Ländern eine Generation gab, die diese Entscheidungen gar nicht treffen konnte, sondern die bereit war, auf ihre eigenen Träume zu verzichten und ihr Leben für ihr Land zu riskieren.

Der Film Lupaus (Das Gelübde), wurde 2005 in Zusammenarbeit mit der finnischen Lotta -Svärd-Stiftung produziert und zeigt das Leben der drei jungen Mädchen Mona, Anna und Ruth während der Kriegsjahre in Finnland, 1939−1944 (in den Hauptrollen: Laura Birn, Karoliina Vanne, Hanna Lekander). Mona hat gerade ihr Abitur gemacht und möchte gern in Oslo Tiermedizin studieren, worüber ihre Eltern nicht sehr erfreut siend. Ihre Schwester dagegen ist Krankenschwester bei der Frauen-Zivilschutzorganisation „Lotta Svärd“, was den Eltern gefällt. Als der Krieg dann 1939 beginnt und Mona in Helsinki die ersten Bombenangriffe erlebt,  entscheidet sie sich, dass sie auch mithelfen will und eine „Lotta“ im Veterinärdienst werden möchte. Das Leben an der Front ist natürlich alles andere als einfach, aber der Wille ihr Land zu verteidigen und neben ihren Mitbürgern zu kämpfen ist so stark, dass die jungen Frauen die größten Ängste überwinden und trotz der erschütternden Erlebnissen weiter dienen können und wollen.

Der Wille, zusammen gemeinsam das eigene Land zu verteidigen und das Gefühl von der Zusammengehörigkeit der Bürger ist eins der Leitmotive des gesamten Films. Obwohl die Mädchen weit weg von ihren Familien und Angehörigen sind, lange nicht von ihren Lieben hören und viele Male dem Tod nah sind, wollen sie nicht aufgeben. Diese psychischen Ressourcen gelten in Finnland auch heute noch unleugbar als Faktor, aufgrund dessen Finnland damals trotz des Sieges der Sowjetunion im sog. „Winterkrieg“ überhaupt seine nationale Unabhängigkeit behalten konnte.

Die nach einer in Finnland bekannten literarischen Figur benannten „Lottas“ waren in den Kriegen unersetzlich und sie und ihre Beiträge sind einen Film wert. Die Organisation „Lotta Svärd“ war die weltgrößte auf Freiwilligkeit basierende Landesverteidigungsorganisation von Frauen und wirkte offiziell von 1920 bis 1944. Ihre Mitglieder leisteten in vielen unterschiedlichen Tätigkeiten ihren Dienst und waren z.B. für die Luftüberwachung, die medizinische Behandlung der Verletzten und die Verpflegung verantwortlich. Die Grundidee der Organisation war aber, dass die Frauen unbewaffnet bleiben. Lotta Svärd wurde 1944 auf Befehl der Sowjetunion geschlossen, weil sie mit den als faschistisch geltenden Bürgerwehren eng zusammengearbeitet hatte.

Selbst wenn man keine Lust auf noch einen Kriegsfilm hat, ist der Film doch wert gesehen zu werden. Denn obwohl der Regisseur Ilkka Vanne den Krieg eher traditionell erläutert, zeigt er einen neuen Aspekt, und zwar den der Frauen im Krieg. Weil der Fokus des Films auf jungen Frauen liegt, welche möglicherweise mehr Gefühle zulassen als Männer, ist der Film vielleicht rührender als andere Kriegsfilme und handelt von Themen des alltäglichen Lebens, Liebe, Verlust und Sehnsucht. Natürlich bietet der Das Gelübde auch Spannung und zeigt wie andere Kriegsfilme die Realität an der Front. Teilweise ist diese so groß, dass man nach der Pausentaste sucht. Im Allgemeinen ist der Film, durch die Regie und die Leistungen der Schauspieler, sehr glaubwürdig und berührend.

Finnen begeistern sich sehr für ihre heimischen Kriegsfilme und mögen es,  die Ereignisse, die Spannung und die Verluste unserer Kriege immer wieder mitzuerleben. Obwohl dieser Film keine Konkurrenz zu Väinö Linnas Der unbekannte Soldat ist, hat er es wieder geschafft, uns an unsere ehemaligen Mitbürger und ihre Aufopferungen zu erinnern.

Die DVD kann im Original mit deutschen Untertiteln in der Bibliothek des Finnland-Instituts ausgeliehen werden.

Autorin: Ina-Maria Kuusisto, freie Praktikantin am Finnland-Institut

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