Abbildung: Jorma Puranen, What did their eyes see? Courtesy: maerzgalerie.
Eröffnung: Sa 28.4.2012, 1821 Uhr.
Rein formal verbindet die Fotokunst aus Helsinki und die Malkunst aus Berlin zunächst nur das Zitieren aus den Werken alter Meister.
Das Werk von Jorma Puranen, einem der wichtigsten Vertreter der finnischen Fotografie und von Sebastian Schrader, einem jungen Berliner Maler, begegnen sich in Leipzig, erkennen ihren Berührungspunkt und haben sofort ein großes Thema zur Verständigung: die Zeit. Der sorgfältig geplante Zufall dieses Dialogs zweier Fremder beginnt sich auszuweiten, der Zuschauer ist gern dabei. Beide beherrschen ihr Medium (Malerei und Fotografie) leichthändig sicher und professionell virtuos. So ausgestattet können sie sich technisch und inhaltlich weit hinauswagen.
Im Werk von Sebastian Schrader finden sich Höllenstürze, wilde Atelier- Szenen neben kontemplativem Ausharren, finden sich Schlachtszenen und Zusammenrottungen, aber auch Paarkonstellationen und Porträts, Zeugnisse martialischer Vorkommnisse, zum Teil in altmeisterlichen Konstellationen und im Sinn und Stil historischer Kunstepochen. Die Vielfalt an Bezügen bei Schrader zeugt von der umfassenden Denkbarkeit in der Kunst und der grenzenlosen Machbarkeit in der Malerei. Schrader formuliert einerseits seine Figuren, besonders deren Gesichter, mit großer Verbindlichkeit, an anderen Stellen reißt er ein Thema, einen Verweis nur an um dann im Sprung zum übernächsten Bestandteil den geradlinigen Bezug zu durchbrechen. Keine Chronologie, eher ein humanes Arsenal, ein Pool von Geschehen als gedankliche Gegenwart – alles ist gleichwertig da und verfügbar. Schrader addiert nach Möglichkeit und Vorstellung. Die Summe ist ein geschlossenes Ganzes: ist die Idee des Künstlers, der – samt Staffelei – in vielen Werken als Zentrum oder stiller Regisseur präsent ist.
Jorma Puranen ist Fotograf und sein Umgang mit Zeit sollte wesentlich verbindlicher sein. Das abgebildete Objekt und die fotografische Aufnahme müssen gesetzmäßig zeitgleich existieren. Aber auch in diesen Werken ist die linear analoge Zeit aufgespalten und untergraben. Die Arbeiten des Zyklus shadows, reflections and all that sort of thing sind Fotografien von teils jahrhundertealten Gemälden. Puranen hat sie jedoch verfremdet, indem er in der Aufnahme einen brutal grellen Lichtreflex auf die Oberfläche der Malereien blendet. Der Bildgehalt des Malwerkes rückt somit weit in den Hintergrund, hinter Schlaglicht, Glanz und Reflexion zurück. Hinter dieser Blendung führen die Figuren ihr Eigenleben unbeirrt, still und scheinbar unerreichbar weiter. Das Foto-Licht verdichtet das Oberflächenrelief und die Struktur der Ölmalereien in dem hellen Widerschein zu einem eigenständigen nahezu stofflich wirkenden Vordergrund. Überraschend ist, dass sich aus dieser Aufspaltung in Tiefenschichten ein Zwischen-Raum ergibt, der die ungewisse Zwischen-Zeit von der einstigen Entstehung des Gemäldes bis zur fotografischen Abbildung auszumessen scheint. In dieser dritten Dimension werden die Lichtreflexe zu einem halboffenen Bühnenvorhang, hinter dem Puranen im Schattendunkel das Geschehen auf den historischen Gemälden zelebriert.
Jorma Puranen und Sebastian Schrader experimentieren mit Zeit auf zeitloser Ebene. Ganz im Sinn von Ernst Bloch; Zeit als Uhr ohne Ziffern, die existiert, indem etwas geschieht, so geschieht in den Werken beider Künstler vieles von dem, was vorstellbar wird, wenn man Zeit statt als geschlossene Chronologie als offen gestaltbare Bühne begreift.
Jorma Puranen, geboren 1951, ab 1973 Studium an der University of Art & Design Helsinki, seit 1978 Lehre und 19961998 Professor an der University of Art & Design Helsinki, lebt und arbeitet in Helsinki.
Ausstellungen u.a. im Palais des Beaux Arts Lille, Photology Gallery Milan, Villa Oppenheim Berlin, Galerie Anhava Helsinki, Oregon Center for Photographic Art Portland, MNHA Musée National dhistoire et dart Luxembourg, Kunstmuseum Stuttgart, Albertswyth Arts Centre Wales, Musée de la Photographie Chaleroi Belgium, Brandts Museet for fotokunst Odense, Kiasma Museum Helsinki, Kunsthalle Emden, Royal Academy of Fine Arts Stockholm.
Sebastian Schrader, geboren 1978 in Berlin, Studium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, 2006 Diplomabschluss Malerei, Klasse von Prof. Werner Liebmann, 2007 Meisterschüler bei Prof. Liebmann, lebt und arbeitet in Berlin. Ausstellungen u.a. in der Galerie Wendt + Friedmann Berlin, Gesellschaft für Bildende Kunst Trier, EXPO 2010 Shanghai China, Galerie Favardin & Verneuil Paris, Uferhallen Berlin, Alta Fine Art Galerie Istanbul, Ustronie Morskie Polen.
Dauer/ Öffnungszeiten: |
29. April bis 25. August 2012 |
Ort/Veranstalter: | maerzgalerie LEIPZIG, Halle 6, Spinnereistr. 7, 04179 Leipzig, Tel. 0341-998 59 71, Fax 0341-998 59 72, leipzig[at]maerzgalerie.com |
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Abbildung: Jorma Puranen, What did their eyes see? Courtesy: maerzgalerie.
Eröffnung: Sa 28.4.2012, 1821 Uhr.
Rein formal verbindet die Fotokunst aus Helsinki und die Malkunst aus Berlin zunächst nur das Zitieren aus den Werken alter Meister.
Das Werk von Jorma Puranen, einem der wichtigsten Vertreter der finnischen Fotografie und von Sebastian Schrader, einem jungen Berliner Maler, begegnen sich in Leipzig, erkennen ihren Berührungspunkt und haben sofort ein großes Thema zur Verständigung: die Zeit. Der sorgfältig geplante Zufall dieses Dialogs zweier Fremder beginnt sich auszuweiten, der Zuschauer ist gern dabei. Beide beherrschen ihr Medium (Malerei und Fotografie) leichthändig sicher und professionell virtuos. So ausgestattet können sie sich technisch und inhaltlich weit hinauswagen.
Im Werk von Sebastian Schrader finden sich Höllenstürze, wilde Atelier- Szenen neben kontemplativem Ausharren, finden sich Schlachtszenen und Zusammenrottungen, aber auch Paarkonstellationen und Porträts, Zeugnisse martialischer Vorkommnisse, zum Teil in altmeisterlichen Konstellationen und im Sinn und Stil historischer Kunstepochen. Die Vielfalt an Bezügen bei Schrader zeugt von der umfassenden Denkbarkeit in der Kunst und der grenzenlosen Machbarkeit in der Malerei. Schrader formuliert einerseits seine Figuren, besonders deren Gesichter, mit großer Verbindlichkeit, an anderen Stellen reißt er ein Thema, einen Verweis nur an um dann im Sprung zum übernächsten Bestandteil den geradlinigen Bezug zu durchbrechen. Keine Chronologie, eher ein humanes Arsenal, ein Pool von Geschehen als gedankliche Gegenwart – alles ist gleichwertig da und verfügbar. Schrader addiert nach Möglichkeit und Vorstellung. Die Summe ist ein geschlossenes Ganzes: ist die Idee des Künstlers, der – samt Staffelei – in vielen Werken als Zentrum oder stiller Regisseur präsent ist.
Jorma Puranen ist Fotograf und sein Umgang mit Zeit sollte wesentlich verbindlicher sein. Das abgebildete Objekt und die fotografische Aufnahme müssen gesetzmäßig zeitgleich existieren. Aber auch in diesen Werken ist die linear analoge Zeit aufgespalten und untergraben. Die Arbeiten des Zyklus shadows, reflections and all that sort of thing sind Fotografien von teils jahrhundertealten Gemälden. Puranen hat sie jedoch verfremdet, indem er in der Aufnahme einen brutal grellen Lichtreflex auf die Oberfläche der Malereien blendet. Der Bildgehalt des Malwerkes rückt somit weit in den Hintergrund, hinter Schlaglicht, Glanz und Reflexion zurück. Hinter dieser Blendung führen die Figuren ihr Eigenleben unbeirrt, still und scheinbar unerreichbar weiter. Das Foto-Licht verdichtet das Oberflächenrelief und die Struktur der Ölmalereien in dem hellen Widerschein zu einem eigenständigen nahezu stofflich wirkenden Vordergrund. Überraschend ist, dass sich aus dieser Aufspaltung in Tiefenschichten ein Zwischen-Raum ergibt, der die ungewisse Zwischen-Zeit von der einstigen Entstehung des Gemäldes bis zur fotografischen Abbildung auszumessen scheint. In dieser dritten Dimension werden die Lichtreflexe zu einem halboffenen Bühnenvorhang, hinter dem Puranen im Schattendunkel das Geschehen auf den historischen Gemälden zelebriert.
Jorma Puranen und Sebastian Schrader experimentieren mit Zeit auf zeitloser Ebene. Ganz im Sinn von Ernst Bloch; Zeit als Uhr ohne Ziffern, die existiert, indem etwas geschieht, so geschieht in den Werken beider Künstler vieles von dem, was vorstellbar wird, wenn man Zeit statt als geschlossene Chronologie als offen gestaltbare Bühne begreift.
Jorma Puranen, geboren 1951, ab 1973 Studium an der University of Art & Design Helsinki, seit 1978 Lehre und 19961998 Professor an der University of Art & Design Helsinki, lebt und arbeitet in Helsinki.
Ausstellungen u.a. im Palais des Beaux Arts Lille, Photology Gallery Milan, Villa Oppenheim Berlin, Galerie Anhava Helsinki, Oregon Center for Photographic Art Portland, MNHA Musée National dhistoire et dart Luxembourg, Kunstmuseum Stuttgart, Albertswyth Arts Centre Wales, Musée de la Photographie Chaleroi Belgium, Brandts Museet for fotokunst Odense, Kiasma Museum Helsinki, Kunsthalle Emden, Royal Academy of Fine Arts Stockholm.
Sebastian Schrader, geboren 1978 in Berlin, Studium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, 2006 Diplomabschluss Malerei, Klasse von Prof. Werner Liebmann, 2007 Meisterschüler bei Prof. Liebmann, lebt und arbeitet in Berlin. Ausstellungen u.a. in der Galerie Wendt + Friedmann Berlin, Gesellschaft für Bildende Kunst Trier, EXPO 2010 Shanghai China, Galerie Favardin & Verneuil Paris, Uferhallen Berlin, Alta Fine Art Galerie Istanbul, Ustronie Morskie Polen.
Dauer/ Öffnungszeiten: |
29. April bis 25. August 2012 |
Ort/Veranstalter: | maerzgalerie LEIPZIG, Halle 6, Spinnereistr. 7, 04179 Leipzig, Tel. 0341-998 59 71, Fax 0341-998 59 72, leipzig[at]maerzgalerie.com |
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Abbildung: Jorma Puranen, What did their eyes see? Courtesy: maerzgalerie.
Eröffnung: Sa 28.4.2012, 1821 Uhr.
Rein formal verbindet die Fotokunst aus Helsinki und die Malkunst aus Berlin zunächst nur das Zitieren aus den Werken alter Meister.
Das Werk von Jorma Puranen, einem der wichtigsten Vertreter der finnischen Fotografie und von Sebastian Schrader, einem jungen Berliner Maler, begegnen sich in Leipzig, erkennen ihren Berührungspunkt und haben sofort ein großes Thema zur Verständigung: die Zeit. Der sorgfältig geplante Zufall dieses Dialogs zweier Fremder beginnt sich auszuweiten, der Zuschauer ist gern dabei. Beide beherrschen ihr Medium (Malerei und Fotografie) leichthändig sicher und professionell virtuos. So ausgestattet können sie sich technisch und inhaltlich weit hinauswagen.
Im Werk von Sebastian Schrader finden sich Höllenstürze, wilde Atelier- Szenen neben kontemplativem Ausharren, finden sich Schlachtszenen und Zusammenrottungen, aber auch Paarkonstellationen und Porträts, Zeugnisse martialischer Vorkommnisse, zum Teil in altmeisterlichen Konstellationen und im Sinn und Stil historischer Kunstepochen. Die Vielfalt an Bezügen bei Schrader zeugt von der umfassenden Denkbarkeit in der Kunst und der grenzenlosen Machbarkeit in der Malerei. Schrader formuliert einerseits seine Figuren, besonders deren Gesichter, mit großer Verbindlichkeit, an anderen Stellen reißt er ein Thema, einen Verweis nur an um dann im Sprung zum übernächsten Bestandteil den geradlinigen Bezug zu durchbrechen. Keine Chronologie, eher ein humanes Arsenal, ein Pool von Geschehen als gedankliche Gegenwart – alles ist gleichwertig da und verfügbar. Schrader addiert nach Möglichkeit und Vorstellung. Die Summe ist ein geschlossenes Ganzes: ist die Idee des Künstlers, der – samt Staffelei – in vielen Werken als Zentrum oder stiller Regisseur präsent ist.
Jorma Puranen ist Fotograf und sein Umgang mit Zeit sollte wesentlich verbindlicher sein. Das abgebildete Objekt und die fotografische Aufnahme müssen gesetzmäßig zeitgleich existieren. Aber auch in diesen Werken ist die linear analoge Zeit aufgespalten und untergraben. Die Arbeiten des Zyklus shadows, reflections and all that sort of thing sind Fotografien von teils jahrhundertealten Gemälden. Puranen hat sie jedoch verfremdet, indem er in der Aufnahme einen brutal grellen Lichtreflex auf die Oberfläche der Malereien blendet. Der Bildgehalt des Malwerkes rückt somit weit in den Hintergrund, hinter Schlaglicht, Glanz und Reflexion zurück. Hinter dieser Blendung führen die Figuren ihr Eigenleben unbeirrt, still und scheinbar unerreichbar weiter. Das Foto-Licht verdichtet das Oberflächenrelief und die Struktur der Ölmalereien in dem hellen Widerschein zu einem eigenständigen nahezu stofflich wirkenden Vordergrund. Überraschend ist, dass sich aus dieser Aufspaltung in Tiefenschichten ein Zwischen-Raum ergibt, der die ungewisse Zwischen-Zeit von der einstigen Entstehung des Gemäldes bis zur fotografischen Abbildung auszumessen scheint. In dieser dritten Dimension werden die Lichtreflexe zu einem halboffenen Bühnenvorhang, hinter dem Puranen im Schattendunkel das Geschehen auf den historischen Gemälden zelebriert.
Jorma Puranen und Sebastian Schrader experimentieren mit Zeit auf zeitloser Ebene. Ganz im Sinn von Ernst Bloch; Zeit als Uhr ohne Ziffern, die existiert, indem etwas geschieht, so geschieht in den Werken beider Künstler vieles von dem, was vorstellbar wird, wenn man Zeit statt als geschlossene Chronologie als offen gestaltbare Bühne begreift.
Jorma Puranen, geboren 1951, ab 1973 Studium an der University of Art & Design Helsinki, seit 1978 Lehre und 19961998 Professor an der University of Art & Design Helsinki, lebt und arbeitet in Helsinki.
Ausstellungen u.a. im Palais des Beaux Arts Lille, Photology Gallery Milan, Villa Oppenheim Berlin, Galerie Anhava Helsinki, Oregon Center for Photographic Art Portland, MNHA Musée National dhistoire et dart Luxembourg, Kunstmuseum Stuttgart, Albertswyth Arts Centre Wales, Musée de la Photographie Chaleroi Belgium, Brandts Museet for fotokunst Odense, Kiasma Museum Helsinki, Kunsthalle Emden, Royal Academy of Fine Arts Stockholm.
Sebastian Schrader, geboren 1978 in Berlin, Studium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, 2006 Diplomabschluss Malerei, Klasse von Prof. Werner Liebmann, 2007 Meisterschüler bei Prof. Liebmann, lebt und arbeitet in Berlin. Ausstellungen u.a. in der Galerie Wendt + Friedmann Berlin, Gesellschaft für Bildende Kunst Trier, EXPO 2010 Shanghai China, Galerie Favardin & Verneuil Paris, Uferhallen Berlin, Alta Fine Art Galerie Istanbul, Ustronie Morskie Polen.
Dauer/ Öffnungszeiten: |
29. April bis 25. August 2012 |
Ort/Veranstalter: | maerzgalerie LEIPZIG, Halle 6, Spinnereistr. 7, 04179 Leipzig, Tel. 0341-998 59 71, Fax 0341-998 59 72, leipzig[at]maerzgalerie.com |
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Abbildung: Jorma Puranen, What did their eyes see? Courtesy: maerzgalerie.
Eröffnung: Sa 28.4.2012, 1821 Uhr.
Rein formal verbindet die Fotokunst aus Helsinki und die Malkunst aus Berlin zunächst nur das Zitieren aus den Werken alter Meister.
Das Werk von Jorma Puranen, einem der wichtigsten Vertreter der finnischen Fotografie und von Sebastian Schrader, einem jungen Berliner Maler, begegnen sich in Leipzig, erkennen ihren Berührungspunkt und haben sofort ein großes Thema zur Verständigung: die Zeit. Der sorgfältig geplante Zufall dieses Dialogs zweier Fremder beginnt sich auszuweiten, der Zuschauer ist gern dabei. Beide beherrschen ihr Medium (Malerei und Fotografie) leichthändig sicher und professionell virtuos. So ausgestattet können sie sich technisch und inhaltlich weit hinauswagen.
Im Werk von Sebastian Schrader finden sich Höllenstürze, wilde Atelier- Szenen neben kontemplativem Ausharren, finden sich Schlachtszenen und Zusammenrottungen, aber auch Paarkonstellationen und Porträts, Zeugnisse martialischer Vorkommnisse, zum Teil in altmeisterlichen Konstellationen und im Sinn und Stil historischer Kunstepochen. Die Vielfalt an Bezügen bei Schrader zeugt von der umfassenden Denkbarkeit in der Kunst und der grenzenlosen Machbarkeit in der Malerei. Schrader formuliert einerseits seine Figuren, besonders deren Gesichter, mit großer Verbindlichkeit, an anderen Stellen reißt er ein Thema, einen Verweis nur an um dann im Sprung zum übernächsten Bestandteil den geradlinigen Bezug zu durchbrechen. Keine Chronologie, eher ein humanes Arsenal, ein Pool von Geschehen als gedankliche Gegenwart – alles ist gleichwertig da und verfügbar. Schrader addiert nach Möglichkeit und Vorstellung. Die Summe ist ein geschlossenes Ganzes: ist die Idee des Künstlers, der – samt Staffelei – in vielen Werken als Zentrum oder stiller Regisseur präsent ist.
Jorma Puranen ist Fotograf und sein Umgang mit Zeit sollte wesentlich verbindlicher sein. Das abgebildete Objekt und die fotografische Aufnahme müssen gesetzmäßig zeitgleich existieren. Aber auch in diesen Werken ist die linear analoge Zeit aufgespalten und untergraben. Die Arbeiten des Zyklus shadows, reflections and all that sort of thing sind Fotografien von teils jahrhundertealten Gemälden. Puranen hat sie jedoch verfremdet, indem er in der Aufnahme einen brutal grellen Lichtreflex auf die Oberfläche der Malereien blendet. Der Bildgehalt des Malwerkes rückt somit weit in den Hintergrund, hinter Schlaglicht, Glanz und Reflexion zurück. Hinter dieser Blendung führen die Figuren ihr Eigenleben unbeirrt, still und scheinbar unerreichbar weiter. Das Foto-Licht verdichtet das Oberflächenrelief und die Struktur der Ölmalereien in dem hellen Widerschein zu einem eigenständigen nahezu stofflich wirkenden Vordergrund. Überraschend ist, dass sich aus dieser Aufspaltung in Tiefenschichten ein Zwischen-Raum ergibt, der die ungewisse Zwischen-Zeit von der einstigen Entstehung des Gemäldes bis zur fotografischen Abbildung auszumessen scheint. In dieser dritten Dimension werden die Lichtreflexe zu einem halboffenen Bühnenvorhang, hinter dem Puranen im Schattendunkel das Geschehen auf den historischen Gemälden zelebriert.
Jorma Puranen und Sebastian Schrader experimentieren mit Zeit auf zeitloser Ebene. Ganz im Sinn von Ernst Bloch; Zeit als Uhr ohne Ziffern, die existiert, indem etwas geschieht, so geschieht in den Werken beider Künstler vieles von dem, was vorstellbar wird, wenn man Zeit statt als geschlossene Chronologie als offen gestaltbare Bühne begreift.
Jorma Puranen, geboren 1951, ab 1973 Studium an der University of Art & Design Helsinki, seit 1978 Lehre und 19961998 Professor an der University of Art & Design Helsinki, lebt und arbeitet in Helsinki.
Ausstellungen u.a. im Palais des Beaux Arts Lille, Photology Gallery Milan, Villa Oppenheim Berlin, Galerie Anhava Helsinki, Oregon Center for Photographic Art Portland, MNHA Musée National dhistoire et dart Luxembourg, Kunstmuseum Stuttgart, Albertswyth Arts Centre Wales, Musée de la Photographie Chaleroi Belgium, Brandts Museet for fotokunst Odense, Kiasma Museum Helsinki, Kunsthalle Emden, Royal Academy of Fine Arts Stockholm.
Sebastian Schrader, geboren 1978 in Berlin, Studium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, 2006 Diplomabschluss Malerei, Klasse von Prof. Werner Liebmann, 2007 Meisterschüler bei Prof. Liebmann, lebt und arbeitet in Berlin. Ausstellungen u.a. in der Galerie Wendt + Friedmann Berlin, Gesellschaft für Bildende Kunst Trier, EXPO 2010 Shanghai China, Galerie Favardin & Verneuil Paris, Uferhallen Berlin, Alta Fine Art Galerie Istanbul, Ustronie Morskie Polen.
Dauer/ Öffnungszeiten: |
29. April bis 25. August 2012 |
Ort/Veranstalter: | maerzgalerie LEIPZIG, Halle 6, Spinnereistr. 7, 04179 Leipzig, Tel. 0341-998 59 71, Fax 0341-998 59 72, leipzig[at]maerzgalerie.com |
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