THEATER. Regie: Marcus Öhrn.War es bei Conte dAmour noch ein tiefer, verstörender Blick in die Abgründe des Kellers von Kinderschänder Joseph Fritzl, begibt sich We love Africa and Africa loves us auf eine Reise zu dem dunklen Ursprung der europäischen Mittelklassefamilie und ihrer Vorstellung von einem Familienleben.
Die neue Produktion von Markus Öhrn, Institutet und Nya Rampen beginnt, wo Conte dAmour endete. Dem Schrecken von Joseph Fritzls Keller ist die Familie entkommen, nun dominiert die Alltagsroutine und Daddy steckt in einer Krise: Das Lebenskonzept einer westlichen Mittelstandsfamilie hat die soziale Rollenverteilung aufgeweicht. Zwar ist der Vater noch immer der Repräsentant, Ernährer und Beschützer von Frau und Kindern. Durch die fehlende gesellschaftliche Anerkennung seines Patriarchats kastriert, fühlt er sich jedoch in der Gestaltung des Familienprojekts eingeschränkt. Die Familie braucht eine neue Projektionsfläche für ihre innere Psycho-Logik. Das westliche Bild von Afrika als dem Unbekannten, Wilden, Authentischen, das unserer Hilfe bedarf, wird ihnen dabei zum notwendigen Anderen.
We love Africa and Africa loves us überträgt die Strukturen der westlichen Mittelklassefamilie auf die Dynamik der humanitären Hilfe in der so genannten Dritten Welt: Doch im Stück bekommt das Verhältnis von Helfern und Geholfenen postkoloniale, rassistische Züge und wird zur Projektionsfläche für vorherrschaftliche, patriarchale Allmachtsphantasien.
Die Aufführungen in Berlin wurden ermöglicht durch das Zusammenwirken folgender Veranstalter: Ballhaus Ost, Finnlandschwedischer Kulturfonds Svenska kulturfonden, Institutet, Marcus Öhrn. Weitere Aufführungen vom 10.13.10.2012.
Eintritt: 15 EUR/ermäßigt 10 EUR