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Das "Erkerzimmer" des Finnland-Instituts, © Finnland-Institut/Foto: Bernhard Ludewig

Fallbeispiel: Mit der finnischen Kultur unterwegs in Berlin

Der finnische Innenarchitekt und Designer Ilkka Palinperä hat das Konzept zur Gestaltung der Räumlichkeiten des Finnland-Instituts entwickelt, in denen das Institut seit September 2018 angesiedelt ist. In seinem Blog auf studiopalinpera.com beschreibt Palinperä seine Herangehensweise an diesen Auftrag.

Ein absolutes Highlight war für mich als Raumgestalter die Aufgabe, die neuen Räumlichkeiten des Finnland-Instituts in Deutschland in Berlin-Mitte zu konzipieren. Zudem war dies eine einzigartige Gelegenheit, Finnland auf dem internationalen Feld des Designs Sichtbarkeit zu verleihen. Mit diesem Projekt erfüllte sich für mich quasi ein Traum, den ich mir im Vorherein gar nicht hätte vorstellen können. Aber wie sah die Aufgabe eigentlich hinter den Kulissen aus?

Wie stellt man in einem Altbau mitten im historischen Berlin das Heute dar?

Schon während meiner ersten Reise nach Berlin fiel mir der einzigartige Charakter des Gebäudes und seiner Geschäftsräume auf: Geschichte in jeder Ecke! Zu meiner Designphilosophie zählt der Gedanke, dass man die Vergangenheit eines Raums respektvoll behandeln sollte, denn schließlich stellt sie einen schönen Rahmen für eine Neugestaltung dar. Dies steht aber der Tatsache nicht entgegen, dass die Räumlichkeiten ihren Zweck in den Standards der heutigen Zeit erfüllen sollten.

Die Räume waren bereits mit handgefertigten Türen und Böden ausgestattet. Die neue Möblierung musste also dieser Umgebung angepasst werden.

Skandinavisches Design = finnisches Design?

Beim Austausch von Gedanken und Wünschen mit dem Kunden strebe ich immer an, zuerst mich selbst herauszufordern, bevor ich den Kunden fordere. Nur so können wir etwas Neues und Prägendes schaffen. Im Projekt des Finnland-Instituts ging es unter anderem darum, Vorstellungen zur finnischen Identität Ausdruck zu verleihen.

Das Institut hatte den Wunsch, dass die Räumlichkeiten einen Hauch von Skandinavien verströmen sollten. Ich merkte schnell, dass man finnisches Design nicht einfach mit skandinavischem gleichsetzen kann. Es machte mir Freude, mich deswegen eingehend damit zu befassen, was „Made in Finland“ eigentlich ist. Für mich bedeutet das Freiheit, Wasser, das Organische, subtile Eleganz und Harmonie.

Finnland ist jetzt auf vielen Ebenen im Institut zu entdecken. So kontrastiert das mystisch anmutende Dunkelblau zu Weiß und warmem Grau. Meiner Meinung nach ist die finnische Art der Inneneinrichtung ziemlich kühn, was man eben beispielsweise an der Verwendung von Farben sieht. Charakteristisch ist auch die Verwendung folkloristischer Motive.

Natürlich wurde Holz als „finnischstes“ aller Materialien eingesetzt! Die eigens von mir für das Institut entworfenen Kommoden verweisen auf finnische Tradition und zeigen, wie Holz zunächst als Oberfläche bis hin zu einem Gebrauchsgegenstand veredelt werden kann.

Außerdem fand ich wichtig, dass der Eindruck beim Betreten der Räumlichkeiten dem eines finnischen Zuhauses ähnelt. Nichtsdestotrotz sollten die Räume repräsentativ sein. Die heimelige Atmosphäre ist die Summe der gesamten Auswahl an Materialien, Farben und Möblierung.

Das urbane Berlin als Umfeld

Als Designer denke ich, dass ein Raum niemals unabhängig von seiner Umgebung funktionieren kann. Daher galt es in der Planung auch das urbane Berlin zu berücksichtigen. Es ging also um die Gegenwart, brauchte aber kein zeitgenössisches Design-Statement zu werden. So interagieren also authentische, harmonische Materialien, 50er-Jahre-Stil und aktuelles Möbeldesign.

Wenn die zeitliche Stileinordnung beim Besuch des Finnland-Instituts in den Hintergrund tritt, dann würde ich meine Arbeit als gelungen betrachten. Die Räume sind sowohl von der Vergangenheit als auch von der Gegenwart erfüllt, mit dem Blick Richtung Zukunft.

Der Raum steht im Vordergrund

Ausgangspunkt meiner Arbeit als Raumgestalter ist, wie der vorhandene Raum genutzt werden und wie man sich darin bewegt. Auch in Sachen des Finnland-Instituts galt es, neben Büroarbeit und Besprechungen zu ermöglichen, sich einfach aufzuhalten, sein Mittagessen einzunehmen und Veranstaltungen abzuhalten. All dies wurde in der Beweglichkeit der Möbel, der Farbauswahl und Beleuchtung berücksichtigt.

Der zeitgenössische Look des Raumes entsteht durch Abstraktionen. So können ein runder oder ein diagonal gehängter Spiegel den Betrachter einerseits erstaunen, andererseits aber auch eine neue Sichtweise zur Erschließung des Raumes bieten und überraschende Details zum Vorschein bringen.

Nachhaltige Entwicklung als Standpunkt

Als Designer schätze ich „echte“ Materialien wie Holz, Stein, Glas und Metall, weil ich nachvollziehen kann, woraus diese bestehen. Mein Ideal ist, die Kernbestandteile jedes Projekts aus erneuerbaren oder wiederverwertbaren Materialien entstehen zu lassen. Genau diese Möglichkeit bietet uns das Holz. Im Finnland-Institut sieht man dies zum Beispiel an den extra hierfür gestalteten Kommoden: Sie haben Form und Oberfläche, sind qualitativ hochwertig und langlebig. Und wenn sie ausgedient haben, belasten sie die Umwelt nicht.

Berlin ist voller Perspektiven, Überraschungen und Inspirationen

Ich könnte über das Projekt für das Finnland-Institut noch aus zahlreichen weiteren Perspektiven schreiben. An dieser Stelle möchte ich es aber bei der Empfehlung belassen, das Institut bei Gelegenheit in Berlin zu besuchen!

 

Übersetzung aus dem Finnischen: Ravel Siirde, Marion Holtkamp

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Herzlichen Dank an Ilkka Palinperä! Bei diesem Text handelt es sich um eine gekürzte Fassung des Originalbeitrages, der auf Finnisch und Englisch auf studiopalinpera.com abrufbar ist. Dort finden Sie auch eine Vielzahl von Fotos.

Ilkka Palinperä ist Innenarchitekt und Designer. Nach Abschluss seines Studiums an der Aalto-Universität in Helsinki gründete er 2014 das Studio Palinperä.

Ilkka Palinperä on suomalainen sisustussuunnittelija ja muotoilija. Valmistuttuaan Aalto-yliopistosta hän perusti vuonna 2014 Studio Palinperän.

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