„Der Ausgangspunkt war der Raum an sich”
Die Tänzerin Minna Tervamäki und die bildende Künstlerin Hannaleena Heiska schaffen neue Begegnungen in der Kunst: In Jälki – Spuren verbinden sie zeitgenössischen Tanz, Ballett, bildende Kunst und Performance. Das gemeinsame Werk der zwei sehr unterschiedlichen Künstlerinnen überschreitet so in vielerlei Weise Grenzen. Tervamäki und Heiska öffnen einander den Schaffensprozess und machen dies durch ihre Performance auch für das Publikum sichtbar. Rebecca Suoranta hat die Künstlerinnen interviewt, die ihre Zusammenarbeit als „match made in heaven“ bezeichnen.
Minna und Hannaleena, wie haben zwei so unterschiedliche Künstlerinnen einander gefunden?
„Minna hatte Wände von einem vorherigen Tanzstück. Nach einigen ihrer Auftritte im EMMA, dem Museum für moderne Kunst in Espoo, hatte sie das Gefühl, es könnte interessant sein, mit einem Künstler oder einer Künstlerin der bildenden Kunst zusammenzuarbeiten. Durch die Gruppenausstellung Kosketus (dt. Berührung) im EMMA lernte sie Hannaleena Heiskas Werke kennen, was sie inspirierte, Kontakt mit ihr aufzunehmen.
Hannaleena hatte bereits Erfahrung mit der Zusammenarbeit mit verschiedenen Künstlern und war gleich interessiert zu probieren, wie ein Gemälde für eine performative Form bearbeitet und mit Tanz verbunden werden kann.“
Woher kam die Inspiration für dieses Werk?
„Der Ausgangspunkt war der Raum an sich, also die Wände, die man theoretisch überall aufrichten kann. Als wir mit der Arbeit anfingen, war das Endergebnis offen. Durch die Arbeit und den künstlerischen Prozess nahm das Werk allmählich Gestalt an. Zur Inspiration dienten auch noch viele weitere Faktoren, zum Beispiel Triadisches Ballett nach Oskar Schlemmer, experimentelle elektronische Musik, Drone Doom und unsere eigenen künstlerischen Welten und die Kunst der Performance generell.“
Jälki – Spuren wurde erstmalig 2016 als Teil des Programms zum 10. Jubiläumsjahr des Museums EMMA aufgeführt. Wie wurde das Werk aufgenommen?
„Völlig begeistert! Wir waren positiv überrascht, was für ein vielfältiges Publikum die Aufführungen angezogen haben: Jung und Alt, verschiedenste Kulturinteressierte von Museumsbesuchern bis zu Leuten aus der Tanzszene.“
Was möchtet ihr dem Publikum durch das Werk vermitteln?
„Ein Erlebnis frei von Vorab-Definitionen, das hoffentlich verschiedenste Gefühle hervorruft. Wir wünschen auch, dass die starke Visualität des Werkes die Fantasie des Zuschauers mobilisiert. Es gibt keine bestimmte ‚richtige‘ Interpretation, sondern sie hängt vom einzelnen Betrachter ab.“
Jälki – Spuren wird jetzt zum ersten Mal außerhalb Finnlands aufgeführt. Welche Bedeutung hat das für Euch und habt Ihr Pläne, das Werk noch in weitere Länder zu bringen?
„Es ist natürlich spannend zu sehen, wie das Werk in Berlin aufgenommen werden wird. Und natürlich streben wir durchaus an, Jälki – Spuren auch in anderen Ländern zu zeigen.
Die Performance Jälki – Spuren von Minna Tervamäki und Hannaleena Heiska wird am 11.1.2018 um 19 Uhr im Finnland-Institut aufgeführt. Das Stück dauert ca. 30–35 Minuten. Das Werk kann in separaten Einheiten oder als zusammenhängendes Ganzes verwirklicht werden. Nach der Eröffnung ist Jälki – Spuren bis 23.2.2018 am Finnland-Institut zu sehen. Herzlich willkommen!
Übersetzung aus dem Finnischen: Maija Toivonen