Nachhaltigkeit und Design
Diesen Herbst hatte ich Gelegenheit, an einem Kurs zum Thema „Nachhaltige Wirtschaftspolitik“ („kestävän talouspolitiikan johtamiskurssi“) teilzunehmen. Dieser Kurs wurde von der finnischen Stiftung Sitra bereits zum 13. Mal organisiert und brachte Menschen aus unterschiedlichen Professionen zusammen, um mehr über das Thema zu erfahren und das Erlernte dann in der Praxis des Arbeitsalltags anzuwenden. Gleich zu Anfang des Kurses fragte ich mich, was das Wort „nachhaltig“ eigentlich bedeutet, und kam zu folgender Definition: Bevor man etwas tut, denkt man über die Konsequenzen nach und versucht sein Handeln so zu gestalten, dass die Auswirkungen langfristig wirken und der Umwelt nicht schaden. Im Duden und in Bezug auf die Ökologie wird die Bedeutung des Wortes „Nachhaltigkeit“ als das Prinzip definiert „nach dem nicht mehr verbraucht werden darf, als jeweils nachwachsen, sich regenerieren, künftig wieder bereitgestellt werden kann“ (https://www.duden.de/rechtschreibung/Nachhaltigkeit).
Jeder Beitrag bei der Fortbildung fing damit an, dass man berichten sollte, welche nachhaltige Tat man in den vergangenen Wochen verrichtet hatte. Die einen erzählten, dass sie ihr Auto verkauft hatten und nun mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fuhren, während andere erklärten, dass sie vegetarisch zu Mittag gegessen hatte. Bei uns im Institut haben wir nun beispielsweise eingeführt, dass man innerdeutsche Reisen nur noch mit der Bahn tätigt, auch wenn es teurer oder zeitlich aufwändiger als das Fliegen ist. Das sind die berühmten Tropfen auf den heißen Stein, mag man dazu sagen, da die wirklich großen und wirksamen Maßnahmen in Sachen Klimaschutz eigentlich von der Industrie und von der Politik gefördert und auch gefordert werden müssen.
Glücklicherweise gibt es eine Vielzahl von Unternehmen, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Auch im Bereich Design macht man sich darüber Gedanken. Ein zentraler Aspekt ist in diesem Kontext, dass Produkte – ob Möbel, Kleider oder andere Gebrauchsgegenstände – so konzipiert werden, dass sie nicht sofort kaputt gehen. Wir sollten uns also fort von der Wegwerfgesellschaft hin zu nachhaltigen Konsumenten entwickeln. In vielen Fällen kann das sogar bedeuten, dass man auf den Konsum von etwas komplett verzichten sollte. Rotes Fleisch oder Milchprodukte stehen auf dieser Liste ganz oben, da sie in der Produktion sehr energieaufwändig sind und so deutlich mehr CO2-Ausstoß als zum Beispiel Obst und Gemüse verursachen. Relevant ist auch die Frage, wie man die Herstellung von Müll vermeiden kann. Interessant ist in diesem Kontext und mit Hinblick auf den Gastland-Auftritt Finnlands auf der Internationalen Grünen Woche Berlin 2019 das Beispiel eines Restaurants in Helsinki, dessen Motto es ist, beim Zubereiten von Gerichten keinen Müll anfallen zu lassen. Solche Ansätze mögen heute ausgefallen wirken, aber in 50 Jahren selbstverständlich sein.
Aber zurück zur Frage, was Nachhaltigkeit im Kontext von Design bedeuten kann: Für mich sind die Möbel von Alvar Aalto ein besonders gutes Beispiel – sie haben sich nicht nur im Sinne des visuellen Designs kurzlebigen Trends widersetzt, sondern sind qualitativ so hergestellt, dass sie Jahrzehnte lange Nutzung überstehen.
Nächstes Jahr legen wir am Finnland-Institut einen Schwerpunkt auf zeitgenössisches Design. Ein Grund dafür ist, dass die Vienna Design Week in Wien Finnland als Partnerland eingeladen hat. Die Frage, wie sich Nachhaltigkeit und Design vereinbaren lassen, wird dabei von großem Interesse sein. Auch in dem Design Talk Natur pur?, den wir am 17.1 im Finnland-Institut halten werden, greifen wir diese Frage mit den Diskutanten auf. Wir laden Sie herzlich dazu ein!
17.1.2019 Design Talk: Natur pur?
18.–27.1.2019 Internationale Grüne Woche 2019: Partnerland Finnland
27.9.–6.10.2019 VIENNA DESIGN WEEK: Gastland Finnland