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Schweiß und Poesie – Dichtkunst und Sauna bei der weltgrößten Buchmesse

Ein poetischer Roadtrip mit Sauna? Wie passen Lyrik und Sauna zusammen? Die finnische Lyrikerin Katariina Vuorinen über eine ganz besondere Reise finnischer Wortkünstler mit der rollenden FireFit Sauna.

In der finnischen Sauna wurden Kinder geboren, man hat sich dort gewaschen, es wurde dort auch gestorben, man hat sich dort versammelt und ist von einer Lebensphase zur anderen übergangen. In dem ersten finnischsprachigen Roman Die sieben Brüder badeten die Brüder mit solchem Elan, dass die Sauna sogar zu brennen begann, und in den Volksüberlieferungen wimmelt es nur so von Anspielungen auf diese uralte Methode der Reinigung.

Was kann die in der finnischen Lebensweise und im kulturellen Bewusstsein der Finnen tief verwurzelte Sauna zur Poesie und zum Spoken Word beitragen, wenn diese beispielsweise dem deutschen Publikum vorgestellt werden? Die in deutsch-finnischer Zusammenarbeit auf die Beine gestellte Tournee „Schweiss und Poesie“ hat dies u.a. auf der Frankfurter Buchmesse im Herbst 2014 getestet, als Finnland als Ehrengast der Buchmesse im Rampenlicht stand.

Die finnischen Meister der Poesie und des Spoken Word starteten ihre Tournee in Berlin, und über Hamburg und Hannover kam die frohe Botschaft von Schweiß und Poesie schließlich in Frankfurt an. Gereist wurde mit dem Sauna-Mobil, einem ehemaligen Feuerwehrauto, in das eine holzbeheizte Sauna eingebaut war. Geparkt haben die Dichter ihr Mobil sowohl am Frankfurter Garten, am Römer als auch in unmittelbarer Nähe der Buchmesse. Die Teilnehmer der Tournee (Harri Hertell, Esa Hirvonen, Juha Kulmala, Kasper Salonen, Heli Slunga, Katariina Vuorinen und der deutsche Koordinator der Tournee Dirk Hülstrunk) traten sowohl auf der eigentlichen Messe, im Lesezelt und im Finnland-Pavillon, als auch im verregneten Garten und dem würdevollen alten Stadtzentrum auf. Während die Sauna heiß wurde, badeten die Ortsansässigen begeistert mit den Finnen, und die ganze Idee wurde als einfallsreich und ambitioniert, dabei auch als herrlich bodenständig beschrieben.

Literatur wird oft hauptsächlich, und manchmal sogar einzig und allein, für ein intellektuelles, künstlerisches und geistiges Erlebnis gehalten. Im Vergleich zu vielen anderen Ländern wird man in der Geschichte der finnischen verbalen Kreativität Zeuge eines relativ späten Wandels von der mündlich vorgetragenen Dichtkunst zu der gedruckten, hauptsächlich in schriftlicher Form genossenen Literatur. Wenn Poesie und Wortkunst zum Publikum gebracht werden, wenn Interpret und Publikum zusammenkommen, ist dies zum Teil eine Rückkehr zu der uralten Tradition des Erzählens und Zuhörens. In dieser Hinsicht fühlt es sich sehr natürlich an, eine andere uralte Tradition, die Sauna, mit dem kraftvollen Teilen von Wörtern zu verbinden, und es fügt dem Erlebnis sowohl eine körperliche als auch eine heilige Dimension hinzu. Der Mensch ist eine Einheit aus Körper und Geist, deren Erlebnisse sich gegenseitig ergänzen. Man kann sich weiter in die kraftvollen Eindrücke der Poesie versinken lassen, während der Körper der Weichheit der Wärme nachgibt. Und nach dem Saunieren, wenn der Körper vor Zufriedenheit geradezu schnurrt, hat der Geist mehr Platz und ist bereiter für das Hören und Zuhören, für das Annehmen und Sich-Einfühlen.

Die Gelegenheit zusammen in die Sauna zu gehen bringt auch die Künstler ihrem Publikum besonders nahe. Bei den Auftritten und dem gemeinsamen Baden lernten wir viele verschiedene Leute kennen, und die Gespräche über Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Kulturen hätten bis zum Morgengrauen weitergehen können. Einer erklärte sich bereit, uns die Buchläden zu zeigen, einer hat uns eine Führung durch die Museen und ethnischen Restaurants angeboten, einer wollte uns von der Großartigkeit eines Karaoke-Schuppens überzeugen, und ein anderer lud uns zu einer privaten Party ein. Erlebnisse aus Finnland und Wünsche irgendwann dorthin zu reisen, wurden oft geäußert. Auch die Medien waren an der Tournee sehr interessiert, und sowohl Fernsehen, Radio als auch Zeitungen berichteten über die Eindrücke der Wortkunst und des Saunierens. Das Kernmaterial der Tournee, also die Texte der Künstler, waren auch in den Medien repräsentiert – beispielsweise habe ich ein Gedicht auf Deutsch im Radio vorgelesen und einen auf einem Gedicht basierenden Walzer für ein Fernsehmagazin vorgesungen, beide Male selbstverständlich auf der Saunabank sitzend.

Irgendetwas an dieser Kombination hat es den Menschen also angetan. Wir erhielten reichlich gutes Feedback zu unserer Ungezwungenheit, unserem Mut, unserem hohen künstlerischen Niveau und zu unserer feinen oder auch „vollblütigen“ Verrücktheit. Mein persönlicher Eindruck ist, dass die Deutschen sich der Literatur im Großen und Ganzen mit viel Ernst und Liebe widmen und sogar die Kraft aufbringen, unendlich langen Vorlesungen aufmerksam zu folgen. Möglicherweise war unsere unkonventionelle Annäherungsweise neben den bekannten Lesungs-Veranstaltungsformaten erfrischend anders und auch vom Kontakt her intensiv. Wir hatten das Gefühl, als teilten wir das Erlebnis des Sich-Einfühlens und der Reinigung, der Freude über eine natürliche Begegnung ganz vorurteilsfrei.

Wir durften die sprichwörtliche unerschütterliche Konzentration des Publikums beispielsweise bei einem dreistündigen Spektakel in den Räumlichkeiten der Evangelischen Stadtakademie genießen. Dort begleitete nämlich ein nicht gerade heimliches Objekt der finnischen Leidenschaft, der Tango, die Wortkunst auf die Bühne: das deutsche Orchester Bändi versetzte sich auf originelle Weise in den finnischen Tango hinein und trat abwechselnd mit uns auf. Auch wir von der Tournee ließen uns vom Tango verführen, und der fantastische Abend erreichte seinen Höhepunkt mit einem Gemeinschaftssingen des bekannten finnischen Tangos „Satumaa“ (dt. Märchenland). Ein zu diesem Zweck geeigneteres finnisches Lied kann es kaum geben – anscheinend fasst dieses Lied etwas ganz Entscheidendes zusammen, was die in den Herzen vieler Finnen weilende Sehnsucht angeht.

Die Sauna ist immer noch ein heiliger Ort, wo Fluchen, Randalieren oder anderes grobes Verhalten nicht hingehören. Auch auf unserer Tournee lief das Saunieren in einer angenehmen und fröhlichen Ordnung, wobei der deutsche Künstler und Organisator des Autos Dida Zende sich um das reichliche Heizen der Sauna kümmerte. Der Überlieferung nach gab es in den finnischen Saunen eigene Saunageister, aber ebenso ist jede/r Badende für die Ruhe, die gute Laune und das gegenseitige Verständnis in der Sauna verantwortlich: auf der Bank des Sauna-Mobils wahrte jeder auf seine eigene Art die einzigartige, internationale und gleichzeitig gemütliche Atmosphäre, wie ein Saunageist eben.  Wir mussten unsere Sauna nicht mit vom Donner gespaltenem Holz heizen, um die Mächte des Himmels zu erreichen und eine besonders pflegende Hitze zu erzeugen. Kraft, Wohlbefinden und Freude gab es auch so genügend bei Schweiß & Poesie, und zwar durch die Begegnungen, die Energie des Wortes und der Lebensfreude, die man durch Saunieren und Poesie kaum hätte besser kombinieren können.

Katariina Vuorinen

Foto: Mikaela Löfroth
Foto: Mikaela Löfroth

Die finnische Lyrikerin Katariina Vuorinen reist, schreibt und ist auf der Lesebühne zu erleben – und das weltweit. Anfang 2015 erschien ihr vierter Gedichtband “Uudenvuodenlaki”. In Veröffentlichungen ihrer Gedichte in Anthologien und Literaturzeitschriften verschiedener Länder liegen Übersetzungen ihrer Werke in insgesamt 12 Sprachen vor.

Übersetzung aus dem Finnischen: Meri Holmela

Schweiß und Poesie war Teil des offenen Satellitenprogramms COOL2014 im Rahmen von Ehrengast Finnland bei der Frankfurter Buchmesse 2014.Suomalainen lyyrikko Katariina Vuorinen kertoo, kuinka taiten valittu joukko suomalaisia runoilijoita ja spoken word -skenen edustajia matkasi Frankfurtiin kulkuneuvonaan pyörillä kulkeva FireFit-sauna.

Suomalaisessa saunassa on synnytty, peseydytty ja joskus kuoltukin, kokoonnuttu yhteen ja siirrytty elämänvaiheesta toiseen. Ensimmäisessä suomenkielisessä romaanissa seitsemän veljestä kylpevät niin voimallisesti että saunat palavat, ja kansanperinne ja kulttuuri vilisevät viittauksia tähän ikivanhaan puhdistautumisen tapaan.

Mitä suomalaiseen elämäntapaan ja kulttuuriseen tajuntaan syvälle juurtunut sauna voi lisätä runouteen ja spoken wordiin, kun niitä viedään esimerkiksi saksalaisen yleisön ulottuville? Suomalais-saksalaisena yhteistyönä järjestetty Schweiß & Poesie -kiertue otti tähän tuntumaa Frankfurtin kirjamessuilla syksyllä 2014, Suomen noustessa kutsuvierasmaana messujen erityiseen valokeilaan.

Suomalaiset runoilijat ja spoken wordin taitajat aloittivat kiertueensa Berliinistä, ja Hampurin ja Hannoverin kautta runon ja hien ilosanoma saapui Frankfurtiin. Matka taittui sauna-autolla, entisellä paloautolla, johon on rakennettu puilla lämpiävä sauna. Tämän saunan runoilijat pysäköivät niin Frankfurter Garteniin, Römerille kuin kirjamessujen kylkeenkin. Kiertueen osanottajat (Harri Hertell, Esa Hirvonen, Juha Kulmala, Kasper Salonen, Heli Slunga, Katariina Vuorinen ja kiertueen koordinaattori, saksalainen Dirk Hülstrunk) esiintyivät paitsi varsinaisilla messuilla, Lesezeltissä ja Suomen paviljongissa, myös sateisessa puutarhassa ja kaupungin arvokkaassa, vanhassa ytimessä. Saunan kuumetessa paikalliset kylpivät suomalaisten kanssa innokkaasti, ja ideaa ja kokemusta kehuttiin kautta linjan kekseliääksi ja kunnianhimoiseksi, jos kohta riemastuttavan maanläheiseksikin.

Kirjallisuutta pidetään usein ensisijaisesti ja joskus pelkästäänkin älyllisenä, taiteellisena ja hengen voimiin liittyvänä kokemuksena. Suomenkielinen sanallisen luovuuden historia on todistanut moniin maihin verrattuna myöhäisen muutoksen suullisesti esitetystä runoudesta painettuun, ensisijaisesti luettuna nautittuun kirjallisuuteen. Runouden ja sanataiteen tuominen yleisöjen eteen, esittäjän ja yleisön kokoontuminen yhteen, on osaltaan paluuta ikiaikaiseen kertomisen ja kuuntelemisen perinteeseen. Tästä lähtökohdasta toisen hyvin vanhan perinteen, saunan, yhdistäminen sanojen voiman jakamiseen tuntuu varsin luonnolliselta, ja lisää kokemukseen sekä kehollisuuden että pyhyyden ulottuvuuden. Ihminen on hengen ja lihan kokonaisuus, ja niiden elämykset täydentävät toisiaan. Voimallisiin runovaikutelmiin uppoutumista voi jatkaa lauteilla, kehon antaessa myöten lämmön lempeydelle. Ja löylyn jälkeen, kehon kehrätessä tyytyväistä oloaan, mielellä on enemmän liekaa ja avaruutta kuulla ja kuunnella, ottaa vastaan ja eläytyä.

Mahdollisuus yhteiseen saunomiseen tuo myös kirjailijat harvinaisen lähelle kuulijoitaan. Esiintymisten ja löylyn tiimoilla kiertueväkemme tapasi monenlaisia ihmisiä, ja keskustelua kulttuurien yhteneväisyyksistä ja eroista olisi aina riittänyt miten myöhään yöhön tahansa. Yksi tarjoutui esittelemään kaupungin kirjakaupat, toinen viemään museoiden ja etnisten ravintoloiden kierrokselle, joku vakuutti karaokekellarin mainioutta ja joku taas johdatteli yksityisiin juhliin. Kokemuksia Suomesta ja toiveita sinne matkustamisesta esitettiin tiheään. Myös media oli kiertueesta varsin kiinnostunut, ja niin televisio, radio kuin sanomalehdetkin raportoivat saunomisen ja sanataiteen tunnelmista. Kiertueen ydinmateriaali, eli esiintyjien tekstit pääsivät niin ikään esiin – itse esimerkiksi luin erään runon saksaksi radioon ja lauloin toisesta runosta syntyneen valssin television ajankohtaisohjelmaan, molemmat luonnollisesti lauteilla istuen. Myös valokuvaajia oli paikalla, ja otokset saunomisesta runokirjojen kera näyttävät levinneen kansainvälisen kuvatoimiston valikoimiin saakka.

Jokin tässä yhdistelmässä siis viehätti. Saimme paljon kiittävää palautetta välittömyydestä, rohkeudesta, taiteellisesta korkeatasoisuudesta ja hienoisesta tai täysverisestä hulluudestakin. Oman vaikutelmani mukaan saksalaiset suhtautuvat yleisesti ottaen vakavasti ja suurella rakkaudella kirjallisuuteen, ja jaksavat istua tarkkaavaisina loputtomankin pitkissä luentatilaisuuksissa. Ehkä tämä toisenlainen lähestymistapamme oli tutumpien lukuesitysten rinnalla sekä virkistävän erilainen että kontaktiltaan intensiivinen. Tuntui, että jaoimme eläytymisen ja puhdistumisen kokemuksen, ennakkoluulottoman ja luonnollisen kohtaamisen ilon.

Yleisö helli meitä myös tuolla kuuluisalla, vankkumattomalla keskittymisellään esimerkiksi torstai- illan kolmituntisessa spektaakkelissa Die Evangelische Stadtakademien tiloissa. Tuolloin eräs suomalaisen intohimon ei niinkään salattu kohde eli tango nousi sanan taiteen kanssa lavalle: saksalainen Bändi-orkesteri eläytyi suomalaisiin tangoihin omintakeisella tyylillään ja esitystemme kanssa vuorotellen. Me kiertuelaisetkin heittäydyimme tangon huumaan, ja ylivertainen ilta huipentui yhdessä laulettuun Satumaahan. Suositumpaa yhteislaulua saa muuten suomalaisten joukosta hakea – ilmeisesti kyseinen kappale tiivistää jotakin aivan olennaista monen suomalaisen sielussa viipyilevästä kaipuusta.

Sauna on ollut ja on edelleen pyhä paikka, jossa ei sovi kirota, riehua eikä muutenkaan käyttäytyä korskeasti. Saunominen sujui kiertueellammekin lempeässä ja hilpeässä järjestyksessä, saksalaisen taiteilijan ja auton puuhamiehen Dida Zenden huolehtiessa löylyn riittävyydestä. Perimätiedon mukaan saunoissa on ollut myös omat haltijansa, mutta yhtä lailla voi jokaisen kylpijän tehtäväksi katsoa rauhan, hyvän tuulen ja keskinäisen ymmärryksen ylläpitämisen: sauna-auton lauteilla ja liepeillä kukin toimi osaltaan ainutlaatuisen, kansainvälisen ja samalla kotoisan tunnelman haltijana. Meidän ei tarvinnut lämmittää saunaamme ukkosen pilkkomilla puilla tavoittaaksemme taivaan vallat ja erityisen hoitavat löylyt. Voimaa, vointia ja riemua syntyi Schweiß & Poesie-kiertueella yllin kyllin muutenkin ihmisten kohtaamisesta, sanan energiasta ja olemassaolon ilosta, joita saunomista ja runoutta paremmin tuskin voisi yhdistää.

Katariina Vuorinen

Katariina Vuorinen on suomalainen runoilija, joka matkustaa, kirjoittaa ja esiintyy ympäri maailmaa. Hänen neljäs runokokoelmansa Uudenvuodenlaki (Savukeidas) ilmestyi alkuvuodesta 2015. Vuorisen runoja on käännetty kahdelletoista kielelle ja julkaistu antologioissa ja kirjallisuuslehdissä eri maissa.

Schweiß und Poesie oli osa COOL2014 -satellittiohjelmaa, kun Suomi oli teemamaana Frankfurtin kirjamessuilla 2014.Ein poetischer Roadtrip mit Sauna? Wie passen Lyrik und Sauna zusammen? Die finnische Lyrikerin Katariina Vuorinen über eine ganz besondere Reise finnischer Wortkünstler mit der rollenden FireFit Sauna.

In der finnischen Sauna wurden Kinder geboren, man hat sich dort gewaschen, es wurde dort auch gestorben, man hat sich dort versammelt und ist von einer Lebensphase zur anderen übergangen. In dem ersten finnischsprachigen Roman Die sieben Brüder badeten die Brüder mit solchem Elan, dass die Sauna sogar zu brennen begann, und in den Volksüberlieferungen wimmelt es nur so von Anspielungen auf diese uralte Methode der Reinigung.

Was kann die in der finnischen Lebensweise und im kulturellen Bewusstsein der Finnen tief verwurzelte Sauna zur Poesie und zum Spoken Word beitragen, wenn diese beispielsweise dem deutschen Publikum vorgestellt werden? Die in deutsch-finnischer Zusammenarbeit auf die Beine gestellte Tournee „Schweiss und Poesie“ hat dies u.a. auf der Frankfurter Buchmesse im Herbst 2014 getestet, als Finnland als Ehrengast der Buchmesse im Rampenlicht stand.

Die finnischen Meister der Poesie und des Spoken Word starteten ihre Tournee in Berlin, und über Hamburg und Hannover kam die frohe Botschaft von Schweiß und Poesie schließlich in Frankfurt an. Gereist wurde mit dem Sauna-Mobil, einem ehemaligen Feuerwehrauto, in das eine holzbeheizte Sauna eingebaut war. Geparkt haben die Dichter ihr Mobil sowohl am Frankfurter Garten, am Römer als auch in unmittelbarer Nähe der Buchmesse. Die Teilnehmer der Tournee (Harri Hertell, Esa Hirvonen, Juha Kulmala, Kasper Salonen, Heli Slunga, Katariina Vuorinen und der deutsche Koordinator der Tournee Dirk Hülstrunk) traten sowohl auf der eigentlichen Messe, im Lesezelt und im Finnland-Pavillon, als auch im verregneten Garten und dem würdevollen alten Stadtzentrum auf. Während die Sauna heiß wurde, badeten die Ortsansässigen begeistert mit den Finnen, und die ganze Idee wurde als einfallsreich und ambitioniert, dabei auch als herrlich bodenständig beschrieben.

Literatur wird oft hauptsächlich, und manchmal sogar einzig und allein, für ein intellektuelles, künstlerisches und geistiges Erlebnis gehalten. Im Vergleich zu vielen anderen Ländern wird man in der Geschichte der finnischen verbalen Kreativität Zeuge eines relativ späten Wandels von der mündlich vorgetragenen Dichtkunst zu der gedruckten, hauptsächlich in schriftlicher Form genossenen Literatur. Wenn Poesie und Wortkunst zum Publikum gebracht werden, wenn Interpret und Publikum zusammenkommen, ist dies zum Teil eine Rückkehr zu der uralten Tradition des Erzählens und Zuhörens. In dieser Hinsicht fühlt es sich sehr natürlich an, eine andere uralte Tradition, die Sauna, mit dem kraftvollen Teilen von Wörtern zu verbinden, und es fügt dem Erlebnis sowohl eine körperliche als auch eine heilige Dimension hinzu. Der Mensch ist eine Einheit aus Körper und Geist, deren Erlebnisse sich gegenseitig ergänzen. Man kann sich weiter in die kraftvollen Eindrücke der Poesie versinken lassen, während der Körper der Weichheit der Wärme nachgibt. Und nach dem Saunieren, wenn der Körper vor Zufriedenheit geradezu schnurrt, hat der Geist mehr Platz und ist bereiter für das Hören und Zuhören, für das Annehmen und Sich-Einfühlen.

Die Gelegenheit zusammen in die Sauna zu gehen bringt auch die Künstler ihrem Publikum besonders nahe. Bei den Auftritten und dem gemeinsamen Baden lernten wir viele verschiedene Leute kennen, und die Gespräche über Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Kulturen hätten bis zum Morgengrauen weitergehen können. Einer erklärte sich bereit, uns die Buchläden zu zeigen, einer hat uns eine Führung durch die Museen und ethnischen Restaurants angeboten, einer wollte uns von der Großartigkeit eines Karaoke-Schuppens überzeugen, und ein anderer lud uns zu einer privaten Party ein. Erlebnisse aus Finnland und Wünsche irgendwann dorthin zu reisen, wurden oft geäußert. Auch die Medien waren an der Tournee sehr interessiert, und sowohl Fernsehen, Radio als auch Zeitungen berichteten über die Eindrücke der Wortkunst und des Saunierens. Das Kernmaterial der Tournee, also die Texte der Künstler, waren auch in den Medien repräsentiert – beispielsweise habe ich ein Gedicht auf Deutsch im Radio vorgelesen und einen auf einem Gedicht basierenden Walzer für ein Fernsehmagazin vorgesungen, beide Male selbstverständlich auf der Saunabank sitzend.

Irgendetwas an dieser Kombination hat es den Menschen also angetan. Wir erhielten reichlich gutes Feedback zu unserer Ungezwungenheit, unserem Mut, unserem hohen künstlerischen Niveau und zu unserer feinen oder auch „vollblütigen“ Verrücktheit. Mein persönlicher Eindruck ist, dass die Deutschen sich der Literatur im Großen und Ganzen mit viel Ernst und Liebe widmen und sogar die Kraft aufbringen, unendlich langen Vorlesungen aufmerksam zu folgen. Möglicherweise war unsere unkonventionelle Annäherungsweise neben den bekannten Lesungs-Veranstaltungsformaten erfrischend anders und auch vom Kontakt her intensiv. Wir hatten das Gefühl, als teilten wir das Erlebnis des Sich-Einfühlens und der Reinigung, der Freude über eine natürliche Begegnung ganz vorurteilsfrei.

Wir durften die sprichwörtliche unerschütterliche Konzentration des Publikums beispielsweise bei einem dreistündigen Spektakel in den Räumlichkeiten der Evangelischen Stadtakademie genießen. Dort begleitete nämlich ein nicht gerade heimliches Objekt der finnischen Leidenschaft, der Tango, die Wortkunst auf die Bühne: das deutsche Orchester Bändi versetzte sich auf originelle Weise in den finnischen Tango hinein und trat abwechselnd mit uns auf. Auch wir von der Tournee ließen uns vom Tango verführen, und der fantastische Abend erreichte seinen Höhepunkt mit einem Gemeinschaftssingen des bekannten finnischen Tangos „Satumaa“ (dt. Märchenland). Ein zu diesem Zweck geeigneteres finnisches Lied kann es kaum geben – anscheinend fasst dieses Lied etwas ganz Entscheidendes zusammen, was die in den Herzen vieler Finnen weilende Sehnsucht angeht.

Die Sauna ist immer noch ein heiliger Ort, wo Fluchen, Randalieren oder anderes grobes Verhalten nicht hingehören. Auch auf unserer Tournee lief das Saunieren in einer angenehmen und fröhlichen Ordnung, wobei der deutsche Künstler und Organisator des Autos Dida Zende sich um das reichliche Heizen der Sauna kümmerte. Der Überlieferung nach gab es in den finnischen Saunen eigene Saunageister, aber ebenso ist jede/r Badende für die Ruhe, die gute Laune und das gegenseitige Verständnis in der Sauna verantwortlich: auf der Bank des Sauna-Mobils wahrte jeder auf seine eigene Art die einzigartige, internationale und gleichzeitig gemütliche Atmosphäre, wie ein Saunageist eben.  Wir mussten unsere Sauna nicht mit vom Donner gespaltenem Holz heizen, um die Mächte des Himmels zu erreichen und eine besonders pflegende Hitze zu erzeugen. Kraft, Wohlbefinden und Freude gab es auch so genügend bei Schweiß & Poesie, und zwar durch die Begegnungen, die Energie des Wortes und der Lebensfreude, die man durch Saunieren und Poesie kaum hätte besser kombinieren können.

Katariina Vuorinen

Die finnische Lyrikerin Katariina Vuorinen reist, schreibt und ist auf der Lesebühne zu erleben – und das weltweit. Anfang 2015 erschien ihr vierter Gedichtband “Uudenvuodenlaki”. In Veröffentlichungen ihrer Gedichte in Anthologien und Literaturzeitschriften verschiedener Länder liegen Übersetzungen ihrer Werke in insgesamt 12 Sprachen vor.

Übersetzung aus dem Finnischen: Meri Holmela

Schweiß und Poesie war Teil des offenen Satellitenprogramms COOL2014 im Rahmen von Ehrengast Finnland bei der Frankfurter Buchmesse 2014.Ein poetischer Roadtrip mit Sauna? Wie passen Lyrik und Sauna zusammen? Die finnische Lyrikerin Katariina Vuorinen über eine ganz besondere Reise finnischer Wortkünstler mit der rollenden FireFit Sauna.

In der finnischen Sauna wurden Kinder geboren, man hat sich dort gewaschen, es wurde dort auch gestorben, man hat sich dort versammelt und ist von einer Lebensphase zur anderen übergangen. In dem ersten finnischsprachigen Roman Die sieben Brüder badeten die Brüder mit solchem Elan, dass die Sauna sogar zu brennen begann, und in den Volksüberlieferungen wimmelt es nur so von Anspielungen auf diese uralte Methode der Reinigung.

Was kann die in der finnischen Lebensweise und im kulturellen Bewusstsein der Finnen tief verwurzelte Sauna zur Poesie und zum Spoken Word beitragen, wenn diese beispielsweise dem deutschen Publikum vorgestellt werden? Die in deutsch-finnischer Zusammenarbeit auf die Beine gestellte Tournee „Schweiss und Poesie“ hat dies u.a. auf der Frankfurter Buchmesse im Herbst 2014 getestet, als Finnland als Ehrengast der Buchmesse im Rampenlicht stand.

Die finnischen Meister der Poesie und des Spoken Word starteten ihre Tournee in Berlin, und über Hamburg und Hannover kam die frohe Botschaft von Schweiß und Poesie schließlich in Frankfurt an. Gereist wurde mit dem Sauna-Mobil, einem ehemaligen Feuerwehrauto, in das eine holzbeheizte Sauna eingebaut war. Geparkt haben die Dichter ihr Mobil sowohl am Frankfurter Garten, am Römer als auch in unmittelbarer Nähe der Buchmesse. Die Teilnehmer der Tournee (Harri Hertell, Esa Hirvonen, Juha Kulmala, Kasper Salonen, Heli Slunga, Katariina Vuorinen und der deutsche Koordinator der Tournee Dirk Hülstrunk) traten sowohl auf der eigentlichen Messe, im Lesezelt und im Finnland-Pavillon, als auch im verregneten Garten und dem würdevollen alten Stadtzentrum auf. Während die Sauna heiß wurde, badeten die Ortsansässigen begeistert mit den Finnen, und die ganze Idee wurde als einfallsreich und ambitioniert, dabei auch als herrlich bodenständig beschrieben.

Literatur wird oft hauptsächlich, und manchmal sogar einzig und allein, für ein intellektuelles, künstlerisches und geistiges Erlebnis gehalten. Im Vergleich zu vielen anderen Ländern wird man in der Geschichte der finnischen verbalen Kreativität Zeuge eines relativ späten Wandels von der mündlich vorgetragenen Dichtkunst zu der gedruckten, hauptsächlich in schriftlicher Form genossenen Literatur. Wenn Poesie und Wortkunst zum Publikum gebracht werden, wenn Interpret und Publikum zusammenkommen, ist dies zum Teil eine Rückkehr zu der uralten Tradition des Erzählens und Zuhörens. In dieser Hinsicht fühlt es sich sehr natürlich an, eine andere uralte Tradition, die Sauna, mit dem kraftvollen Teilen von Wörtern zu verbinden, und es fügt dem Erlebnis sowohl eine körperliche als auch eine heilige Dimension hinzu. Der Mensch ist eine Einheit aus Körper und Geist, deren Erlebnisse sich gegenseitig ergänzen. Man kann sich weiter in die kraftvollen Eindrücke der Poesie versinken lassen, während der Körper der Weichheit der Wärme nachgibt. Und nach dem Saunieren, wenn der Körper vor Zufriedenheit geradezu schnurrt, hat der Geist mehr Platz und ist bereiter für das Hören und Zuhören, für das Annehmen und Sich-Einfühlen.

Die Gelegenheit zusammen in die Sauna zu gehen bringt auch die Künstler ihrem Publikum besonders nahe. Bei den Auftritten und dem gemeinsamen Baden lernten wir viele verschiedene Leute kennen, und die Gespräche über Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Kulturen hätten bis zum Morgengrauen weitergehen können. Einer erklärte sich bereit, uns die Buchläden zu zeigen, einer hat uns eine Führung durch die Museen und ethnischen Restaurants angeboten, einer wollte uns von der Großartigkeit eines Karaoke-Schuppens überzeugen, und ein anderer lud uns zu einer privaten Party ein. Erlebnisse aus Finnland und Wünsche irgendwann dorthin zu reisen, wurden oft geäußert. Auch die Medien waren an der Tournee sehr interessiert, und sowohl Fernsehen, Radio als auch Zeitungen berichteten über die Eindrücke der Wortkunst und des Saunierens. Das Kernmaterial der Tournee, also die Texte der Künstler, waren auch in den Medien repräsentiert – beispielsweise habe ich ein Gedicht auf Deutsch im Radio vorgelesen und einen auf einem Gedicht basierenden Walzer für ein Fernsehmagazin vorgesungen, beide Male selbstverständlich auf der Saunabank sitzend.

Irgendetwas an dieser Kombination hat es den Menschen also angetan. Wir erhielten reichlich gutes Feedback zu unserer Ungezwungenheit, unserem Mut, unserem hohen künstlerischen Niveau und zu unserer feinen oder auch „vollblütigen“ Verrücktheit. Mein persönlicher Eindruck ist, dass die Deutschen sich der Literatur im Großen und Ganzen mit viel Ernst und Liebe widmen und sogar die Kraft aufbringen, unendlich langen Vorlesungen aufmerksam zu folgen. Möglicherweise war unsere unkonventionelle Annäherungsweise neben den bekannten Lesungs-Veranstaltungsformaten erfrischend anders und auch vom Kontakt her intensiv. Wir hatten das Gefühl, als teilten wir das Erlebnis des Sich-Einfühlens und der Reinigung, der Freude über eine natürliche Begegnung ganz vorurteilsfrei.

Wir durften die sprichwörtliche unerschütterliche Konzentration des Publikums beispielsweise bei einem dreistündigen Spektakel in den Räumlichkeiten der Evangelischen Stadtakademie genießen. Dort begleitete nämlich ein nicht gerade heimliches Objekt der finnischen Leidenschaft, der Tango, die Wortkunst auf die Bühne: das deutsche Orchester Bändi versetzte sich auf originelle Weise in den finnischen Tango hinein und trat abwechselnd mit uns auf. Auch wir von der Tournee ließen uns vom Tango verführen, und der fantastische Abend erreichte seinen Höhepunkt mit einem Gemeinschaftssingen des bekannten finnischen Tangos „Satumaa“ (dt. Märchenland). Ein zu diesem Zweck geeigneteres finnisches Lied kann es kaum geben – anscheinend fasst dieses Lied etwas ganz Entscheidendes zusammen, was die in den Herzen vieler Finnen weilende Sehnsucht angeht.

Die Sauna ist immer noch ein heiliger Ort, wo Fluchen, Randalieren oder anderes grobes Verhalten nicht hingehören. Auch auf unserer Tournee lief das Saunieren in einer angenehmen und fröhlichen Ordnung, wobei der deutsche Künstler und Organisator des Autos Dida Zende sich um das reichliche Heizen der Sauna kümmerte. Der Überlieferung nach gab es in den finnischen Saunen eigene Saunageister, aber ebenso ist jede/r Badende für die Ruhe, die gute Laune und das gegenseitige Verständnis in der Sauna verantwortlich: auf der Bank des Sauna-Mobils wahrte jeder auf seine eigene Art die einzigartige, internationale und gleichzeitig gemütliche Atmosphäre, wie ein Saunageist eben.  Wir mussten unsere Sauna nicht mit vom Donner gespaltenem Holz heizen, um die Mächte des Himmels zu erreichen und eine besonders pflegende Hitze zu erzeugen. Kraft, Wohlbefinden und Freude gab es auch so genügend bei Schweiß & Poesie, und zwar durch die Begegnungen, die Energie des Wortes und der Lebensfreude, die man durch Saunieren und Poesie kaum hätte besser kombinieren können.

Katariina Vuorinen

Die finnische Lyrikerin Katariina Vuorinen reist, schreibt und ist auf der Lesebühne zu erleben – und das weltweit. Anfang 2015 erschien ihr vierter Gedichtband “Uudenvuodenlaki”. In Veröffentlichungen ihrer Gedichte in Anthologien und Literaturzeitschriften verschiedener Länder liegen Übersetzungen ihrer Werke in insgesamt 12 Sprachen vor.

Übersetzung aus dem Finnischen: Meri Holmela

Schweiß und Poesie war Teil des offenen Satellitenprogramms COOL2014 im Rahmen von Ehrengast Finnland bei der Frankfurter Buchmesse 2014.

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