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Autorenlesung mit Malin Klingenberg | Kirjailijahaastattelu ja lukutilaisuus Malin Klingenbergin kanssa. Foto | Kuva: Roosa-Maria Muilu

Jung in Finnland

Es verwundert wohl niemanden, dass „Finnisch lernen“ ein oft nachgefragtes Thema in der Arbeit des Finnland-Instituts ist. Deshalb ist uns umso mehr daran gelegen, das Wirken des Netzwerks Suosa zu unterstützen: die Finnisch-Lehrenden, Fennistik-Professor*innen u.a. an Hochschulen im deutschsprachigen Raum. Suosa ist eine Kombination der finnischen Wörter „suomi“ (‚Finnisch‘) und „saksa“ (‚Deutsch‘). Bereits zum zweiten Mal konnte Suosa 2022 aber nicht nur die Lehrenden, sondern auch die Finnisch-Studierenden aus dem deutschsprachigen Europa zusammenbringen. Und auch unsere Volontärin Roosa-Maria Muilu war dabei und hat diesen Blogbeitrag über drei Tage voller ergiebiger Diskussionen, interessanter Erkenntnisse, fröhlicher Wiedersehen und neuer Bekanntschaften verfasst.

Jung in Finnland! Unter diesem Thema hat das Nordeuropa-Institut der Humboldt-Universität vom 19. bis 21. Mai 2022 zusammen mit dem Finnland-Institut eine wissenschaftliche Tagung organisiert: das „Suosa-Seminar“ für Lehrende und Studierende der Skandinavistik, Finnougristik und Fennistik an deutschsprachigen Universitäten. Das Programm bestand größtenteils aus Workshops, in denen die Teilnehmenden sich jeweils mit einem Thema aus der Perspektive der finnischen Jugendlichen und des finnischen Jungseins beschäftigen und auseinandersetzen durften. Die Idee dazu stammte von der Tagungsleiterin Dr. Pia Päiviö, Finnisch-Lektorin an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Am Donnerstagabend, dem 19. Mai, sammelten sich die Studierenden und ihre Lehrenden im großen Hörsaal im Universitätsgebäude am Hegelplatz. Viele waren aufgeregt, freuten sich über das Wiedersehen mit Kommilition*innen und Kolleg*innen, und die Stimmung war erwartungsvoll. Gleich zu Beginn wurden alle vorgestellt, indem jede Universität einzeln genannt wurde und die entsprechenden Teilnehmenden jeweils aufstanden: Es waren Beteiligte aus Berlin, Düsseldorf, Göttingen, Greifswald, Hamburg, Köln, München und Wien. Mit der Begrüßung durch Pia Päiviö und den Grußworten der Botschafterin von Finnland Anne Sipiläinen und des Leiters des Finnland-Instituts Mikko Fritze begann das Seminar offiziell. Die Botschafterin sprach in ihrer Rede u.a. über die aktuelle weltpolitische Lage insbesondere im Hinblick auf die Wichtigkeit der „zwischenmenschlichen Interaktion“, in der Sprach- und Kulturkenntnisse erforderlich sind. Sie betonte auch „die positive und aktive Rolle“, die Jugendliche z. B. bei der Krisenbewältigung einnehmen können.

Danach hielt Frau Dr. Anu Gretschel einen einstündigen Gastvortrag zu Finnische Jugend und Glück und führte das Publikum mit einer überraschenden, aber zutreffenden Perspektive an das Thema heran: Ein Teil der finnischen Jugendlichen sind, auch wenn sie laut der aktuellen Umfragen im glücklichsten Land der Welt leben, in Wirklichkeit unglücklich und erleben kaum Zufriedenheit mit ihrem Leben. Der Vortrag weckte später unter einigen Studierenden Überlegungen dazu, was solche Statistiken eigentlich messen, wessen Stimme in ihnen zu hören ist und wie der fortgeschrittene Sozialstaat Finnland sich anscheinend mit der Entwicklung der rechtzeitigen, gezielten und ausreichenden Unterstützung der Jugendlichen nicht wirklich leicht tut.

Am Freitagmorgen ging es dann mit den Workshops los: Sie umfassten vielfältige Themen wie z.B. die Mehrsprachigkeit zu Sprachminderheiten gehörender Jugendlicher, Sprach- und Kulturbewusstheit im Sprachunterricht, die Arbeit unterschiedlicher gesellschaftlicher Institutionen mit den und für die Jugendlichen und die Sprache der Jugendlichen in der finnischen Hauptstadtregion sowie in den sozialen Medien. Im Workshop Sprachenlernen und Sprachunterricht am Samstag hielt Dr. Leila Imppola zuerst eine Einführung ins Thema Sprachunterricht als Teil der Sprachenerziehung und Authentizität und Kulturbewusstheit im Sprachenlernen, wonach die Studierenden in Kleingruppen konkrete Vorschläge für den kulturbewussten Sprachunterricht, den Prinzipien der Sprachenerziehung folgend, skizzieren durften.

Am Freitagabend nach dem offiziellen Programm hatten die Studierenden die Möglichkeit, sich bei einem durch unsere Volontärinnen und die Praktikantin des Nordeuropa-Instituts organisierten Get-Together besser kennen zu lernen und miteinander auszutauschen. Es war sehr erfreulich zu bemerken, wie sehr die Fennist*innen sich für Finnland und die finnische Kultur begeisterten und wie engagiert die Studierenden in ihrem Studium waren. Viele berichteten auch ihre Erfahrungen mit Finnland, sei es über einen Erasmus-Austausch in einer Großstadt, einen Urlaub im winterlichen Lappland oder ein Schüleraustauschjahr irgendwo „jwd“ in den Wäldern der nordostfinnischen Region Kainuu. Und alle sagten, dass ihr Finnland-Interesse nur zugenommen hatte und dass sie möglichst bald wieder nach Finnland möchten!

Am Samstagnachmittag nach den letzten Workshops versammelten sich alle Teilnehmenden noch zu einer Abschlussdiskussion. Im Großen und Ganzen waren alle sehr zufrieden mit dem Programm und dem Verlauf des Seminars. Für das nächste Seminar wurde vereinbart, dass auch die Studierenden ihre Themenwünsche einbringen können. Ganz am Schluss gab es noch ein Programm-Highlight: Wir hatten die Ehre, die finnlandschwedische Kinderbuchautorin Malin Klingenberg zu einer Lesung begrüßen zu dürfen. Olivia Gripenwaldt, Volontärin am Finnland-Institut, und die Praktikantin des Nordeuropa-Instituts Anna Sandström führten und dolmetschten ein hochinteressantes Interview mit anschließenden Leseauszügen aus Klingenbergs Jugendroman Elchtage (2021) und dem urkomischen Kinderbuch Das geheime Leben der Pupse (2022). Die deutsche Lesung übernahmen Hannah Baltzer und Annika Gunsch, Fennistikstudierende der Humboldt-Universität.

Das Suosa-Seminar und seine Organisator*innen erhielten viel Lob, und gemeinsam blickten wir in die Zukunft, indem wir uns fragten, wie es künftig veranstaltet werden sollte und was es alles zu verbessern gibt. Wir sind gespannt, welche Universität die Organisation nächstes Mal übernehmen wird! Es war toll – bis in zwei Jahren hoffentlich!

Text der deutschen und der finnischen Version: Roosa-Maria Muilu

Jung in Finnland

Roosa-Maria Muilu ist Sprachlehrerin und hat an der Universität Helsinki ihr Studium der Germanistik, Skandinavistik und Romanistik abgeschlossen. Sie war im Frühjahr 2022 für ein halbes Jahr als Volontärin am Finnland-Institut tätig.

Roosa-Maria Muilu valmistui Helsingin yliopistosta kieltenopettajaksi pääaineinaan germaaninen filologia ja pohjoismaiset kielet sekä sivuaineenaan ranskalainen filologia. Hän suoritti kuuden kuukauden harjoittelun Suomen Saksan-instituutissa keväällä 2022.

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