facebook twitter
post photo
Suvi Wartiovaara. Foto: Finnland-Institut/Maija Toivonen

25JahreDialog: „Wir machen diese Arbeit für die Menschen und mit ihnen zusammen“

Das nächste „Gesicht" in unserer Blogreihe zur Feier des 25-jährigen Werdegangs des Finnland-Instituts ist Suvi Wartiovaara, Assistentin der Institutsleitung und Verantwortliche für das Literaturprogramm. Suvi ist seit dessen Gründung am Institut tätig – und hat so an allen Aktivitäten teilgehabt und mit jedem und jeder Mitarbeiter_in sowie allen Volontär_innen zusammengearbeitet. Wer wäre also besser geeignet, um von der Tätigkeit und Beständigkeit des Instituts sowie dem eigenen Verhältnis zu Berlin zu erzählen?

Suvi stammt ursprünglich aus Helsinki und lebt seit bald 27 Jahren in Berlin. Sie ist fest in ihrer Wahlheimat verwurzelt und „keine zehn Pferde“ würden sie von dort wegbekommen. Fast schon genauso lange ist Suvi am Institut tätig. Die spannende Arbeit spielt eine wichtige Rolle für ihre enge Bindung an Berlin, ist jedoch nicht der einzige Grund:

„Das Berlin-eigene Spektrum an Kulturen und Nationalitäten sowie die Vielfalt und Offenheit der Stadt sind wichtige Gründe dafür, dass ich mich hier so wohlfühle. Es fiele mir schwer, mir eine interessantere und lebendigere Stadt vorzustellen. Hier habe ich mein Zuhause und den Mittelpunkt meines Lebens.“

Der Umzug nach Berlin war ein entscheidender Schritt in Suvis Leben. Sie riss sich los aus der Geborgenheit Helsinkis und vom festen Arbeitsplatz am dortigen Goethe-Institut. Die neue Richtung im Leben fand sich schließlich auf überraschende Weise: Der erste Leiter des späteren Finnland-Instituts in Deutschland bat sie, ihm bei der Gründung des neuen Instituts zur Seite zu stehen.

„Als ich noch in Helsinki war, entwickelte sich ein Bedürfnis nach einem großen und umfassenden Wandel in meinem Leben ‒ und so habe ich die Sache in die Hand genommen. Ich habe mich aufgemacht und schon nach etwa einem halben Jahr in Berlin ein tolles Jobangebot bekommen. Da habe ich auch gleich zugegriffen und bin immer noch auf diesem Weg unterwegs.“

In 27 Jahren Berlin hat Suvi viele Veränderungen in der Stadt erleben können und beobachtet, wie die 1990 vereinten Deutschlands in der Praxis zueinandergefunden haben. Klare Unterschiede zwischen Ost und West sind noch heute zu sehen.

„Berlin ist seine eigene Insel und gewissermaßen mein Logenplatz gewesen, von dem aus ich verfolgen konnte, wie Menschen aufeinandertrafen, die in zwei unterschiedlichen Systemen gelebt hatten. Besonders in den 1990er-Jahren hatte man oft das Gefühl, dass unser Kulturinstitut als Brückenbauer agierte – sowohl als Institution wie auch als ganz konkreter Ort, an dem sich die Menschen begegneten.“

Nicht nur die Gesellschaft und die Stadt, sondern auch die Arbeit des Instituts hat sich verändert. Was in einem inoffiziellen Büro in der Wohnung des ersten Leiters begann, hat über viele Entwicklungsprozesse und Schwerpunkte sowie die Amtszeiten der Leiter_innen zu seiner heutigen Form gefunden. Das Hauptziel ist dabei jedoch immer gleich geblieben: ein Dialog zwischen unterschiedlichen Akteur_innen, der finnischer Kultur und Wissenschaft zu mehr Sichtbarkeit im deutschsprachigen Europa verhilft.

Im Mittelpunkt stehen also die Begegnungen zwischen finnischen, deutschen, österreichischen und schweizerischen Akteur_innen aus den Gebieten Kultur und Wissenschaft sowie das Aufbauen und Pflegen von Netzwerken. Im Alltag des Instituts läuft der Dialog auf mehreren Ebenen: hausintern unter Kolleginnen, zwischen dem Institut und seinen Partnern sowie Fachleuten unterschiedlicher Bereiche und auch zwischen dem Institut und dem deutschen wie finnischen Publikum.

Suvi zufolge versucht das Institut in seiner Tätigkeit zu zeigen, dass jedes Mitglied der Belegschaft – vom Volontär  bis zur Leiterin – wichtige und verantwortungsvolle Arbeit leistet.

„In Deutschland ist man oft der Meinung, dass man sich nur an die Chefs wenden kann. Ich selbst habe mir von Anfang an Folgendes als Richtschnur genommen: Wir werden euch beweisen, dass das nicht stimmt. An wen immer man sich bei uns wendet, man wird garantiert kompetent und zuverlässig beraten. In unserer Arbeit bringen wir die finnische und nordische Art zu denken nach Deutschland, was schon an sich viel wert ist.“

Eine Konstante in der Tätigkeit des Instituts ist auch das Bemühen, mit einem hochwertigen Programm ein möglichst vielfältiges Publikum anzusprechen, was Suvi zufolge von Jahr zu Jahr besser gelungen ist. Dazu beigetragen hat neben einem abwechslungsreichen Programm auch der Fokus auf Öffentlichkeitsarbeit und Sichtbarkeit. Die positive Resonanz, nämlich der Kontakt zu neuen Partnern und Zielgruppen sowie das Interesse der Medien, ist für Suvi Beweis für die Bedeutung der Institutstätigkeit.

Diese Tätigkeit ist dadurch erleichtert worden, dass in Deutschland schon immer ein grundlegendes Interesse an Finnland und den nordischen Ländern bestand. Auch wenn das hiesige Finnlandwissen gelegentlich klischeebehaftet sein mag, ist es doch eine gute Grundlage für alles Weitere. Suvi zufolge gibt es bestimmte Dinge an Finnland, die immer interessieren, etwa Design, Musik, Architektur und das Bildungssystem. Auch die finnische Literatur findet im deutschsprachigen Europa zunehmend Beachtung. Ins Deutsche übersetzte Bücher gibt es viele und die Übersetzungen sind Suvis Meinung nach ausgezeichnet. Als Verantwortliche für das literarische Programm am Institut ist auch ihre eigene Beziehung zur Literatur verständlicherweise passioniert.

„Ich lese ununterbrochen, vor allem Belletristik auf verschiedenen Sprachen. Literatur ist ein außerordentlich wichtiger Teil meines Lebens, was ein Beispiel für den mitunter fließenden Übergang zwischen Privatleben und Arbeit ist. Die Förderung der Bekanntheit von finnischer Literatur in der Welt ist aber wirklich nicht schwierig, weil die Bücher, die auf den Markt kommen, von solch hoher Qualität sind.“

Die jährlich im März stattfindende Leipziger  Buchmesse ist eines der wichtigsten Projekte für Suvi. Finnland ist auf der Messe bereits seit 20 Jahren dabei, zu Beginn noch als kleine, bescheidene Sektion. Dieses Jahr nimmt es aber schon zum 14. Mal am Nordischen Forum teil, dem gemeinsamen Stand der nordischen Länder.

„Die Messe zieht ein großes Publikum an, und die teilnehmenden Schriftsteller_innen waren immer durchweg zufrieden. Die Zusammenarbeit unserer nordischen Planungsgruppe ist unkompliziert und macht Freude. Unser gemeinsamer Stand auf der Messe zeigt, wie viel nordische Literatur im deutschsprachigen Europa zu bekommen ist.“

Die Leipziger Buchmesse ist ein Zeugnis von der Beständigkeit im 25-jährigen Werdegang des Instituts. Suvi hält das Aufrechterhalten alter Kontakte für ebenso wichtig wie das Knüpfen neuer. Zwischenmenschliche Begegnungen stehen in jedem Fall im Zentrum ihrer Tätigkeit.

„Wir machen diese Arbeit für die Menschen und mit ihnen zusammen. Es ist wunderbar zu sehen, dass sich sowohl Publikum als auch Kooperationspartner immer wieder aufs Neue an unseren Veranstaltungen beteiligen und dass ehemalige Volontär_innen mit uns in Kontakt bleiben möchten. Dass es uns als Kolleg_innen, Partnern oder Veranstaltern gelungen ist, einzelnen Menschen etwas zu vermitteln, das sie gerne zu uns zurückkehren lässt, ist jeden Tag wieder ein Lohn für unsere Arbeit.“

 

Text: Roosa Kokkonen

Übersetzung aus dem Finnischen: Claudia Nierste

Finnisches Programm bei der Leipziger Buchmesse 2019

Roosa Kokkonen studiert an der Universität Helsinki Wirtschafts- und Sozialgeschichte und war bis Dezember 2019 Volontärin am Finnland-Institut.

Roosa Kokkonen opiskelee Helsingin yliopistossa talous- ja sosiaalihistoriaa ja toimi joulukuuhun 2019 asti harjoittelijana Suomen Saksan-instituutissa.

Wir verwenden Cookies auf unserer Website, um Ihnen die relevanteste Erfahrung zu bieten
Weitere Informationen über die Verwendung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.