• Kategorien:
  • Datum: 01.04.2014 - 30.04.2014
  • facebook twitter

Monatstipp April 2014

event photo

Josefin Lau empfiehlt aus der Bibliothek des Finnland-Instituts Großes kleines Land von Antti Tuuri

„Njörður war der Meinung, jeder Finne sollte wenigstens einmal in seinem Leben Island und Irland besuchen, denn Island, Irland und Finnland seien die einzigen Orte auf Erden, wo sich bei den Menschen noch eine Spur jener Ur-Verrücktheit erhalten habe, um deretwillen es sich zu leben lohne. Ich versprach ihm, im nächsten Sommer nach Island zu kommen.“

Dieser Klappentext des Buches Großes kleines Land: isländisches Tagebuch (finnischer Originaltitel: Suuri pieni maa) des finnischen Bestsellerautors Antti Tuuri lässt vermuten, dass es im Buch um mehr geht als einen einfachen Reisebericht eines Islandaufenthaltes.

1980 wird Tuuri von seinem Schriftstellerkollegen Njörður P. Njarðvík in dessen Heimat Island eingeladen. Schnell wird klar, dass es nicht bei dieser einen Reise bleiben wird, sondern noch viele weitere folgen. Insgesamt beschreibt der Erzähler, Tuuri selbst, fünf ganz unterschiedliche Entdeckungsreisen, die von Freude, Euphorie und Abenteuer nur so strotzen.

Schon bei seiner ersten Reise nach Island beginnt Tuuris ganz besondere Beziehung zu diesem außergewöhnlichen Ort. Die Erzählungen dieser Reise sind vor allem Schilderungen einer unfassbaren Natur, wie sie einzigartiger nicht sein könnte: Geysire, Wasserfälle und Vulkane, heiße Quellen, in denen man den Schwefelgehalt förmlich spüren kann und Böden, die die Entstehungsgeschichte dieses geheimnisvollen Landes zu erzählen vermögen.

Da Tuuri meist zusammen mit seinem Freund und Kollegen Njörður reist, hat er stets einen fachkundigen Guide an seiner Seite, der es ihm ermöglicht, tiefer in die Geschichte und Hintergründe einzudringen.  Die beiden berichten über die erste Volksversammlung um 930 im Gebiet des heutigen Thingvellir-Nationalparks, interskandinavische Kommunikation, Snorri, der im 13. Jahrhundert vor allem durch seine Sagas über die norwegischen Könige bekannt wurde, über irische Mönche, die Götter- und Heldendichtungen Edda, Hungersnöte, Aluminiumfabriken, algerische Piraten und das Fleisch von Papageientauchern, um nur einige Ansätze zu nennen.

In seinem Buch Großes kleines Land schneidet Tuuri so viele verschiedene Themen an, dass der Leser sofort Lust bekommt, selbst die Koffer zu packen und sich ein Bild davon zu machen, was dieses vielfältige Island alles zu bieten hat. Es gilt, die angesprochene „Ur-Verrücktheit, um deretwillen es sich zu leben lohne“ selbst zu erleben. Dem Autor gelingt es, den Leser nicht nur durch nette Anekdoten zu unterhalten, sondern ihn zum Weiterdenken anzuregen. Denn obwohl das Buch schon vor über 20 Jahren in seiner Erstausgabe erschienen ist, lassen sich auch heute erstaunlich viele Parallelen zwischen Finnland und Island ziehen. Beide Länder teilen beispielsweise eine starke Verbundenheit zu ihrer Natur und ihrer Herkunft.

Es bleibt bei der anfänglichen Vermutung: Antti Tuuris isländisches Tagebuch überschreitet die Grenzen der Reiseliteratur und weckt Fernweh.

Antti Tuuri, geboren 1944 in Kauhava/Finnland, erhielt 1997 für seinen Roman Lakeuden kutsu (deutscher Titel der Verfilmung Die Rückkehr in die Provinz) den Finlandia-Preis, Finnlands bedeutendste Auszeichnung für Schriftsteller. Schon 1993 veröffentlichte er in Finnland seine Reiseschilderungen aus Island, 1998 erschien die deutsche Ausgabe in der Übersetzung von Andreas Ludden.

Autorin: Josefin Lau, freie Praktikantin am Finnland-Institut

Wir verwenden Cookies auf unserer Website, um Ihnen die relevanteste Erfahrung zu bieten
Weitere Informationen über die Verwendung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.