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  • Datum: 01.10.2013 - 31.10.2013
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Monatstipp Oktober 2013

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Janette Salminen empfiehlt aus der Bibliothek des Finnland-Instituts den Roman Das Hungerjahr von Aki Ollikainen.

Kurz und gut. Mit diesen Worten lässt sich das im August auf Deutsch erschienene Buch Das Hungerjahr von Aki Ollikainen gut beschreiben. Der 1973 geborene finnische Autor stellt in seinem Roman die Schrecken der schweren Hungersnot 1867/68 dar. Ollikainens Roman wurde 2012 in Finnland als bestes literarisches Debüt ausgezeichnet.

Das Hungerjahr erzählt die Geschichte einer finnischen Familie, die wegen der Hungersnot ihr Haus zurück lässt und betteln gehen muss. Die Ungewissheit und die Verzweiflung verbinden die gesamte Nation, unabhängig von der wirtschaftlichen Lage eines jeden. Obwohl es sicherlich gerade die Armen waren, die unter dem Mangel am meisten litten, vergisst Ollikainen nicht, auch das Leben der Reichen zu beschreiben. Die Probleme sind unterschiedlich, aber Mitleid, Not und Angst kommen auch in den Gedanken der wohlhabenderen Bürger vor. Eine Frage, die öfters auftaucht,  ist folgende: Was macht jemand mit Geld, wenn es nichts zu kaufen gibt?

Aki Ollikainens Sprache reflektiert die Geschehnisse des Buches – die Sätze sind kurz, schmucklos und  fokussieren sich nur auf das Notwendigste.  Die melancholische und nebelhafte Stimmung fängt schon auf der erste Seite an und hält bis zum letzten Wort. Dieses Buch ist von Anfang bis Ende finnisch – sogar die Buchhülle des finnischen Originals erinnert an alte finnische Bücher, die heute nur noch selten gelesen werden. Die deutsche Übersetzung hat leider eine völlig andere visuelle  Form, wodurch dieses Verhältnis verloren geht.

Von vorn bis hinten finnisch sein ist aber für ein Buch auf keinen Fall eine Schwäche, ganz im Gegenteil.  Es ist lobenswert, dass die finnische Geschichte noch heute von professionellen Schriftstellern wie Ollikainen behandelt wird. Und wie sollte man mit der finnischen Vergangenheit sonst umgehen, als mit den Methoden des Finnen, wie Melancholie, Einsamkeit und Simplizität?

Obwohl das Buch zum großen Teil die schlimmsten Seiten der Menschen  beschreibt, kann der Leser sich mit den Charakteren identifizieren.  Es fordert den Leser dazu auf, darüber  nachzudenken, wie er oder sie sich in ähnlichen Situationen verhalten würde. Wenn es nur eine Scheibe Brot gäbe, würden Sie lieber sie einem 15-jährigen oder einem 3-jährigen Jungen geben? Oder sie doch lieber selbst essen?

Das Hungerjahr ist empfehlenswert für alle, die bereit sind, auch selber mitzufühlen  und zu reflektieren. Das Buch ist keine leichte Lektüre für Sommerabende, belohnt den Leser aber sicherlich.

Autorin: Janette Salminen, Volontärin am Finnland-Institut

Der Schriftsteller Aki Ollikainen besucht im Oktober anlässlich der Erscheinung der deutschen Übersetzung  von Das Hungerjahr Berlin und Frankfurt. Mehr Informationen zu diesen Autorenlesungen sind unter den folgenden Links zu finden.

Aki Ollikainen in Berlin.

Aki Ollikainen in Frankfurt.

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