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© Finnland-Institut/Foto: Bernhard Ludewig

Visiting Art/ist 2020: Markus Jäntti-Tuominen, Geschichten von Einhörnern

Gastkünstler des Jahres 2020 am Finnland-Institut ist Markus Jäntti-Tuominen. Mit seiner Kunst zieht zugleich eine ganze Gang von Fabelwesen in die Räumlichkeiten an der Berliner Friedrichstraße ein. Roosa Kokkonen hat deren Schöpfer im Vorfeld interviewt.

Markus Jäntti-Tuominen, du bist der Visiting Artist 2020 am Finnland-Institut. Wie kam es dazu, dass du Künstler geworden bist?

Die visuellen Künste waren in meiner Kindheit bei uns zu Hause immer präsent. Ich habe mich einfach jeden Tag weiter damit beschäftigt und bin auch schon sehr früh in eine Malschule für Kinder gegangen – bzw. mein Vater hat mich hingebracht. Seitdem bin ich eigentlich auf diesem Weg und entwickle mich in der Kunst weiter.

Vor Kurzem hast du dein Studium an der Universität der Künste Berlin abgeschlossen. Warum hattest du dich für ein Studium in Deutschland entschieden?

Erstens wollte ich weder in Finnland wohnen bleiben noch in Finnland studieren. Ich wollte immer ins Ausland und Deutsch war in der Schule meine erste Fremdsprache. Es war für mich ganz natürlich, die Brücke nach Deutschland zu bauen. Ich habe mich dann in Berlin und Leipzig beworben und bin so an der UdK gelandet.

Wie ist es, als junger Künstler in einer internationalen Umgebung in Berlin zu arbeiten?

Es ist einerseits wirklich reizvoll und andererseits irgendwie schwierig: Es beschäftigt einen ständig, dass jeden Tag so viele Dinge auftauchen, die man hört oder wahrnimmt – auch eine Unmenge visueller Eindrücke. Man ist einfach von so viel Stimulation umgeben – was einem viel abverlangt, einem aber auch ganz viel gibt.

Woher bekommst du die Inspiration für deine Werke?

Mich inspirieren oft kleine Beobachtungen aus dem Alltag in unserer Welt, einzelne Kleinigkeiten, was auch immer. Die möchte ich dann irgendwie als Metapher zusammenfügen und weiterentwickeln. Die Problematik der Kunst an sich beschäftigt mich auch sehr.

Mit welchen Materialien und Medien arbeitest du?

Ich komme aus der Malerei, habe in den letzten Jahren aber am meisten mit Bildhauerei gearbeitet. Auch für das Finnland-Institut habe ich vorwiegend Skulpturen geschaffen. Außerdem bin ich mit dem Video Roses and Thorns ja auch unter die Filmemacher gegangen − und als Darsteller treten nur Puppen auf. Momentan beschäftige ich mich tatsächlich vor allem mit Puppen, Malerei, Bildhauerei, Film und wie sich das alles kombinieren lässt.

Wie ist das Konzept für das Finnland-Institut zustande gekommen? Anders gefragt: Wie bist du auf die Idee gekommen, diese verschiedenen Werke bei uns zu zeigen?

Meiner Meinung nach passt es gut zum Erkerzimmer, den Film hier, in seinem speziell dafür angefertigten Kasten, zu zeigen. Hier in diesem Raum, wo man sonst sitzt, mit anderen redet oder vielleicht auch Kaffee trinkt, kann man die Werke gut integrieren − auch das Bild an der Wand, und dann die Einhörner, die sich überall im Institut ausbreiten.

Womit beschäftigst du dich gerade?

Ich bin dabei, mehr kurze Filme zu machen. Außerdem möchte ich weiter mit den Puppen, mit den Figuren arbeiten, mit den Tierchen… und mit den Metaphern, die auch in meinem Film eine Rolle spielen. Und ich möchte Verschiedenes ausprobieren, Puppentheater oder längere Filme mit weiteren und anderen Puppen. Wie man das Künstlersein darin ausdrücken kann, interessiert mich: die Thematik der Kunst und die Beobachtungen der Gesellschaft gleichzeitig in meiner Arbeit zu kombinieren.

Wie sehen deine Zukunftspläne aus?

2020 möchte ich mich auf jeden Fall mit der Präsentation und der Resonanz darauf hier am Finnland-Institut beschäftigen. Ich möchte auch darüber nachdenken, wie die Leute diese Geschichten von Einhörnern empfinden und wie ich mit dem Filmemachen weiterarbeiten kann… Im März 2020 werde ich als Residenzkünstler im Künstlerhaus Tapiola in Espoo bei Helsinki arbeiten. Dabei lebe ich inzwischen ja sowohl auf dem Land als auch in der Stadt, beides gleichzeitig.

 

Visiting Art/ist 2020: Markus Jäntti-Tuominen | Vernissage am Donnerstag, 16. Januar 2020, 19−21 Uhr

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Markus Jäntti-Tuominen wurde 1994 in Finnland geboren und erhielt bereits als 15-Jähriger ein Stipendium der Alfred-Kordelin-Stiftung. Von 2013 bis 2019 studierte er als Meisterschüler an der Universität der Künste Berlin, Fachklasse Professor Robert Lucander. 2018 nahm er am Master-Programm „Studio Art” am Hunter College, New York, teil.

Roosa Kokkonen studiert an der Universität Helsinki Wirtschafts- und Sozialgeschichte und war bis Dezember 2019 Volontärin am Finnland-Institut.

Roosa Kokkonen opiskelee Helsingin yliopistossa talous- ja sosiaalihistoriaa ja toimi joulukuuhun 2019 asti harjoittelijana Suomen Saksan-instituutissa.

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